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Gewerkschaften kritisieren Malerfirmen: Nach der Lehre Leiharbeiter

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die IG Bau schlagen Alarm: Ihrer Meinung nach entziehen sich heimische Maler- und Lackierer-unternehmen ihrer „sozialen Verantwortung“.

Statt einen Lehrling zu übernehmen, wird er angeblich nach Beendigung der Ausbildung immer häufiger vor die Wahl gestellt: Arbeitslosigkeit oder Leiharbeit. „Für uns ist die Art und Weise, wie hier mit Mitarbeitern umgegangen wird, neu“, sagt DGB-Jugendbildungsreferentin Sandra Anders. In dieser Form habe es das - ihres Wissens nach - in Dortmund noch nicht gegeben. Beim DGB beobachtet man diese Entwicklung jedenfalls mit Sorge. Andres hofft, dass das Beispiel nicht auch in anderen Branchen Schule macht. „Wenn nötig, werden wir uns jeden Betrieb einzeln vorknöpfen.“

Für Sven Bönnemann von der IG Bau ist das ein „starkes Stück“, was da zurzeit im Maler- und Lackierer-Handwerk passiert. „Erst werden die Auszubildenden nicht übernommen. Dann sollen sie allerdings als Leiharbeiter wieder in den Betrieben eingestellt werden, in denen sie ausgebildet worden sind.“

"Nichts Verbotenes"

Als Arbeitgeber sei man damit fein raus, so Bönnemann. Man müsse sich weniger Gedanken machen. Schließlich müsse der Mitarbeiter nicht mehr auf Dauer eingestellt werden. „Wenn er nicht mehr gebraucht wird, schickt man ihn einfach nach Hause.“ Dabei haben die Firmenchefs das seiner Einschätzung nach überhaupt nicht nötig. So seien die Auftragsbücher vieler Betriebe zum Teil noch gut gefüllt.

Joachim Susewind, Geschäftsführer der Maler- und Lackierer-Innung, stellte klar, dass die Unternehmen nichts Verbotenes tun. Dass Auszubildende derart unter Druck gesetzt wurden, davon habe er noch nichts gehört. Gleichwohl wollte Susewind nicht ausschließen, dass auch Mitgliedsfirmen mit Hilfe von Leiharbeitern ihre Auftragsspitzen abarbeiten.

Beim Maler- und Lackiererinnungsverband Westfalen in Dortmund war am Dienstag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Quelle: RN vom 08.07.09


Nach Gewerkschaftskritik: Maler- und Lackiererunternehmen wehren sich

Das tat weh: DGB und IG BAU hatten die heimischen Maler und Lackierer scharf kritisiert. Der Vorwurf der Gewerkschaften: Lehrlinge werden nach der Ausbildung bloß als Leiharbeiter übernommen. Das ergebnis einer Umfrage unter Unternehmen widerspricht jetzt den Vorwürfen.

„Für uns ist diese Art und Weise neu, wie hier mit Mitarbeitern umgegangen wird“, sagte die DGB-Jugendbildungsreferentin Sandra Anders. Auch Sven Bönnemann von der IG BAU schimpfte: „Ein starkes Stück.“ Innungs-Geschäftsführer Joachim Susewind schloss so ein Vorgehen für die Mitgliedsfirmen zwar aus. Gleichwohl ließ ihn das Thema nicht ruhen. Er hakte nach. Und siehe da.

Von den 16 Lehrlingen, die jetzt ihre Prüfung bestanden haben, wurden zwölf vom Betrieb übernommen oder an eine andere Firma weitervermittelt. Das entspricht einer Quote von 75 Prozent.

Laut Susewind ist dies „ein hervorragender Wert“ und zeige, dass die Mitgliedsunternehmen der Maler- und Lackierer-Innung ihren eigenen Berufsnachwuchs sehr wohl selber ausbilden und auch als Facharbeiter übernehmen.

"Stimmungsmache im Zusammenhang mit den Tarifverhandlungen"

Susewind empfindet es verständlicherweise als unseriös, dass der DGB beziehungsweise die IG BAU das gesamte Maler- und Lackiererhandwerk so pauschal in Verruf bringt. „Mit Nachdruck müssen wir uns dagegen verwehren.“ Offenbar gehe es der Gewerkschaft nur um Stimmungsmache im Zusammenhang mit den laufenden Tarifverhandlungen.

Susewind: „Nach wie vor gilt, dass Lehrlinge auch gute Chancen haben als Facharbeiter übernommen zu werden.“ Schön wäre es, „wenn auch die Verbraucher diese Ausbildungsleistung berücksichtigen würden“. Wer als Kunde erwarte, dass eventuell seine Kinder oder Enkelkinder ausgebildet werden, müsse auch bereit sein, Malerarbeiten entsprechend zu honorieren.

Quelle: RN vom 17.07.09


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