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Zur Lage der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Dortmund

Berichterstatter: Jochen Kalmbach (Arbeitsgemeinschaft zu Förderung offener Jugendarbeit in Dortmund/AG – OT)

Die AG – OT ist ein Zusammenschluss von 24 Trägern, evangelische und katholische Kirchengemeinden, der Offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Es handelt sich um

  • „Teil Offene Türen“ = TOT, die mindestens 6 Stunden in der Woche auf sind und von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen geführt werden;
  • „Kleine Offene Türen“ = KOT, die 25 Stunden die Woche geöffnet sind und von einer hauptamtlichen Fachkraft und ehrenamtliche MitarbeiterInner geführt werden;
  • zwei „Häuser der Offenen Tür“ = OT, die mindestens 30 bzw. 35 Angebots und Öffnungstunden die Woche anbieten. Diese werden von 3 bzw. 2 hauptamtlichen Fachkräften plus Honorarkräften geführt.

Das Land NRW ist das einzige Bundesland der Republik, die im Landesjugendplan eine eigene Position „Offene Jugendarbeit“ hat. Ziel war es in den späten 70ern, das Land flächendeckend mit „Häusern der Offenen Tür“ zu versorgen. Anfang der 80er Jahre ist dieses Vorhaben mangels finanzieller Mittel eingestellt worden.

Mit den Kürzungssplänen für den Landesjugendplan im Doppelhaushalt 2004/2005 hat sich das Land von der flächendeckenden Versorgung und Förderung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit verabschiedet. Es sollen nur noch gezielt und punktuell Einrichtungen gefördert werden, die in Regionen, Stadtteilen mit besonderen Merkmalen wie hoher Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, hohe Arbeitslosigkeit, hoher Anteil an Aussiedlern, strukturschwache Wirtschaft, etc vorweisen.

Wer darüber entscheiden und nach welchen Kriterien entscheiden soll, ist noch völlig unklar. Sicherlich wird es den Kommunen überlassen bleiben, in welche Einrichtungen sie die immer geringeren Fördemittel fliesen lassen.

Für 2004 war eine Kürzung von 50% geplant. Nach massiven Protesten und Aktionen ist die Kürzung auf 25% "korrigiert" worden.

Ziel ist es aber, bis 2007 die Förderung von € 33 Millionen im Jahr 2003 auf € 10 Millionen im Jahr 2007 runter zu fahren. Das sind 70% Kürzung.

Auswirkungen für die Träger der AG – OT in Dortmund

Hier die Entwicklung der Kürzungen der letzten Jahre

Förderung aus dem Landesjugendplan (Gesamtsumme für alle 24 Einrichtungen)

2002: € 300.916.-

2003: € 286.569.-

2004: € 214.927.- minus von € 71.642.- zu 2003 und € 85.989.- zu 2002.

Seit Anfang der 90er Jahre ist die Förderung aus dem Landesjugendplan kontinuierlich gesunken und die Eigenleistung der Träger gestiegen. Die Eigenleistung der Träger liegt mittlerweile bei den KOTs zwischen 45% und 55% und den beiden großen OTs bei 28% bzw 35%. Sowohl die Stadt Dortmund, als auch die Träger der Offenen Einrichtungen haben uns signalisiert, die geplanten Kürzungen im Landesbereich nicht kompensieren zu können. Da die Einsparpotenziale in OT`s, KOT`s und TOT`s weitgehend ausgeschöpft sind, kann dies für eine Anzahl von Einrichtungen nur das Aus bedeuten bzw. eine drastische Reduzierung der Angebots- und Öffnungszeiten und der Qualität der Arbeit bedeuten.

Auswirkungen am Beispiel einer Einrichtung: die „Schalom-OT“ in Dortmund-Scharnhorst

Reduzierung der Angebots- und Öffnungszeiten von 43 Stunden auf 31 Stunden die Woche,

Das Bedeutet für den

Jugendbereich ein Öffnungstag wird komplett gestrichen und an den übrigen Öffnungstagen, 5 Tage, wird eine Stunde gekappt. Somit können wir den Sonntag als Öffnungstag erhalten.

Kinderbereich nur 3 statt an 4 Tagen geöffnet.

Durch den Wegfall der Mittel für Schwerpunktarbeit mit Kindern in besonderen Lebenslagen im Jahr 2003 und die jetzigen Kürzungen, ist der Kinderbereich, der Bereich der am stärk-sten von den Kürzungen betroffen ist. Das Loch im Haushalt konnte nur mit einer drastischen Reduzierung der Personalkosten, d.h., der Stunden der nebenamtlichen MitarbeiterInnen die die hauptsächliche Arbeit im Kinderbereich leisten, aufgefangen werden.

Die Kinder bleiben auf der Strecke, bzw. auf der Strasse

Insbesondere für die Alterstufe der ca. 10 bis 13 Jährigen mangelt es an „Räumen“ und „Freiräumen“ (Entfaltungsmöglichkeiten). Die letzte Kriminalitätsstatistik des Landes zeichnet die steigende Gewaltbereitschaft von gerade dieser Altersgruppe auf. Ich sehe einen Zusammenhangt zwischen der Gewalt / Kriminalität und den fehlenden „Erlebnis – Räumen“ für diese Altersgruppe.

In den letzten Jahren werden folgende Merkmale zunehmend zu Problemen:

  • mangelndes bis fehlendes Sozialverhalten,
  • Aggressivität / höhere Gewaltbereitschaft,
  • Hunger bzw. mangelnde Ernährung: Die Folgen der Kette von Problemen sind längst bekannt.

Wir fordern die gesetzliche Sicherung der Kinder- und Jugendarbeit in NRW.

Im Kinder- und Jugendhilfegesetz sind die Bereiche der Kindergärten/Kindertagesstätten und der Jugendhilfe mit einem Ausführungsgesetz gesichert worden. Nur für den Landesjugendplan gibt es noch kein Ausführungsgesetz und somit ist die Kinder und Jugendarbeit immer noch eine „freiwillige Leistung“ des Landes und der Kommunen.

Mit der erfolgreich abgeschlossene Volksinitiative „Jugend brauch Zukunft“, fordern wir den Gesetzgeber auf, die Kinder- und Jugendarbeit gesetzlich zu sichern. Für fordern den Gesetzgeber auf, seiner Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen dieser Gesellschaft nachzukommen.

Die Entwicklung der Landesausgaben hat bisher jedoch in den letzten 15 Jahren ein anderes Signal gesendet: Von 1988 bis 2002 ist der Etat des Landeshaushalts um 54% gestiegen; im gleichem Zeitraum ist der Etat des Landesjugendplan um 15,7% gesunken.

Wir sind bereit, und hier spreche ich im Namen aller im Verein zusammengeschlossenen Träger Offener Einrichtungen, unseren gesellschaftlichen Beitrag weiterhin zu leisten. Dies ist aber nur dann möglich, wenn man uns nicht den Boden unter den Füßen wegzieht und die Möglichkeit zur Weiterarbeit lässt.

Artikelauswahl

Schalom-OT protestiert gegen Sparpläne für Jugendarbeit
WR: 09.01.2004
Christliche Wirtschaftskonferenz in Oberhausen
WR: 08.03.2004
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