Immer mehr Rentner müssen jobben
Ein 70-Jähriger als Kurierfahrer oder Produktionshelfer, eine 67-Jährige als Kellnerin oder Wäscherin – längst sind das keine Ausnahmen mehr. Immer mehr Rentner sind gezwungen, auch im höhen Alter arbeiten zu gehen.
„Wer als Rentner arbeitet, macht das in der Regel nicht aus Spaß. Es ist die pure Not, die ältere Menschen dazu zwingt“, sagt Manfred Sträter, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Von der Hand in den Mund lebt auch Magdalene R. (Name geändert). Mehrmals die Woche arbeitet sie für ein paar Stunden, begleitet behinderte Kinder auf Ausflügen. Sie muss das tun, um ihr Portemonnaie zu füllen – wenn sie nicht nur von Tütensuppe und Zitronentee leben will.
Kinder großgezogen
Die Witwenrente ist klein. „Vier Kinder habe ich großgezogen. Mein Leben lang für die Familie gesorgt. Jetzt bin ich 69 Jahre alt.“ Sträter erwartet in den kommenden Jahren eine deutliche Zunahme der Altersarmut in Dortmund. „Gerade vor dem Hintergrund sinkender gesetzlicher Rentenniveaus müssen wir davon ausgehen.“
Das deutsche Rentensystem sei nicht ausreichend gegen Armut im Alter gewappnet. Zurzeit sei die Lage noch solide und die Armutsquote von Ruheständlern vergleichsweise niedrig. Dies werde sich jedoch in 30 bis 40 Jahren ändern.
Altersarmut bald ein Massenphänomen?
Künftig sehe es weniger gut aus um die Versorgung von Geringverdienern und der wachsenden Zahl von Menschen, die nicht durchgehend Rentenbeiträge gezahlt hätten. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Altersarmut zu einem Massenphänomen wird.“
Das größte Problem für Michael Bürger, Geschäftsführer vom verdi-Bezirk Dortmund, sind vor allem die Dumpinglöhne. „Mit einem viel zu niedrigen Einkommen lässt sich keine existenzsichernde Rente aufbauen. Von einer privaten Altersvorsorge ganz zu schweigen.“
Von Lohnarmut zu Altersarmut
Die Gewerkschaften fordern deshalb erneut, einen gesetzlichen Mindestlohn von 7,50 Euro einzuführen und diesen binnen kurzer Zeit auf 9 Euro anzuheben. „Die Rentenpolitik der letzten Jahre führt nicht etwa zur Entlastung der jungen Generationen, sondern trifft gerade sie mit aller Wucht.“ Die Lohnarmut von heute werde die Altersarmut von morgen.
Quelle: RN vom 23.10.09