Holzwickeder Eiscafé verwüstet - Staatsschutz ermittelt
Ein Holzwickeder Eiscafé ist am Wochenende von Einbrechern verwüstet worden. Ein aufmerksamer Nachbar bemerkte Benzingeruch und alarmierte die Polizei. Da der Tatort mit Hakenkreuzen beschmiert ist, ermittelt nun auch der Staatsschutz.
In ein Eiscafé an der Holzwickeder Nordstraße ist in der Nacht zu Samstag, 2. Januar, eingebrochen worden. Da ein fremdenfeindlicher Hintergrund nicht auszuschließen ist, haben Staatsanwaltschaft und Staatsschutz die Ermittlungen in der Gemeinde übernommen.
Geistesgegenwärtiger Nachbar
Das Eiscafé Italiano befindet sich im rückwärtigen Bereich des Gebäudekomplexes an der Nordstraße 24. Möglicherweise konnte schlimmerer Schaden nur verhindert werden, weil ein Nachbar aus dem Obergeschoss des Hauses gegen Mitternacht geistesgegenwärtig reagiert hatte. Es drohte Explosionsgefahr.
Der Nachbar sprach gegenüber unserer Redaktion davon, Benzin- oder Terpentingeruch wahrgenommen zu haben, während er auf dem Sofa saß und fernsah. Die Suche nach der Ursache blieb in den eigenen vier Wänden erfolglos. Also ging er zur gegenüber liegenden Tankstelle, um dort nach dem Rechten zu sehen. "Manchmal treten dort Gase beim Befüllen der Tanks aus", sagte er. Auch dort: nichts Auffälliges.
Die Tür stand ein Stück offen
Als der Mann wieder zu seiner Wohnung zurückkehren wollte, sah er die leicht geöffnete Tür des Eiscafés und Schmierereien an der Außenfront. Eigentlich hat das Geschäft noch bis Ende Januar Winterferien, die Fenster sind von innen mit Papier abgeklebt. Beim Blick in das Ladenlokal entdeckte der Nachbar zerstörtes Inventar im Inneren, und ihm stieg wieder der Benzingeruch in die Nase. Sofort alarmierte er Feuerwehr und Polizei.
Wie Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel am Samstagnachmittag auf Anfrage erklärte, ermittelten die Behörden in alle Richtungen. Eine vorgetäuschte Tat schloss sie nahezu aus, weil gewaltsam in das Eiscafé eingebrochen worden sei. Hakenkreuzschmierereien an den Außenfenstern sowie im Inneren könnten auf einen rassistischen Hintergrund hindeuten.
"Hintergründe vielleicht nie ganz zu klären"
Die Cafébetreiber stammen aus Montenegro. Holznagel aber wollte aufgrund seiner Nationalität nicht spekulieren: "Wir wissen nicht, ob ein fremdenfeindlicher Hintergrund vorliegt. Vielleicht ist das nie ganz zu klären." Abzuwarten seien aber die Ergebnisse der Spurensicherung. Bis die vorliegen, könnten einige Wochen vergehen. Schneller sei der Sachschaden zu beziffern: Der könne in Zusammenarbeit mit dem Café-Betreiber bereits nach wenigen Tagen errechnet sein.
Rätsel gibt im Moment das verschüttete Benzin auf. "Wer literweise Kraftstoff verschüttet, dem fällt es eigentlich nicht schwer, es auch anzuzünden", sagte Holznagel. Ob damit eine Drohkulisse aufgebaut werden sollte oder die Täter Hals über Kopf das Weite suchen mussten - "es gibt derzeit mehr Fragen als Antworten", so die Oberstaatsanwältin.
Räume bis zum Morgen selbst für die Polizei gesperrt
Die Feuerwehr hatte wegen der erhöhten Explosionsgefahr die Räume vorsorglich gesperrt, auch der Spurendienst konnte erst am Vormittag in das Eiscafé. Der Nachbar, der die Behörden informiert hatte, verbrachte die Nacht mit Frau und Tochter bei Verwandten in Lünen. Ob er in der Nacht zum Sonntag wieder in seiner Wohnung sein werde, ließ er offen: "Ich weiß es nicht. Ich habe Angst."
Quelle: WR vom 03.01.10