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Ältere Menschen immer häufiger überschuldet

Dortmund. Ihre Rente ist so klein, dass sie jeden Cent dreimal umdrehen muss. Besonders seit dem Tod ihres Mannes. Eine Nebenkostenabrechnung wirft sie aus der Bahn. Woher soll sie 1000 Euro nehmen? Die verzweifelte Frau meldet Insolvenz an. Ein Fall von vielen in Dortmund.

Ihre Rente ist so klein, dass sie jeden Cent dreimal umdrehen muss. Besonders seit dem Tod ihres Mannes. Sie gehört zu dem Teil der Bevölkerung, der in Dortmund immer häufiger privaten Konkurs anmeldet: alt, verwitwet, arm.

Das berichtet die Verbraucherzentrale Dortmund. Seit zehn Jahren berät und begleitet sie Menschen, die überschuldet sind. „Wir bekommen jeden Tag fünf Anfragen. Doch leider können wir nicht die ganze Stadt sanieren. Mit unseren personellen Kapazitäten haben wir das Ende der Fahnenstange erreicht”, sagt Uta Petzolt, Schulden- und Insolvenzberaterin der Verbraucherzentrale.

Viele Menschen, die auf das kostenlose Beratungsangebot der Verbraucherzentrale (oder das der Diakonie oder Caritas) setzen, befinden sich daher in der Warteschleife. Die kostenpflichtige Beratung privater Anbieter können sie sich nicht leisten. Uta Petzolt berichtet, dass ihre Kunden den Querschnitt der Gesellschaft abbilden. Junge und Alte, Männer und Frauen. Arbeitslosigkeit, häufig gepaart mit chronischen und psychischen Erkrankungen, Unterhaltszahlungen nach Scheidung, Konsumschulden und Altersarmut seien die häufigsten Ursachen für hohe Schulden.

Harte, entbehrungsreiche Zeit

Aber da ist auch der Auszubildende, den 3000 Euro Schulden überfordern. „Bei 400 Euro Ausbildungsvergütung ist das viel Geld für eine Handy-Rechnung”, sagt die Beraterin.

Diejenigen, die Insolvenz beantragen, müssen eine harte, entbehrungsreiche Zeit in Kauf nehmen. Denn zum Leben bleibt den Menschen nur ein winziger Teil ihres Einkommens, der Rente, des Arbeitslosengeldes übrig. Alles andere zahlen sie an Gläubiger oder an den Staat, der ihre Schulden gestundet hat. Dieses Verfahren dauert sechs Jahre. Am Ende winkt die Schuldenbefreiung.

Unterhaltszahlungen häufige Ursache

Wie bei dem 58-jährigen Möbelpacker aus Dortmund. Vor zehn Jahren hatte er noch 147 000 D-Mark Schulden (Bank/Kreditkarte/Versand). Heute schreibt er schwarze Zahlen und hat in ein normales Leben zurückgefunden. Petzolt erläutert, dass dem Familienvater zeitweise der Verlust des Arbeitsplatzes drohte. „Die Gläubiger, die er nicht zufriedenstellen konnte, wandten sich an seinen Arbeitgeber und machten Druck.” Petzolts Klienten erzählen, dass sie durch die Insolvenz das Rechnen gelernt haben. Sie empfanden es als Segen, das sie nicht gepfändet werden konnten und kein Gerichtsvollzieher vor der Tür stand.

Quelle: Der Westen vom 04.12.08

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