Zahlt die Bundesagentur etwa Rundfunkgebühren?
Laut Grundgesetz sind die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zwingend staatsfern. ARD und ZDF sollen staatliches Handeln kritisch beobachten und journalistisch begleiten. Soweit die Theorie. Jetzt zur Praxis
nachzulesen in der “tageszeitung”:
Perfekter Service, zufriedene Kunden - ein positives Image in TV-Beiträgen öffentlich-rechtlicher Sender ist deutschen Behörden einiges wert, berichtete “Zapp” am Mittwoch, allein der Bundesagentur für Arbeit jährlich 150.000 Euro. …
Sollte das wirklich
ohne jede Folge auf die Art und Weise der Berichterstattung bleiben?
Ich habe da so meine Zweifel. Im vergangenen Jahr lief in der
“ZDF-Reportage” eine Reihe von Filmen über die Arbeit der
Bundesagentur. Werfen wir mal einen Blick auf die Argumentationsführung
der “ZDF-Reporter”:
Vom Allgemeinen zum Besonderen. Die ZDF-Reportage macht es andersherum:
Sie betrachtet besondere Einzelfälle und meint dann, das gelte im
Allgemeinen, also generell und immer. Am besonderen “Fall” zweier seit elf Jahren erwerbslos gemeldeter Langzeitarbeitsloser offenbart sich die ganze Überzeugungskraft der ZDF-Reportage:
Jetzt sitzt ihnen plötzlich ein unbequemer Fallmanager im Nacken: Thomas Günther. Den Ein-Euro-Job, den er ihnen vermittelt hat, boykottieren sie durch Blaumachen. “Wir sind doch keine Sklaven! Das lassen wir uns nicht bieten!”, schimpfen sie. Doch ihr Fallmanager kontert sofort mit Geldkürzung: 30 Prozent weniger von 311,- Euro ALG II monatlich, das tut schon weh. Bis auf Null könnte er die beiden runterkürzen, wenn sie sich weiter wehren. Thomas Günther hat dabei kein schlechtes Gewissen. “Ich betrachte mich nicht als Schwein, eher als Helfer”, sagt er.
Ganz
schön ausgebufft, diese Art der Medien-Meinungsmache. Man nimmt ein
Pärchen, das – um es vornehm auszudrücken – seit Jahren dem
Arbeitsmarkt entwöhnt ist, und schwuppdiwupp lösen sich solche Dinge
wie Zumutbarkeitsgrenzen und Verwaltungsverfahren in Wohlgefallen auf.
Wer der Bundesagentur für Arbeit widerspricht, hat nichts Besseres
verdient als Sanktionen. Genau, wozu Sozialgerichte, wenn es auch
einfacher geht?
Die Bundesagentur und deren Fallmanager finden das ganz toll. Und die Erwerbslosen stehen ohnehin alle unter dem Verdacht, dem Staat auf der Tasche liegen zu wollen.
Doch jetzt der Zapp-Bericht
über die außerordentlichen “Gebühren-Zahlungen” von Einrichtungen der
gesetzlichen Sozialversicherung wie etwa der Bundesagentur für Arbeit.
Bislang dachte ich immer, solche das Klischee vom “arbeitsscheuen
Dreckspack” bedienende Fernsehproduktionen seien lediglich der Quote
und dem Wettbewerb mit den Privaten geschuldet.
Aber wenn die Bundesagentur für Arbeit mal eben 150.000 Euro springen lässt – für einen öffentlich-rechtlichen Sender …
Zur Homepage mit dem Zapp-Beitrag hier klicken!
Quelle: http://37sechsblog.de, 16. Mai 2006, Autor: Andreas Skowronek