Buch von und Interview mit Peter Bofinger: Der "Wirtschaftsweise" zu Wettbewerbsfähigkeit, Ankurbelung der Inlandsnachfrage und der Drohung mit dem Export der Arbeitsplätze
Der neoliberale Hans-Werner Sinn, Präsident des Münchner ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, machte mit seinem "6 + 1-Rettungsprogramm" für die deutsche Wirtschaft den Aufschlag: Löhne um 10 bis 30 Prozent runter, Kündigungsschutz weg, mindestens 42-Stunden Woche. --- Peter Bofinger, Ökonom im Sachverständigenrat der Bundesregierung, liefert eine andere Analyse der wirtschaftlichen Situation. Aus seinem 10-Punkte-Programm: Schluss mit der Lohnzurückhaltung, dem Sparen und der Debatte über angeblich zu hohe Unternehmensteuern.
--> Irrationalismusdämpfung - Der Wirtschaftswissenschaftler Peter Bofinger hat eine gut lesbare Abrechnung mit der herrschenden Wirtschaftspolitik geschrieben - Buchbesprechung von Hubert Zaremba in "junge Welt" vom 20.12.04 (externer Link)
--> Lohn ist keine Herz-Jesu-Frage - Beate Willms interviewt Peter Bofinger, "taz" vom 24.11.04 (externer Link)
Hintergrund / Quelle: "taz", 24.11.04:
Sinn & Anti-Sinn
Das Buch erschien im August und ist seitdem ein Bestseller. Mit der Frage "Ist Deutschland noch zu retten?" (Econ Verlag) traf Hans-Werner Sinn, 56, Präsident des Münchner ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, den Nerv verunsicherter Leser. Mit seinem 6 + 1-Rettungsprogramm fasste er allerdings ausschließlich altbekannte Forderungen zusammen: Die Löhne müssen um 10 bis 15 Prozent, bei Geringqualifizierten auch um 30 Prozent runter, der Kündigungsschutz soll fallen und eine "mindestens 42-Stunden-Woche" die Regelarbeitszeit werden.
Nun gibt es eine Replik, die kein gutes Haar an dem "omnipräsenten Apokalyptiker" lässt. Sie kommt von Peter Bofinger, 50, dem Würzburger Ökonomen, der erst seit März im Sachverständigenrat der Bundesregierung sitzt. In seinem neuen Buch "Wir sind besser, als wir glauben" (Pearson-Verlag) liefert er nicht nur eine ganz andere Analyse der wirtschaftlichen Situation in Deutschland, er wirft Sinn auch methodische Mängel und populistische Fehlschlüsse vor. Sein 10-Punkte-Programm dürfte aber über diesen Konflikt hinaus für Diskussionen in Ökonomenkreisen sorgen: Er fordert Schluss mit der Lohnzurückhaltung, dem Sparen und der Debatte über angeblich zu hohe Unternehmensteuern. BW
taz Nr. 7522 vom 24.11.2004, Seite 4, (TAZ-Bericht), BW