RN Dortmund 11.2.2004
Bericht über die SoFoDo-Veranstaltung "Anhörung zur sozialen Lage in Dortmund" am 09.02.04
[ aus: Ruhrnachrichten Lokalausgabe Dortmund 11.2.2004, Originalartikel ]
Sorgen um wachsende Armut
In Dortmund nimmt die Armut zu, wachsen die privaten Schulden, gibt es eine steigende Zahl von Obdachlosen und von Hungernden. Das ist die gemeinsame Aussage von sieben Fachleuten aus verschiedenen Dortmunder Einrichtungen und Vereinen. Präsentiert wurden die Berichte am Montagabend bei einer Anhörung zur sozialen Lage.
Eingeladen dazu hatte das Dortmunder Sozialforum in das mit rund hundert Besucherinnen und Besuchern vollbesetzte Wichernhaus. Anlass der Anhörung waren die als Sozialreformen bezeichneten Gesetze des Bundes zur Agenda 2010 und die angekündigten Landesmittelkürzungen für soziale Einrichtungen.
Berichtet wurde dabei u.a. aus der Kana-Suppenkücke in der Nordstadt, in der es vier Mal pro Woche warmes Essen für Hilfsbedürftige gibt. Waren es vor zwei Jahren noch 46000 Mahlzeiten, so stieg die Zahl letztes Jahr auf über 48000 an. "Die Leute werden immer ärmer und vor allem die Kinder und Frauen, die zu uns kommen, werden immer mehr," berichtete Ursula Schulze. Andere Berichterstatter des Abends kamen aus der Arbeit mit Migranten, der Jugendarbeit und den Kindertagesstätten, aus dem Arbeitslosenzentrum und der Altenarbeit. Der durchgehende Tenor: Die sozialen Sicherungssysteme, die bislang Elend verhindert hatten, sind dabei zusammenzubrechen. Dass Arbeitslosigkeit in Zukunft gleichbedeutend mit Armut sei, machte Gisela Tripp vom Arbeitslosenzentrum deutlich. Knapp die Hälfte der 52000 Dortmunder Arbeitslosen ist länger als ein Jahr arbeitslos. Ihnen drohe mit der Agenda 2010 und Hartz der soziale Absturz. "Wir merken tagtäglich, dass die Nachfrage nach Beratung und Hilfe größer wird", berichtete Tripp.
Der Stadt warf Heiko Holtgrave im Namen des Sozialforums vor, "über das absehbare Fiasko bisher kein Wort verloren zu haben." Die in Dortmund sich ausbreitende Armut und die damit vielfach einhergehende soziale Ausgrenzung würden kleingeredet. Das Sozialforum sieht einen "dringenden Bedarf" an der Bestandsaufnahme über Armut und Reichtum in Dortmund und den daraus zu ziehenden Konsequenzen.
Das nächste monatliche Treffen (Plenum) findet am Donnerstag (12.2.) um 18.30 Uhr im Arbeitslosenzentrum an der Leopoldstraße 16-20 statt. www.free.de/sofodo