Der Christfest-Clou

Habt ihr schon den Gänsebraten,

für das Christenfest gekauft?

Und euch lange Zeit beraten,

wie man diesen Brauch nun tauft?

Magersüchtig ist die LIEBE,

bei dem Christenfest der HIEBE.

Bloß nicht zu genau hin schauen,

Menschen, die am Boden sind -

denen kann man doch nicht trauen,

da stellt man sich besser blind.

Bricht auch mancher Tisch zusammen,

unter der Geschenke Last -

ARMUT, jene Märchen-Ammen,

nehmen, wenn es auch nicht passt;

das Lametta von den Bäumen,

und sie werden nie versäumen;

auch die Kugel zu zerschlagen,

die am höchsten Zweige hängt -

sind auch noch so laut die Klagen,

daß ist dann Hartz IV geschenkt!

Plötzlich heißt es: kratzen, sparen,

in der schönen Weihnachtszeit -

weil die Euros sich nicht paaren,

dazu sind sie nie bereit.

Überflüssig wird Kosmetik,

voller Bauch ersetzt Ästhetik.

Weihnachtsgeld, davon zu träumen,

untersagt Realität -

Hartz-Anträge zu versäumen,

daß wird niemals obsolet!

Weihnachtsgänse werden nichtig,

bleiben dort auf ihrer Farm -

nur ein Stückchen Brot ist wichtig,

eine kalte Wohnung warm.

Denken wird dann zur Methode,

überflüssig jede Mode.

Dolce Vita wird beschwerlich,

sorglos leben war doch herrlich -

über Nacht wird man dann ehrlich:

Christenfeste sind entbehrlich!

Schließt die Augen, küßt den Neffen,

stolpert über den Clochard -

morgen schon kann es euch treffen,

in der großen Christenschar.

Sich in Sicherheit zu wiegen,

ist die größte aller Lügen.

Diesem Staate zu vertrauen,

bei dem Elend, Not und Leid -

gierig geifernd, krumm die Klauen,

daß grenzt schon an Dämlichkeit!

Freut euch auf das Jetzt und Heute,

und frohlocket allesamt -

denn ihr seit die nächste Beute,

hier in dem Hartz IVer Land.

Laßt die Glocken hell erklingen,

höret zu dem Englein Singen.

Denn er kommt mit Riesenschritten,

drohend polternd auf euch zu -

dieser Staat wird nicht lang bitten,

Hartz IV ist der Christfest-Clou!

(Elisabeth Rosing)