Bahntochter ERS: Nach Jobzusage kam der Rausschmiss
Die DB European Railservice (ERS), eine Tochtergesellschaft der Bahn mit Sitz in Dortmund, hat in einer Nacht- und Nebelaktion 20 Mitarbeiter vor die Tür gesetzt. Einige von ihnen wurden erst kurz zuvor noch auf Kosten der Arbeitsagentur qualifiziert worden.
Noch vor einer Woche soll ihnen die Personalabteilung signalisiert haben, ihre Zeitarbeitsverträge würden bis zum 30. November verlängert - nun fanden sie ihre Kündigungen in der Post.
Die Zug-Stewardess Tanja W. gehört zu dem Dutzend Demonstranten, die sich am Mittwoch vor dem Sitz der Firma einfanden, um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen. „Ich war im Personalbüro und mir ist gesagt worden, mir würde mein Vertrag um ein halbes Jahr verlängert”, sagt die alleinerziehende Mutter. Ebenso ihre Kollegin Ilka L., die auf eine feste Zusage in der letzten Woche baute. Besonders ärgerlich: Tanja W. hatte nach dem Versprechen der Vertragsverlängerung einen anderen Job abgelehnt, weil sie lieber bei der Bahn bleiben wollte.
Genügend Zeit zum Überprüfen der Sachlage hatte ERS-Betriebsrat Manuel P. noch nicht. Es reicht aber auch bei ihm, empört über das Vorgehen seines Arbeitgebers zu sein. Es geht wohl darum, dass Leistungen weggefallen sind. Beispielsweise wird eine Zugverbindung nun mit tschechischen Wagen bedient, in denen auch tschechische Mitarbeiter arbeiten. Was wohl billiger sei.
„Verschleuderung von Steuergeldern”
Die Frage sei, ob die Geschäftsführung der bundesweit agierenden Gesellschaft sich ausreichend bemüht hat, den Wegfall von Zugverbindungen in Dortmund durch andere zu kompensieren. Was ihn besonders ärgert, ist, dass das Unternehmen nicht nur im vergangenen Winter sondern sogar auch noch in den letzten Tagen einen Teil dieser Mitarbeiter auf Kosten der Agentur für Arbeit in Qualifizierungen geschickt hat, damit sie ihren Status innerhalb der Bahn verbessern können. Für Helge Bruhn ist das ein „Verschleudern von Steuergeldern”.
Karl-Josef Bales, Sprecher der DB Autozug GmbH, verwies darauf, dass vier Speisewagen weniger eingesetzt würden. Der Grund liege darin, dass die Reisenden in der Krise eben auch auf diesen Service zunehmend verzichteten. Auf die Wagen aus Tschechien sei man angewiesen, sie seien aber nur mit tschechischen Mitarbeitern zu bekommen. Insgesamt räumte Bales aber ein, dass das Ganze unglücklich gelaufen sei: „Man hätte die Zusagen nicht geben dürfen.”
Quelle: WR vom 29.04.09