ZENSIERT - Sendung vom 01.03.2012
Die Ausstrahlung wurde vom Sender 'Radio 91.2' verweigert. Wann die Sendung über den Äther geht ist noch nicht geklärt. Themen: Arbeitslosenzentrum (ab 1:21) --- "Kein 10. Opfer!"? Ausschnitte eines Vortrags über den nationalsozialistischen Untergrund, Rechtsterror und die Rolle des Staates (ab 4:11) --- insgesamt 26:19 Minuten; 7,5 MB
- Arbeitslosenzentrum: http://www.alz-dortmund.de/
- Den kompletten Vortrag "Kein 10. Opfer!"? des Apabiz (Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum) gibt es bei freie-radios.net
Kritik? Gibt's hier nich!
Diesen Monat wird unsere regelmäßige Sendung im Bürgerfunk leider nicht am gewohnten Termin ausgestrahlt. Der zuständige Sender 'Radio 91.2' verweigert die Ausstrahlung. Die Ablehnungsgründe sind bemerkenswert.
Seit Anfang 2004 produzieren wir regelmäßig Radiosendungen für den Bürgerfunk. Seit August 2008 wurden Diese - bis auf wenige Ausnahmen - jeweils am 1. Donnerstag im Monat gesendet. Davor war 'unser' Sendetermin 4 Jahre lang der 1. Dienstag im Monat.
In diesem Monat verweigert der zuständige Sender 'Radio 91.2' die Ausstrahlung. Ablehnungsgrund ist die Anmoderation der Sendung. Darin heißt es: "es ist der 1. Donnerstag im Monat, es ist 21:04 Uhr und hier ist Radio Brennessel ...".
Der Zensor des Senders begründet die Ablehnung damit, dass wir keinen Anspruch darauf haben, dass die Sendung am gewünschten Termin auch tatsächlich gesendet wird. Deshalb könnten wir die Sendung nicht mit diesem Satz beginnen. Es ist zwar richtig, dass wir keinen Anspruch auf den gewünschten Sendetermin haben, aber seit Jahren war es kein Problem regelmäßig am 1. Donnerstag im Monat die Sendung auszustrahlen.
Darüber hinaus wird der Name unserer Sendung beanstandet. Im letzten Sommer haben wir die Sendung umbenannt. Seit August 2011 verwenden wir den Namen Radio Brennessel. Der Zensor bemängelt – nach 8 Monaten bzw. Sendungen – das wir ja gar kein Radio seien. Radio 91.2 als Sender dürfe sich beispielsweise Radio nennen – aber ein Radio Brennessel gäbe es nicht. Wir wären schließlich nur eine Produktionsgruppe. Deshalb ist unsere Anmoderation nach Ansicht von Radio 91.2 sachlich falsch und kann deshalb nicht gesendet werden.
Wenn es nicht so skandalös wäre, könnte man über diese Ablehnungsgründe eigentlich nur lachen. Es dürfte klar sein, dass diese Gründe vorgeschoben bzw. an den Haaren herbei gezogen sind. Über die tatsächlichen Ablehnungsgründe können wir nur spekulieren - und tun das natürlich auch:
Zunächst ist da der Inhalt der abgelehnten Sendung. Nach einem kurzen Beitrag über das Dortmunder Arbeitslosenzentrum geht es im Rest der Sendung um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Im Januar hatte das Dortmunder Antifa-Bündnis einen Vortrag mit Referenten des Berliner apabiz organisiert. Von diesem Vortrag wollten wir Ausschnitte senden (für den kompletten Vortrag reicht die spärliche Sendezeit im Bürgerfunk leider nicht). Eine Deutungsmöglichkeit wäre also, dass Radio 91.2 nicht gewillt ist eine Sendung mit antifaschistischem Schwerpunkt zu senden ist.
Der Grund für diese Zensurmassnahme könnte aber auch in unserer letzten Sendung zu finden sein. In einem Beitrag haben wir einen Zeitungsartikel über Linksextremismus in Dortmund ausgiebig kritisiert. Dieser Artikel erschien in den Ruhr Nachrichten. Die Ruhr Nachrichten gehören – wie auch Radio 91.2 – zum Medienhaus Lensing. Sollte dieser Beitrag etwa ins Schwarze getroffen haben? Müssen wir die Zensur der aktuellen Sendung als Retourkutsche für diese Kritik verstehen? Falls dem so sein sollte nehmen wir es sportlich und versprechen die Veröffentlichungen der Ruhr Nachrichten weiterhin kritisch zu begleiten.
Selbstverständlich werden wir auch die Rechtmäßigkeit der uns vorgeworfenen 'Verfehlungen' von der Landesmedienanstalt klären lassen.