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Armut nimmt zu

Sozialforum veranstaltete Anhörung zur sozialen Lage in Dortmund

Verwundern kann das Resultat nicht: In Dortmund nimmt die Armut zu, wachsen die Schulden der Bürger, gibt es eine steigende Zahl von Obdachlosen und von Hungernden. Das ist die gemeinsame Aussage von sieben Fachleuten aus verschiedenen Dortmunder Einrichtungen und Vereinen. Präsentiert wurden die Berichte am Montag Abend bei einer Anhörung zur sozialen Lage.

Eingeladen dazu hatte das Dortmunder Sozialforum in das mit rund hundert Besucherinnen und Besuchern vollbesetzte Wichernhaus. Anlass des Hearings waren die als Sozialreformen bezeichneten Gesetze des Bundes zur Agenda 2010 und die angekündigten Landesmittelkürzungen für soziale Einrichtungen.

„Unser Wirtschaftssystem geht über Leichen“, mit diesen Worten fasste Ursula Schulze von der Suppenküche Kana ihre Erfahrungen zusammen. Vier Mal die Woche gibt die Suppenküche im Dortmunder Norden warmes Essen an die Armen aus. Waren es vor zwei Jahren noch 46.000 Mahlzeiten, so stieg die Zahl letztes Jahr auf über 48.000 an. „Die Leute werden immer ärmer und vor allem die Kinder und Frauen, die zu uns kommen, werden immer mehr.“ Ähnliches berichtete Alessandra Alberti vom Verein für internationale Freundschaft, der sich vor allem um ältere Migranten kümmert. „Viele von ihnen sind verzweifelt“, so Alberti. Alleine die zehn Euro Arztgebühr könnten sie sich nicht leisten. Die Konsequenz: „Sie gehen nicht mehr zum Arzt.“

Andere Berichterstatter des Abends kamen aus der Jugendarbeit und den Kindertagesstätten, aus dem Arbeitslosenzentrum und der Altenarbeit. Ihre Beispiele illustrierten: die sozialen Sicherungssysteme, die bislang Elend verhindert hatten, sind dabei zusammenzubrechen. Dass Arbeitslosigkeit in Zukunft gleichbedeutend mit Armut ist, machte Gisela Tripp vom Arbeitslosenzentrum deutlich. Über 52.000 Arbeitslose – die zweithöchste Quote in NRW - gibt es in Dortmund, knapp die Hälfte von ihnen ist länger als ein Jahr arbeitslos. Noch bekommt ein Langzeitarbeitsloser in Dortmund durchschnittlich 560 E im Monat, ein Betrag, der ohnehin schon keine großen Sprünge erlaubt – mit der Agenda 2010 und Hartz droht ihm der soziale Absturz. „Wir merken es tagtäglich“, berichtete Tripp, „die Nachfrage nach Beratung und Hilfe wird größer. Wir können kaum nachkommen.“ Ganz im Gegensatz zum steigenden Bedarf ist die Zukunft des Arbeitslosenzentrums nur noch für ein Jahr gesichert.

„Ich sehe die Hoffnungslosigkeit in unserer Stadt ständig wachsen“, so ein Zuhörer aus dem Plenum, der forderte: „Deshalb müssen wir als Betroffene kämpfen, streiten und die politische Veränderung erzwingen“.

Der Stadt Dortmund warf Heiko Holtgrave im Namen des Sozialforums in dem Schlussplädoyer vor, „über das absehbare Fiasko bisher kein Wort verloren zu haben.“ Die in Dortmund sich ausbreitende Armut und die damit vielfach einhergehende soziale Ausgrenzung werde kleingeredet. „Das wollen wir nicht, ganz im Gegenteil wollen wir sie öffentlich machen.“ Das Sozialforum sieht einen „dringenden Bedarf“ an der Bestandsaufnahme über Armut und Reichtum in Dortmund und den daraus zu ziehenden Konsequenzen.

Das Dortmunder Sozialforum hat sich im Oktober des letzten Jahres gegründet. Mittlerweile wird es von mehr als 100 Einzelpersonen und etlichen Dortmunder Initiativen und Organisationen unterstützt.

Das nächste monatliche Treffen (Plenum) findet diese Woche Donnerstag (12.2.) um 18.30 Uhr im Arbeitslosenzentrum an der Leopoldstraße 16-20 statt. Weitere Informationen unter www.free.de/sofodo.

Für weitere Informationen zum Inhalt der Pressemitteilung wenden Sie sich bitte an: Heiko Holtgrave, Tel. 0231/521980

Sozialforum Dortmund

http://www.free.de/sofodo

Kontakt: P. Liebherr, 44309 Dortmund e-Mail: sofodo-info@list.free.de

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