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Demo gegen Lohndumping

Techniker wollen Ausbootung nicht hinnehmen - 2 Berichte aus Ruhr-Nachrichten und Westfälischer Rundschau

"The Dome": Techniker wollen Ausbootung nicht hinnehmen

(dib) Gestern demonstrierten 50 Veranstaltungstechniker, die bei der Musikveranstaltung "The Dome" in der Westfalenhalle zum Einsatz kommen sollten, gegen ihre Ausbootung durch die Verleihfirmen: Die ziehen Billigtrupps aus Ostdeutschland vor.

Aufbau, Abbau - aber sobald die Scheinwerfer erstrahlen, sieht man sie nicht mehr: Die "stagehands", die Events wie "The Dome" erst ermöglichen. Dass man aber ab sofort mehr von ihnen hört, dafür wollen sie sorgen.

"Donnerstag haben sie uns gesagt, dass sie uns nicht mehr brauchen", so Kay Bredeweg von der Dortmunder Firma "eventculture". Mit "Rock am Ring" sei es ähnlich - da käme jetzt eine polnische Kolonne zum Einsatz. Wenn´s ein vergleichbarer Konkurrenzkampf wäre, in Ordnung, "aber die nehmen 35 % weniger - dafür können wir nicht arbeiten." Das Problem bei den Technikern sei, dass "jeder seine eigene Firma ist" - mit all´ den Folgen, was Kranken- und Rentenversicherung etc. anbelangt. Leider gebe es keinen Berufsverband, an den man sich wenden könne.

Bredeweg weiß aus eigener Kenntnis, dass die Konkurrenz sicherheitstechnisch nicht auf dem neuesten Stand ist. "Und dann kommt´s noch auf die Qualität der Arbeit an", sagt Tobias Röschenkämper. Sie wollen die Diskussion um Mindestlöhne zum Anlass nehmen, so etwas auch für ihre Berufsgruppe ins Auge zu fassen. Aljoscha Oberhammer: "Wir brauchen ein Instrumentarium für gleiche Voraussetzungen." Ihnen schwebt der Aufbau eines Verbandes vor. Immerhin gebe es rund 2000 von ihnen im Ruhrgebiet. "Die Gründung einer Interessengemeinschaft soll der Anfang sein", meint Ulrich Lehmke. Wer dabei sein will, der schaue auf die Seite www.eventculture.de. Sie wird in den nächsten Tagen freigeschaltet.

Quelle: Westfälische Rundschau, 16.05.2005

Demo gegen Lohndumping

"Aller Anfang ist schwer", bedauert Veranstaltungstechniker Kay Bredeweg. Zur Demonstration gegen Lohndumping hat er aufgerufen. Gefolgt sind " noch nicht " viele seiner Kollegen.

Am vergangenen Donnerstagabend haben Bredeweg und seine Dortmunder Firma Eventculture erfahren, dass sie nicht für den technischen Aufbau der Musikshow "The Dome" gebucht werden. "Die letzten drei Shows waren in Österreich und Ostdeutschland", berichtet Kay Bredeweg. Zuvor fand die RTLII-Veranstaltung meist in der Westfalenhalle statt. "Dort haben wir die Aufbauarbeiten übernommen."

Nun hat die verantwortliche Event-Firma MME aus München den Auftrag für "The Dome" aber Agenturen aus dem Raum Dresden und Leipzig vergeben, die sich im Osten um die TV-Shows gekümmert haben. "Die bezahlen 35 bis 50 Prozent weniger Honorar", erklärt Eventculture-Geschäftsführer Bredeweg. "Für das Geld können wir niemanden beschäftigen."

Rund 40 freiberufliche Mitarbeiter arbeiten bei Eventculture. "Die bekommen zehn Euro pro Stunde von uns", berichtet Kay Bredeweg. Die Techniker aus dem Osten dagegen würden 500 Kilometer weit fahren. Für etwa sechs Euro. "Davon können unsere Leute nicht Sozial- und Krankenversicherungen zahlen und noch davon leben."

So schnell wie möglich wollte der Dortmunder auf dieses "Lohndumping" aufmerksam machen und hat knapp 25 Veranstaltungsagenturen im Ruhrgebiet benachrichtigt. "130 Mitarbeiter wollten kommen. Doch der kurzfristige Termin und das lange Veranstaltungswochenende haben wohl dafür gesorgt, dass es nicht so viele hierher geschafft haben", vermutet Bredeweg. Dennoch sieht der Initiator der Demonstration einen Anfang: "Wir haben Unterschriften gesammelt und wollen eine Interessensgemeinschaft gründen." So soll die Politik auf das Problem aufmerksam gemacht werden. "In den USA oder in Frankreich gibt es längst Gesetze gegen solche Löhne." Die Agenturen im Ruhrgebiet würden auch im Wettbewerb stehen, "aber da geht es bei den Stundenpauschalen und 20 oder 30 Cent", so Bredeweg. "Das geht ab vom Gewinn der Agenturen wie Eventculture." Wie sich die Agenturen aus dem Osten überhaupt finanzieren können" "Das wüsste ich auch gern." - Johannes Franz

Quelle: Ruhr-Nachrichten, 16. Mai 2005

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