Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Bildungswesen Trotz Ausbildungspakt:

Trotz Ausbildungspakt:

Das heimische Handwerk bildete im vergangenen Jahr deutlich weniger aus. Bei der Handwerkskammer (HWK) in Dortmund waren Ende Dezember 3.914 neue Ausbildungsverhältnisse eingetragen, 218 weniger als 2004. "Natürlich ist diese Zahl enttäuschend", sagte Handwerkspräsident Otto Kentzler in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

Er will nicht ausschließen, dass das Handwerk nun den Schwarzen Peter für die Ausbildungsmisere in Dortmund und der Region zugeschoben bekommt. Gleichwohl macht er mildernde Umstände geltend. Kentzler wies darauf hin, dass viele Firmen hätten schließen müssen. Vor allem das Bau- und Ausbaugewerbe leide unter der angespannten wirtschaftlichen Lage.

Auch fänden viele Betriebe keine geeigneten Lehrstellenbewerber auf Grund der mangelnden schulischen Vorkenntnisse. Zu kämpfen habe das Handwerk zudem mit der Änderung der Meisterzulassung. So verzeichnet die HWK Dortmund in den seit 2004 zulassungsfreien Gewerken deutliche Rückgänge bei den Ausbildungsplätzen. Kentzler: "Unsere Warnungen werden wahr: Wer selbst nicht ausgebildet ist, bildet auch nicht aus."

Die Neugründer ohne Qualifikation seien oft vom Staat subventionierte Kleinst-Unternehmen, denen die fachspezifische Qualifikation fehle. Sie würden die hart kalkulierten Stundenlöhne bestehender Firmen unterbieten und Arbeits- und Ausbildungsplätze gefährden. Den mit Abstand stärksten Anstieg der Betriebszahlen gebe es bei den Fliesen-, Platten- und Mosaik-legern. Hier habe sich die Firmenzahl von 44 auf 196 "mehr als vervierfacht". Gerade in diesem Gewerk gehöre Preisdumping zum Alltag.

Deshalb, so Kentzler, müsse die Bundesregierung so schnell wie möglich die Handwerksordnung neu anfassen und für einige meisterfreie Gewerke wieder eine Qualifikation verlangen. Kentzler ist zuversichtlich, dass die Bundesregierung noch in diesem Jahr die veränderte Handwerksordnung, "die uns sehr geschadet hat", wieder ändert.

Trotz schlechter Nachrichten ermutigt Kentzler Jugendliche dazu, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. "Das Handwerk bietet qualifizierten Fachkräften nach wie vor große Chancen." - ar

Quelle: RN vom 12. Januar 2006

Artikelaktionen