Demo zwischen Decken und Daunen
Mit einer "Protestschlafaktion" demonstrierten Studenten gestern in der Bettenabteilung bei Ikea.
"Pauline möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden" - schallt es aus den Lautsprechern bei Ikea. Doch in den Protestrufen von 20 Studenten geht Pauline unter: "Bildung für alle - und zwar umsonst!" Demo in der Bettenabteilung. Studieren Sie noch oder zahlen Sie schon?
.12 000 Menschen gehen täglich durch die Gänge des Möbelhauses in Oespel. Gestern, kurz vor 18 Uhr, zog es 20 Besucher in den Möbelmarkt, die nichts kaufen, sondern etwas loswerden wollten. Nämlich ihre Meinung zur Einführung der Studiengebühren. Punkt 18 Uhr krabbeln die Studenten in die Federn, nur noch Köpfe und Socken lugen hervor. Einige verteilen Flyer, andere steigen auf Hochbetten, breiten Banner aus. Verblüfft, amüsiert, ungläubig bleiben Kunden stehen und lesen, was da steht: "Kein Geld mehr für ein Studi-Heim - wir ziehen bei Ikea ein."
"Protestschlafaktion" nennen die Studenten ihre Demo. Sie gehören zur Gruppe der Protestcamper, die am 26. Juni ihre Zelte an der Dortmunder Uni aufgeschlagen hat. Die rund 1600 Unterschriften gegen die geplanten Gebühren gesammelt hat, die in Eigenregie alternative Vorlesungen zu Hochschulpolitik und politisch-gewaltfreien Aktionen auf die Beine stellt.
Die Ikea-Mitarbeiter nehmen´s locker, lassen die Studenten gewähren. "Wir sind politisch neutral", sagt Abteilungsleiterin Anette Koppenhagen. Viele Studenten kämen zu Ikea. Wenn sie hinterher die Betten machen - kein Problem...
Von Peter Ring
Quelle: WR vom 20.07.2005
Bericht mit Fotos auf indymedia