Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Lohnarbeit Bei Karstadt drohen Massen-Entlassungen

Bei Karstadt drohen Massen-Entlassungen

KarstadtQuelle will beim Personal bis 2007 eine halbe Milliarde Euro sparen, nur dann sei ein Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen denkbar - dpa, 12.10.04 --- Beim Warenhaus-Konzern Karstadt zeichnen sich Entlassungen in vierstelliger Größenordnung ab - WAZ-Essen, 12.10.04


KarstadtQuelle will beim Personal eine halbe Milliarde Euro sparen

Essen (dpa) - Der angeschlagene Handelsriese KarstadtQuelle will beim Personal in den nächsten drei Jahren 500 Millionen Euro einsparen. Damit drohen den Beschäftigten neben immer noch möglichen betriebsbedingten Kündigungen Einkommenseinbußen in der Größenordnung von bis zu 10 Prozent.

Diese Zahlen nannte Konzernsprecher Jörg Howe in Essen nach Verhandlungen zwischen Vorstand, Betriebsrat und der Gewerkschaft ver.di. Die Gespräche sollen noch bis zum Donnerstag laufen und müssen aus Sicht des Vorstands spätestens dann mit einer Einigung enden. Am Donnerstag soll auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Fahrplan für die geplante Kapitalerhöhung um 500 Millionen Euro festgezurrt werden.

Allerdings liegen die Positionen noch weit auseinander. »Das wichtigste Anliegen von ver.di - die Beschäftigungs- und Standortsicherung - ist noch nicht erfüllt«, sagte Vorstandsmitglied Franziska Wiethold. Bisher lägen lediglich Absichtserklärungen des Vorstands, aber keine verbindlichen Zusagen vor. »Der Druck auf uns ist ausgesprochen groß, er ist kaum zu ertragen.« Wiethold versicherte: »Wir werden alles Mögliche tun, aber nicht um jeden Preis.« Die Arbeitnehmerseite hatte bislang zwar den Verzicht auf übertarifliche Leistungen in Aussicht gestellt, weiter gehende Forderungen aber zurück gewiesen.

Nach Howes Worten sind Gehaltskürzungen von 5 bis zu 10 Prozent im Gespräch. »Es ist noch nichts entschieden, aber 5 Prozent müssen es mindestens sein.« Dies hänge aber in erster Linie davon ab, welche Zugeständnisse es darüber hinaus gebe.

Zu den strittigen Themen gehören Urlaubsverzicht, Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Gehaltsverzicht im tariflichen Bereich, Arbeitszeitverlängerung auf mindestens 40 Stunden und die Möglichkeit betriebsbedingter Kündigungen. Ein Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ist nach Howes Worten zwar denkbar, aber nur, wenn die Arbeitnehmer auf anderen Gebieten Abstriche machen. »Wenn wir auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, müssen wir im Gegenzug bis 2007 rund 500 Millionen Euro einsparen.« Wiethold bezeichnete diese Summe als »nicht zumutbar«.

Nach Wiedholds Ansicht könnte der Aufsichtsrat allerdings auch ohne Einigung über den Sanierungsplan eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, auf der im November über die Kapitalerhöhung abgestimmt werden soll. KarstadtQuelle-Chef Christoph Achenbach besteht jedoch auf seiner Vorgabe: Ohne eine Einigung »steht sowohl die Kapitalerhöhung auf dem Spiel als auch die Kreditvergabe der Banken. Und damit wäre die Zukunft des Konzerns in Gefahr«, bekräftigte er im Bayerischen Rundfunk. Howe gab sich weiterhin optimistisch: »Ich rechne fest damit, dass wir bis zum kommenden Donnerstag eine Einigung erzielen werden. Es gibt keine Alternative zu dem von uns vorgelegten Sanierungsplan.«

Unterdessen lässt der KarstadtQuelle-Großaktionär Riedel eine Beteiligung an der geplanten Kapitalerhöhung weiterhin offen. »Dazu wollen wir uns nicht äußern«, sagte der Geschäftsführer der Riedel Holding GmbH & Co. KG (Fürth), Karl Heinz Hörmann, in Nürnberg. Die zu den Erben des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz gehörende Familie Riedel hält neun Prozent an KarstadtQuelle. Riedel unterstütze jedoch das Sanierungskonzept, sagte Hörmann. »Wir sind vom Erfolg des Kurses überzeugt«, und Achenbach sei »der richtige Mann an der richtigen Position.«

Die KarstadtQuelle-Großaktionäre Allianz (10,5 Prozent) und die Schickedanz-Gruppe (42 Prozent) haben dagegen bereits ihre Teilnahme zugesichert. Nach Informationen aus Bankenkreisen wollen diese beiden Aktionäre die Kapitalerhöhung zur Not auch allein schultern.

dpa   12.10.2004   Quelle: WAZ.de 12.10.04


Bei Karstadt drohen Massen-Entlassungen

WAZ Essen. Beim Warenhaus-Konzern Karstadt zeichnen sich Entlassungen in vierstelliger Größenordnung ab.

Davon geht man in Aufsichtsratskreisen selbst bei einer Einigung mit den Arbeitnehmern aus, erfuhr die WAZ am Montag. Wie hoch genau die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen ausfallen werde, hänge von den Verhandlungen zwischen Konzernleitung und Arbeitnehmern ab. Es sei wahrscheinlich, dass die Entlassungen noch in diesem Jahr ausgesprochen werden, hieß es. "Wir werden nicht ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen", sagte ein Konzernsprecher, ohne Zahlen zu nennen. Im Raum steht auch die Überlegung, für die betroffenen Beschäftigten eine Auffanggesellschaft zu gründen.

Der Konzern fordert Gehaltseinbußen, den Verzicht auf fünf Urlaubstage und eine Verlängerung der Arbeitszeit auf bis zu 42 Stunden. Ohne Einschnitte in den Tarifvertrag werde es keine Einigung geben, hieß es in Unternehmenskreisen. Die Gewerkschaft Verdi lehnt längere Arbeitszeiten bislang kategorisch ab.

Von Ulf Meinke, 11.10.2004    (WAZ, 12.10.04)

Artikelaktionen