Update: Bildungsproteste in Dortmund
Polizei räumt besetzten Hörsaal in Uni Dortmund. Die letzten standhaften Streikenden wurden von der Polizei herausgetragen: Am Montagabend hat die Polizei einen Hörsaal der TU Dortmund geräumt, der von gut zwei Dutzend Studenten besetzt gehalten wurde.
TU Dortmund: Studenten besetzen Hörsaal
Die Studentenproteste sind in der Uni angekommen. Am Dienstag demonstrierten rund 1000 Studenten auf dem Friedensplatz und organisierten eine Sitzblockade vor dem Hauptbahnhof. Dabei blieb es nicht.
Seit Dienstagmittag (13 Uhr) blockieren sie einen Hörsaal der Technischen Universität. Rund 600 Stühle hat der Saal – viel zu wenige für die vielen Studenten, die mit einer Besetzung gegen die Studienbedingungen protestieren wollten. Den Auftakt bildete am Vormittag eine Demonstration durch die Innenstadt. Danach besetzten die die Demonstranten einen Hörsaal an der TU. „Wir wollen Solidarität mit den anderen Unis in NRW zeigen, die auch streiken“, so ein Student.
Unterschiedliche Reaktionen
Die Reaktion der Professoren und Dozenten an der TU unterschieden sich stark. Während einige ihren Studenten frei gaben, damit sie demonstrieren können, wetterten andere dagegen. Wolfgang B. Schünemann, Dezernent der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, wies die Studenten im Hörsaal auf ihr rechtswidriges Verhalten hin.
Seine Kollegin Ulrike Schildmann dagegen unterstützte die Streikenden. „Ich finde es gut, dass ihr hier einen Raum zum Diskutieren bekommt.“ Mit der Demonstration und der Besetzung schließen sich die Hochschüler der TU und FH Dortmund anderen NRW-Unis an.
Forderungen
Dabei handeln die Dortmunder Studenten ohne ihre Vertretung, den Allgemeinen Studierendenausschuss (AsTA). Da die Besetzung nicht geplant war, mussten die Studierenden sich in kurzer Zeit selbst organisieren. Diskutiert wurden die Forderungen an die Landesregierung, das Rektorat – und auch an die Studierenden selbst.
Keine Studiengebühren war eine der Forderungen. Weitere folgten: Unter anderem die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems und die Entlastung der Studierenden durch die Lockerung der Lehrpläne an den Unis. Nachdem die Vorschläge gesammelt wurden, leerte sich der Hörsaal. Einige kehrten mit Pizza und Schlafsäcken zurück.
Warten auf Gather
Die Streikenden wollen ausharren. Zumindest bis Mittwoch um 15 Uhr. Dann wird Rektorin Ursula Gather im Hörsaal 1 (Emil-Figge-Straße 50) mit den Studenten über deren Forderungen sprechen.
Bis dahin will sich die Uni laut Pressesprecher Ole Lünnemann abwartend verhalten. Mit einem Polizeieinsatz ist daher vorerst nicht zu rechnen .
Quelle: RN vom 24.11.09
Bildungsstreik: Studenten besetzen Uni-Hörsaal
„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut.” Unter diesem Schlachtruf besetzten Dienstagmittag gegen 13.20 Uhr einige Dutzend Studenten einen Hörsaal an der Technischen Universität – auf unbestimmte Zeit. Damit ist der Bildungsstreik nun auch in Dortmund angekommen.
Der Druck hatte sich in der vergangenen Woche langsam aufgebaut. In der Fachhochschule hatten sich erste Studierende formiert, um sich mit den anderen, sich bereits im Streik befindenden Universitäten zu solidarisieren. Innerhalb von vier Tagen hatte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der TU dann eine Demonstration organisiert.
Als sich am Dienstag um 11 Uhr rund 1000 Studierende gegenüber dem Hauptbahnhof treffen, ist noch nicht abzusehen, wie sich der Tag entwickelt. Die Demonstranten ziehen durch die Innenstadt zum Friedensplatz, um vor dem Rathaus ihre Forderungen an die Regierungen in Berlin und Düsseldorf zu formulieren: Weg mit den Studiengebühren, weg mit dem Leistungsdruck in den Bachelor-Studiengängen und weg mit dem selektierenden Schulsystem. „Ich habe nicht das Gefühl, dass die Studiengebühren uns zugutekommen. Wir sitzen mit 100 Leuten in einem Raum für 40 Studierende”, klagt Lehramt-Student Niklas Bell.
Für die angehende Reha-Wissenschaftlerin Katharina Schabarum „gehören Studiengebühren – in Dortmund 700 Euro pro Semester – abgeschafft: Sie verhindern die Chancengleichheit.”
»Es kann nicht sein, dass die Kurs-Teilnahme ausgelost wird«
Im Anschluss an die Kundgebung trottet das Gros der Teilnehmer in Richtung Bahnhof, wohl die Worte einer Rednerin noch im Kopf: „Überall im Land sind Hörsäle besetzt. Warum nicht in Dortmund?” Nach einer kurzen Blockade des Königswalls dann der Entschluss: Uni stürmen.
Aus den zwei Dutzend Erstbesetzern werden bis 15 Uhr 400 Studenten, die sich im Hörsaal I des Gebäudes Emil-Figge-Straße 50 einfinden. Die Stimmung ist aufgeheizt, aber friedlich. Nun heißt es Struktur in die spontane Aktion zu bringen: Forderungen formulieren und verbreiten, Essen und Pressearbeit organisieren. Der AStA unterstützt die Besetzung nicht. Mitglieder des Komitees für freie Bildung (KFFB), ein Spektrum als links geltender Studenten, übernehmen die Planungen. Aber auch nicht organisierte Studenten wie Chio (24) melden sich zu Wort: „Es kann nicht sein, dass ausgelost wird, wer am Kurs teilnehmen darf und wer nicht, weil die Räume zu klein sind und dann auch noch Geld von uns verlangt wird.”
Für Mittwoch 14 Uhr haben Asta und Uni-Leitung eine Studenten-Vollversammlung vereinbart, um gemeinsam zu diskutieren. Bis dahin wird der Hörsaal I wohl besetzt bleiben. Eine Räumung sei nicht geplant. Um 17 Uhr treffen erste Schlafsäcke und Pizza-Lieferungen ein.
Quelle: WR vom 24.11.09
Studenten besetzen Hörsaal an der TU Dortmund
Der Bildungsstreik eskaliert nun auch in Dortmund. Nach einem Protestzug durch die Innenstadt haben Studenten spontan den Hörsaal I der TU Dortmund besetzt. Offenbar wollen sie auch ins Audimax weiterziehen.
An anderen Unis haben es die Studenten im Bildungsstreik der vergangenen Wochen schon getan - aber in der TU Dortmund ist es die Premiere: Nach einem Protestzug durch die Innenstadt haben Studenten nach WAZ-Informationen spontan einen Hörsaal der TU Dortmund besetzt.
Geht's ins Audimax weiter?
Es ist die erste derartige Aktion im Rahmen des Bildungsstreiks in Dortmund. Eine Dozentin der Rehabilitationswissenschaften, die im Hörsaal eine Vorlesung halten wollte, musste mit ihren Studenten den Raum verlassen. Unklar ist bislang, ob die Protestler - nach Berichten von Augenzeugen mehrere Hundert - auch das Audimax der Uni besetzen wollen. Wie es hieß, wolle man "über Nacht" bleiben.
AStA war von der Besetzung überrumpelt
Offenbar wurde der Asta der TU von der Spontan-Besetzung des Hörsaals überrumpelt. Asta-Vorsitzender Miguel Zulaica hatte noch vor wenigen Tagen in einem WAZ-Interview von einem "anderen Weg" gesprochen, den die Dortmunder Studierenden im Bildungsstreik gehen wollen. Der Asta habe einen "sehr guten Kontakt" zur Hochschulleitung. Eingeladen hatte der Asta zu einer Vollversammlung für den morgigen Mittwoch um 14 Uhr. TU-Rektorin Ursula Gather hatte daraufhin eine Ausfallempfehlung an alle Fachbereiche geschickt, um die Anwesenheitspflicht der Studierenden für alle Seminare im Zeitraum der Versammlung aufzuheben. Die Rektorin und Prorektor Walter Grünzweig wollen sich der Diskussion mit den Studenten stellen.
300 bis 350 Studenten, schätzt Uni-Sprecher Ole Lünnemann, passen regulär in den Hörsaal. Schwer zu sagen, wie viele Besetzer es waren. Sicher ist: Die meisten Sitze waren besetzt, auch die Treppenstufen und die Stehplätze am oberen Ende des Saals.
Ein Zustand, den viele Studierende aus ihrem Alltag kennen. „Platzangst im Hörsaal” bemängelten sie auf einem Plakat. Wie aufgeheizt die Lage mittlerweile ist, zeigte sich immer wieder in Zwischenrufen der Protestierenden. Während die federführenden Vertreter des Kommitees für freie Bildung, kurz KffB, bald versuchten, die Aktion in geordnete Bahnen zu lenken und in studentischer Tradition zunächst einmal alle Aspekte zu diskutieren, drangen die Studenten auf die sofortige Klärung der Forderungen.
Quelle: WAZ vom 24.11.09
Besetzung wird für den Rest der Woche geduldet
Die Uni hat den Besetzern am Donnerstag einen alternativen Raum für ihre Proteste angeboten. Die Blockierer des Hörsaals lehnten das Angebot jedoch ab. Nun will die Uni weiterhin abwarten und die Besetzung für den Rest der Woche dulden.
Nachdem die Besetzer den alternativen Raum am Campus Süd abgelehnt haben, bot ihnen die Uni am Donnerstag einen Härsaal in unmittelbarer Nähe des Hörsaal 1 an. Mit der Entscheidung rechnete die Uni laut Pressesprecher Ole Lünnemann um ca. 12 Uhr. "Die jetzige Situation geht ganz klar zu Lasten der anderen Studenten, die wegen der Besetzung nicht an Vorlesungen teilnehmen können", sagte Lünnemann auf RN-Anfrage.
Abwarten bis Ende der Woche
Von 12 bis kurz vor 14 Uhr habe die Uni von den Besetzern jedoch immer noch keine offizielle Antwort bekommen. "Wir haben eben erfahren, dass die Studenten unser Angebot nicht annehmen werden", sagte Lünnemann um 14.13 Uhr. Was wird die Uni dagegen unternehmen? "Nichts, wir warten bis Ende der Woche ab", so Lünnemann.
Die Besetzer behaupteten, dass die Rektorin Gather um 13.30 oder 14 Uhr einen Besuch angekündigt hätte. Uni-Sprecher Lünnemann kann dies jedoch nicht bestätigen: "Nein, sie wird nicht hingehen."
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag übernachteten im Hörsaal 1 rund 50 Studenten. Die Anzeichen verdichten sich, dass die Besetzer das Angebot der Uni ablehnen werden.
Für diesen Fall setzt die Uni weiter auf Gespräche. Laut Ole Lünnemann steht eine Räumung nicht zur Diskussion.
800 Unterschriften
Seit Mittwoch sammeln die Besetzer auch Unterschriften von Studenten, die die Besetzung unterstützen. "Diejenigen, die keine Zeit haben, hier zu schlafen, können zumindest mit der Unterschrift zeigen, dass sie die Aktion unterstützen", sagt Imke W.
Bis Donnerstagmittag haben die Protestierenden über 800 Unterschriften gesammelt, bestätigt Diego Di Bartolo, Sprecher des Arbeitskreises Presse der Streikenden.
Quelle: RN vom 26.11.09
Besatzer bleiben - Pinkwart verspricht Änderungen
Die Besetzung des Hörsaals I an der TU Dortmund durch etwa 60 Studenten hält weiterhin an. Ein Angebot der Uni-Leitung, in den benachbarten Hörsaal III zu wechseln, lehnten die Studierenden am Donnerstag ab.
„Wir sind im Bildungsstreik. Und einen Streik muss man auch spüren”, sagte einer der Besatzer. In dem besetzten Hörsaal I finden viele wichtige und gut besuchte Vorlesungen statt.
Mittlerweile haben sich nach Angaben eines Sprechers der Besatzer 1300 Studierende in die Solidaritätslisten eingetragen, um ihre Forderungen zu unterstützen, u.a. die Abschaffung der Studiengebühren, mehr Lehrpersonal, Reform der aktuellen B.A./M.A.-Studiengänge zur Minderung des Leistungsdrucks, Entschulung des Studiums, Ermöglichung eigener inhaltlicher Studienschwerpunkte und mehr Demokratie im Bildungssystem.
Einen Teil dieser auch vom AStA getragenen Forderungen brachte Rektorin Prof. Dr. Ursula Gather gestern in ein Memorandum ein, das 14 nordrhein-westfälische Universitäten im Düsseldorfer Innovationsministerium verabschiedet haben. Im Beisein von Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart wurde verabredet, die während des Bildungsstreiks angesprochenen Probleme zu analysieren und notwendige Veränderungen in die Wege zu leiten.
Quelle: WR vom 26.11.09
Besetzer wechseln den Hörsaal
Die Hörsaal-Besetzung an der TU durch protestierende Studenten geht weiter – allerdings an anderer Stelle. Vom Hörsaal 1 sind die Besetzer in den Hörsaal 3 auf dem Campus Nord umgezogen.
Dort gebe es keine Probleme, Ausweichmöglichkeiten für Lehrveranstaltungen zu finden, begründeten sie ihren Schritt. „So schädigt unsere Besetzung nicht mehr unsere Kommilitonen.“ Die Uni-Leitung hatte in der vergangenen Woche zu erkennen gegeben, die Hörsaal-Besetzung bis zum Wochenende zu dulden.
Man hoffe im Hörsaal 3 "ein Forum für mehr Beteiligung aufbauen zu können, um auch sichtbar und offen für alle zu sein", teilten die Besetzer am Sonntag in einem Offenen Brief an TU-Reaktorin Ursula Gather mit. Man erwarte von der Hochschul-Leitung, dass sie die Ausweichmöglichkeiten organisiere und ihren Gestaltungsspielraum nutze, "um die teilweise schlechten Studienbedingungen an dieser Uni zu verändern und nicht nur mit dem Finger auf andere EntscheidungsträgerInnen zu verweisen".
Enttäuscht von Uni-Leitung
Vor diesem Hintergrund machen die protestierenden Studenten ihrer Enttäuschung über die Rektorin Luft. So sei ihnen nicht mitgeteilt worden, dass ein Ultimatum für den Wechsel in Hörsaal 3 bis Freitagabend bestanden habe.
Die Hörsaal-Besetzung hatte am Dienstag nach einer Studenten-Demonstration in der Innenstadt begonnen. Die protestierenden Studenten fordern eine Reform der umstrittenen Bachelor- und Master-Studiengänge, eine Verbesserung der Studienbedingungen und eine Abschaffung der Studiengebühren.
Quelle: RN vom 29.11.09
TU-Rektorin im Interview: Nachbessern, lockern, ändern
In einem Interview mit unserer Zeitung betonte Rektorin Prof. Ursula Gather, dass der „Prozess nicht kaputt gemacht werden” dürfe.
„Die öffentliche Verbrennung eines Bachelor-Scheins durch einen Dekan finde ich geschmacklos und stillos”, reagiert Gather auf das Verhalten von Prof. Walter Krämer . „Bachelor und Master sind auch alles andere als Mickey-Maus-Abschlüsse”, verurteilt Gather ebenso diese Verunglimpfung. Vielmehr sei bei der „größten Reform der Hochschul-Ausbildung seit mehreren Jahrzehnten” viel auf den Weg gebracht worden, was der internationalen Anerkennung und Vergleichbarkeit der Hochschul-Abschlüsse diene.
"Dipl. Ing." nicht mehr möglich
Sie habe sich auch sehr wohl in Düsseldorf um eine parallele Anerkennung des beliebten und bewährten „Dipl-Ing.” eingesetzt. Das Diplom sei zwar definitiv nicht mehr möglich, aber immerhin ein ergänzender Hinweis auf der Zeugnis-Urkunde, dass der Master-Abschluss dem früheren Diplom entspricht.
In einem Punkt gibt die TU-Rektorin den protestierenden Studenten Recht: In den Geisteswissenschaften sei versucht worden, möglichst viel Pensum von den umfangreicheren ehemaligen Studiengängen im kürzeren Bachelor zu übernehmen. „Wir werden jetzt prüfen, wo Nachbesserungsbedarf besteht.”
Prüfungen entschlacken
Prüfungen sollen nun entschlackt werden. „Wir werden auch die Anwesenheitspflicht lockern, wo dies möglich ist”, so Gather. Bei Laborkursen sei dies verständlicherweise nicht möglich. Änderungen an den Lehrplänen, wie sie vom Wissenschaftsministerium ermöglicht werden, werde die TU „unbürokratisch” vornehmen. Als konstruktiv hat die Rektorin die Atmosphäre der spontanen Vollversammlung mit Studenten im Audimax empfunden. Es sei sachlich und in anständiger Form diskutiert worden. Sie hoffe auch, dass die Minderheit der Studenten, die den Hörsaal 1 auf dem Campus Nord besetzt halten, ihren Ausstand friedlich beenden. „Ich will nicht, dass sie mich zwingen, von meinem Hausrecht Gebrauch zu machen, und ich die Polizei holen muss”, so Gather. „Ich will das lieber in Gesprächen lösen. Auch gestern hielten noch ca. 25 Studenten den Hörsaal besetzt.
Heute weitere Gespräche
Am heutigen Montag führt Gather ihre Gespräche mit dem AStA fort. Ein Thema werden dabei die Studiengebühren sein, deren Abschaffung gefordert ist. 22 000 TU-Studenten haben im letzten Jahr elf Millionen Euro erbracht. Gather ist gegen eine generelle Abschaffung der Beiträge in Höhe von 480 Euro pro Semester, weil die Hochschüler lediglich ein Zehntel der tatsächlichen Kosten tragen müssten - und dies auch über Darlehen zumutbar sei.
Ohnehin werde die Gebühr an der TU von weniger als zwei Drittel der Studentenschaft bezahlt. Für die übrigen gelten Befreiuungen - zumeist aus sozialen Gründen.
Quelle: Der Westen vom 29.11.09
Polizei räumte besetzten Hörsaal
Für die Hörsaal-Besetzer an der Technischen Universität (TU) lief am Montagbend die Zeit ab: Um 18.55 Uhr rückte eine Hundertschaft der Polizei an und räumte den besetzten Hörsaal 3 – gerufen von TU-Rektorin Prof. Ursula Gather, die von ihrem Hausrecht Gebrauch machte.
Um 18.55 Uhr begann der Einsatz der Polizei. Nachdem die Rektorin die protestierenden Studierenden letztmals gebeten hatte, die Besetzung zu beenden, waren rund 30 Studenten im Hörsaal geblieben. Nach und nach wurde jeder einzelne herausgetragen, begleitet von Zurufen und Schlägen gegen die Fensterscheibe von weiteren Studierenden.
30 Studenten aus dem Hörsaal getragen
Um ca. 19:45 Uhr waren alle Studenten aus dem Hörsaal getragen worden. "Der Einsatz verlief ohne weitere Zwischenfälle und friedlich", machte Polizeisprecher Peter Schulz deutlich. Die Personalien der Studierenden wurden aufgenommen. Gegen sie wird nun Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt.
Mehrere Angebote
Zuvor hatten die Besetzer mehrere Angebote des Rektorats abgelehnt. Montagmorgen um 8 Uhr sollten sie den Hörsaal freiwillig geräumt haben, lautete das Ultimatum. Als die streikenden Studenten dieser Aufforderung nicht nachkamen, machte die TU-Leitung ihnen am Vormittag ein weiteres Angebot.
Die Studierenden seien eingeladen, an der mittlerweile vereinbarten Überarbeitung der Studienreform mitzuarbeiten und sich in die entsprechenden Gremien der Fachschaften einzubringen.
Angst vor Räumung
Bis 13.45 Uhr sollten sich die Blockierer entscheiden. Sie nahmen aber trotz Angst vor der Räumung das Angebot nicht an. Mit dem Ergebnis, das sie aus dem Hörsaal getragen wurden.
Rektorin Ursula Gather bedauerte, dass sie letztendlich doch zum Mittel der polizeilichen Räumung greifen musste: "Aus Rücksicht auf die große Mehrheit der Studierenden, die ihre Veranstaltungen in dem Hörsaal wahrnehmen wollen, mussten wir diese illegale Besetzung, von der sich sebst der AStA distanziert, beenden."
Fortführung des Protestes
Die Besetzer hingegen kritisieren, dass ihnen für den Hörsaal mehrfach eine Duldung zugesichert wurde. "Die Räumung der Hörsaals weckt bei uns Unverständnis und Bestürzung", machte ein Sprecher der Besetzer deutlich.
"Sie reiht sich ein in eine Serie von inkosequenten Handlungen des Rektorats, begonnen mit halbherzigen Zugeständnissen der Rektorin der vergangenen Wochen bis hin zu einer offenbar nicht vorhandenen Verhandlungsbereitschaft trotz mehrerer konkreter Angebote." Trotz Räumung wollen die Besetzer den Protest aufrecht erhalten.
Quelle: RN vom 30.11.09
Hörsaal-Besetzung wird nicht mehr geduldet
Nun droht auch den Hörsaal-Besetzern an der Technischen Universität (TU) Dortmund die Räumung. Am Montagmorgen habe die Uni-Leitung den protestierenden Studenten mitgeteilt, dass die Hörsaal-Besetzung nicht länger geduldet wird.
Erst am Samstag waren die Besetzer vom Hörsaal 1 in den Hörsaal 3 gewechselt und damit einer Bitte des Uni-Rektorats nachgekommen. Offenbar zu spät. Denn die hatte dafür ursprünglich ein Ultimatum bis Freitag gestellt. Nur so sei eine sinnvolle Planung der Saal-Belegung für die neue Woche möglich, erklärt TU-Sprecher Ole Lünemann.
Die Konsequenz: Am frühen Montagmorgen wurde den Besetzern das Ende der Duldung verkündet. Wer die Besetzung fortsetze, dem drohe eine Strafanzeige.
Inzwischen gab es ein neues Ultimatum und ein neues Angebot der Uni-Leitung. Die Studierenden seien eingeladen, an der mittlerweile vereinbarten Überarbeitung der Studienreform mitzuarbeitern und in die entsprechenden Gremien der Fachschaften einzubringen. Für die internen Beratungen werden den Studierenden ein Saal im Hörsaal-Gebäude II auf dem Campus Nord mit 350 Plätzen an jedem Freitag von 14 bis 21 Uhr zur Verfügung gestellt, erläuterte Lünemann.
Bis 13.45 Uhr hatten die Besetzer - gegen Mittag waren es etwa 30 Personen - Zeit, auf das Angebot einzugehen. "Wir haben uns entschieden, das Angebot jedoch nicht anzunehmen", sagte jetzt einer der Studenten auf RN-Anfrage. Gegenüber dem Rektorat hätten die Studenten das Angebot jedoch nicht offiziell abgelehnt, sondern "einfach nur nicht darauf reagiert", sagte Uni-Sprecher Lünemann.
Die Entscheidung über eine Räumung liege allerdings in den Händen der Polizei, deutete der TU-Sprecher. Über die weitere Vorgehensweise werde nun diskutiert.
Die protestierenden Studenten reden bereits seit Montagmorgen von einer "akuten Räumungsgefahr". Trotzdem sei für heute abend im Hörsaal 3 (ab 21 Uhr) eine Solidaritäts-Party geplant.
Quelle: RN vom 30.11.09
Polizei räumt besetzten Hörsaal in Uni Dortmund
Die letzten standhaften Streikenden wurden von der Polizei herausgetragen: Am Montagabend hat die Polizei einen Hörsaal der TU Dortmund geräumt, der von gut zwei Dutzend Studenten besetzt gehalten wurde.
Der von Studenten besetzte Hörsaal 3 der TU ist am Montagabend gegen 19 Uhr von der Polizei geräumt worden. In manchen Fällen wurden die Studenten aus dem Saal getragen. Die Demonstranten haben zwar „gelärmt, aber keinen großen Widerstand gegen die Polizei geleistet”, sagte TU-Sprecher Ole Lünnemann. „Wir bedauern, dass wir zum Mittel der polizeilichen Räumung greifen mussten, hatten aber keine andere Wahl”, so Lünnemann weiter. Der Lehrbetrieb müsse weitergehen. "Aus Rücksicht auf die große Mehrheit der Studierenden, die ihre Veranstaltungen in dem Hörsaal wahrnehmen wollen, mussten wir diese illegale Besetzung, von der sich selbst der AStA distanziert, beenden."
Ultimatum verstrichen
Der Räumung war ein Ultimatum der Uni-Leitung zuvorgegangen. Die Frist, den Hörsaal bis Montag Mittag zu verlassen, ließen die rund zwei Dutzend Hochschüler, die den Saal besetzt hielten, verstreichen. Gegen 19 Uhr begann schießlich die Polizei mit der Räumung. Die Streikenden sprechen von einem „Wortbruch der Rektorin”, die noch am Wochenende den Hörsaal 3 angeboten habe, und „verurteilen ihn scharf”. Jetzt würden Strafanzeigen in Aussicht gestellt, kritisieren sie.
Das Rektorat bietet den unzufriedenen Studenten an, in den Fachbereichen in „Bologna-”Arbeitsgruppen mitzuarbeiten und eine Versammlung am Freitagnachmittag im Hörsaal 2 durchzuführen. Darüber hinaus sollten die Vorlesungen in den Hörsälen Vorrang haben, so die TU Dortmund.
Quelle: Der Westen vom 30.11.09
Studenten-Proteste gehen weiter
"Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage.“ - Mit den Worten von „Paulchen Panther“ machen die Studierenden an der TU Dortmund klar, dass zwar die Hörsaal-Besetzung beendet ist, die Proteste aber weitergehen.
Mit „Unverständnis und Bestürzung“ reagierten die Aktiven auf die gewaltsame Räumung des Hörsaals am Montagabend (30.11.). Ihnen sei eine Duldung zugesichert worden, für alle dort stattfindenden Veranstaltungen gebe es Ausweichmöglichkeiten. Die Unileitung sieht das anders. Die Räumung habe aus „Rücksicht auf die große Mehrheit der Studierenden stattgefunden, die ihre Veranstaltungen in dem Hörsaal wahrnehmen wollen“, erklärte Rektorin Prof. Ursula Gather.
Fehlender Vorschlag?
Der ASta spricht von einer „verzerrten Kommunikation“ zwischen den Menschen im Hörsaal und dem Rektorat. Das kritisiert, die Besetzer hätten „keinen konkreten Vorschlag zur Aufhebung der Besetzung gemacht“.
Es sei jetzt an der Zeit, in den Gremien an der Verbesserung der Bedingungen mitzuwirken. Korrekturen an den Bachelor- und Masterstudiengängen seien schnell und unbürokratisch umsetzbar.
Leere Versprechungen
Für Journalistik-Student Jonas klingt das nach leeren Versprechungen: „Studierende machen seit Jahren die Erfahrung, dass sie nur mitdiskutieren dürfen, aber nicht mitbestimmen.“ Über die Abschaffung der Studiengebühren – eine der wichtigsten Forderungen – entscheidet ohnehin der Senat. Und dessen Argumente stehen unverändert – so lange das Geld nicht aus anderer Quelle fließt.
Es ist nicht einmal sicher, ob der Punkt es auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung (9.11.) schafft. Der Bildungsstreik an sich tut es sicher.
Quelle: RN vom 2.12.09
Hochschulstreit : Dortmunder TU macht Tempo bei Reform der Reform
Die Technische Universität Dortmund will die Mängel der Bologna-Studiengänge schnellstmöglich beseitigen. Das kündigte TU-Rektorin Ursula Gather im Gespräch mit der WAZ an.
Damit reagiert die Hochschule auf die bundesweiten Bildungsproteste, die im November auch die Dortmunder TU erreicht hatten und in einer spontanen Hörsaalbesetzung durch Studierende gipfelten.
Bereits bis Ende Februar will die TU eine detaillierte Mängelliste für die umstrittenen Abschlüsse Bachelor und Master vorlegen. Dafür habe man einen ehrgeizigen „Bologna-Fahrplan” aufgelegt. In den ersten Wochen des neuen Jahres treffen sich Prodekane, Fachschaften, das Rektorat und der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (Asta) in mehreren Sitzungen, um die Probleme zu diskutieren. Das Ergebnis werde im März dem NRW-Wissenschaftsministerium präsentiert. Gather warnte aber davor, bei der Reform der Reform übers Ziel hinaus zu schießen. So berechtigt die Kritik in einzelnen Punkten sei: „Bei einer Entschlackung der Studiengänge darf nicht die Qualität des Studiums über Bord gehen”, sagte die TU-Rektorin.
Gather benannte mehrere Schwachstellen der Bologna-Reform, bei denen dringend Handlungsbedarf bestehe. Scharf kritisierte sie das System der so genannten Akkreditierung von Studiengängen. Dabei handelt es sich um eine Art Zulassung für jedes einzelne Fach durch eine Agentur. Dieser „extrem pingeliger Prozess” binde sehr viele Ressourcen. Gather: „Da ist vieles aus dem Ruder gelaufen.” Es gelte, diese Kleinteiligkeit zu Gunsten einer Systemakkreditierung einer gesamten Hochschule zu ersetzen.
Etwas freier handhaben müsse man zudem die strenge Obergrenze von fünf Jahren für ein kombiniertes Bachelor/Master-Studium. „Diese Limitierung auf fünf Jahre ist ein ziemlich harter Deckel”, sagte Gather. Zudem sei es wohl ein Fehler gewesen, die sehr strukturierte Studienordnung der Naturwissenschaften und der technischen Fächer den Geisteswissenschaften überzustülpen.
Für die Studentenproteste der letzten Monate äußerte Prof. Gather durchaus Verständnis. „Die Demos waren richtig, der Hörsaalbesetzung an der TU mussten wir aber letztlich nach einer Woche ein Ende setzen. Die berechtigten Interessen anderer müssen auch erfüllt werden.” Wie berichtet, räumte die Polizei den Hörsaal, nachdem die zuletzt rund 30 Protestler der mehrmaligen Aufforderung der Hochschulleitung nicht gefolgt waren.
Der Bildungsprotest habe eine Eigendynamik entwickelt, weil sich die Unzufriedenheit vieler mit konservativen Kräften getroffen habe, die einfach nur zum alten System zurück wollten. Dass es auch unter TU-Professoren Vorbehalte gegenüber Bologna gibt, bekam die Rektorin von einem Kollegen aus dem eigenen Fachgebiet frei Haus geliefert. Statistik-Professor Walter Krämer hatte unlängst Bachelor und Master öffentlich als Mickey-Mouse-Abschlüsse bezeichnet und symbolisch vor laufenden Kameras einen Bachelor-Schein verbrannt. Bei derlei Agitation versteht die Dortmunder Rektorin offenbar keinen Spaß: Die Würde der Universität erfordere auch in der Kritik einen gewissen Stil, sagte sie unserer Zeitung. Gather: „Ich gehe davon aus, dass die Kollegen, die kritisch sind, sich nun einbringen.”
Quelle: WAZ vom 22.12.09