Jobabbau trotz Rekordgewinnen
"Früher“ hieß es einmal, die Gewinne von heute seien die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen. Jetzt werden sogar in Unternehmen, die Rekordgewinne einfahren, massenhaft Stellen gestrichen. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue Hiobsbotschaft verkündet wird.
Die Manager vernichten Arbeitsplätze und nennen es „Effizienzsteigerung“ oder „Restrukturierung“. Für die Betroffenen bedeutet das Kündigung, Arbeitslosigkeit und für Viele sozialen Abstieg. Angst geht um in den Unternehmen – Angst um den eigenen Arbeitplatz.
Lange Liste
Die Liste der Unternehmen, die allein in den letzten Wochen mit solchen Schreckensmeldungen aufhorchen ließen, ist lang:
Jil Sander, Heidelberg Zement, BP, Continental Reifen, Infineon, Hamburger Aluminium Werke, Ihr Platz, Samsung, Nord LB, AEG Elektrolux, Ford Köln, Hewlett Packard, West LB, Deutsche Bank, Siemens, Daimler Chrysler, Telekom, Allianz, Dresdner Bank, Gerling, Praktiker ...
Das Schlimme an der aktuellen Situation ist, dass selbst Beschäftigte aus Unternehmen mit Rekordgewinnen Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen!
Abbau trotz Riesengewinnen
Hohe Dividende, Supergewinne und Stellenabbau – eigentlich passt das nicht zusammen. Mittlerweile ist es aber bittere Realität. Dazu zwei besonders krasse Beispiele:
Beispiel Deutsche Bank
- Im Jahre 2005 wurde eine Eigenkapitalrendite von 28 Prozent erzielt. Ein unglaublich hoher Wert! Noch mehr, als von dem Vorstandsvorsitzenden Ackermann Anfang des Jahres geplant. Soviel Geld hat der Finanzriese noch nie verdient!
- Trotzdem wird der Personalabbau konsequent weiter betrieben. 6.400 Jobs sollen bekanntlich wegfallen. Mit 4.600 Beschäftigten habe man schon Einvernehmen erzielt, lässt die Bank verkünden.
Beispiel Telekom
- Die Deutsche Telekom hat im dritten Quartal 2005 einen Gewinn von 2,4 Milliarden erwirtschaftet.
- Seit Anfang des Jahres verdiente das Unternehmen 4,37 Milliarden Euro. Trotz dieses Riesengewinnes erklärt der Vorstandsvorsitzende Ricke, die Telekom „müsse“ 32.000 Jobs streichen.
Tabubruch
„Früher“ war es so, dass sich Manager nur dann an einen massiven Stellenabbau wagten, wenn sich dies mit einer schwierigen betriebswirtschaftlichen Situation begründen ließ.
Seitdem der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank Anfang 2005 zeitgleich mit der Veröffentlichung eines kräftigen Gewinnsprungs Massenentlassungen bekannt gab, ist dieses „Tabu“ gebrochen.
Begründet wird der Personalabbau heute allenfalls mit „Globalisierung“ oder „Konkurrenzdruck“. In Wahrheit nutzen die Manager die Angst und Verunsicherung „ihrer“ Belegschaften, um die Unternehmen kurzfristig auf höchstmögliche Rendite zu trimmen. Zu Gunsten der Aktionäre - zu Lasten der Beschäftigten.
Widerstand ist notwendig
Eine Unternehmenspolitik, die sich nur noch an Aktienkursen und Renditen orientiert, ist nicht zu akzeptieren!
Einer Politik, die Beschäftigte als lästige Kostenfaktoren betrachtet, muss Widerstand entgegengesetzt werden.
Deshalb organisiert ver.di bundesweite Proteste, u.a. bei Telekom und Allianz.
Unser Motto:
Es ist nicht akzeptabel, dass trotz hervorragender Gewinne Umstrukturierung und Personalabbau auf Kosten der Beschäftigten betrieben wird!
Wer Milliardengewinne macht, muss auch die Beschäftigten daran teilnehmen lassen!
Grundgesetz - Artikel 14 (2)
„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
ver.di fordert angesichts des Milliardengewinns bei der Telekom einen Verzicht auf den Stellenabbau. Gleichzeitig werden die bundesweiten Proteste fortgesetzt und ausgeweitet.
ver.di fordert im Versicherungsgewerbe einen Beschäftigungssicherungstarifvertrag mit Regelungen, die betriebsbedingte Kündigungen verhindern und Arbeitsplätze absichern.
Quelle: ver.di Landesbezirk NRW, Abt. Wirtschafts- und Strukturpolitik – November 2005
Die Reihe verdiStandpunkt – siehe www.ver.di-nrw.de/ Wirtschafts- und Strukturpolitik