Mindestlohn: Höherer Lohn in der Pflege
Der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde in der Pflege kommt zum 1. Juli. Das finden alle gut. Jedenfalls diejenigen, die wir in Dortmund befragt haben.
„Ich finde es gut, wenn es das gleiche Geld für gute Arbeit gibt“, sagt Martin Kaiser, Geschäftsführer der Städtischen Seniorenheime Dortmund. Für 4 oder 5 Euro in der Stunde könne man vielleicht ein Auto waschen, aber nicht eine qualifizierte Pflege leisten. Die Mitarbeiter in den Städtischen Seniorenheimen betreffe der Mindestlohn jedoch nicht. „Wir zahlen nach Tarif für den öffentlichen Dienst und der liegt deutlich oberhalb des Mindestlohns“, so Kaiser.
Vergütungssätze
Pflegehilfen würden 10,15 Euro die Stunde erhalten, qualifizierte Kräfte noch einmal mehr. „Wir liegen jetzt schon deutlich über dem Mindestlohn.
Sogar über 30 Prozent bei den angelernten Kräften“, sagt Christian Heckmann vom Pflegedienst Hübenthal mit gut 50 Mitarbeitern. „Wenn die Kostenträger jedoch nicht bereit sind, die Vergütungssätze anzuheben, wird der Mindestlohn zu einer Marktbereinigung führen.
Ich finde das gut, aber sicher nicht die, die davon betroffen sind“, prognostiziert der Leiter der Büroorganisation. Gerade kleine Pflegedienste werde es erwischen, weil die sich gegenüber den Pflegekassen – „da gibt‘s hartgesottene Burschen“ – nicht durchsetzen könnten.
Moderne Sklaverei
Das Argument, der Mindestlohn schütze die heimischen Pflegedienste vor der Konkurrenz im Osten, wenn 2011 die volle Freizügigkeit in der Europäischen Union gilt, lässt Heckmann nicht gelten. Wenn die Menschen für einen Hungerlohn in Deutschland arbeiten sollten, sei das „eine Form moderner Sklaverei“.
Gut, wenn der Mindestlohn dem einen Riegel vorschiebe. Auch Nicola Dreisewerd, Organisationsleiterin NRW bei der Senator-Gruppe, sieht den Mindestlohn „unproblematisch“.
Von den rund 350 Mitarbeitern, die in Dortmund in den vier Einrichtungen tätig sind, verdienten die „allermeisten bereits in dieser Höhe oder darüber.
Angemessener Salär
Zur Arbeitsqualität gehört auch ein angemessenes Salär“, meint Dreisewerd. Die Wirklichkeit habe die Diskussion um den Mindestlohn schon vorweg genommen, ergänzt Martin Kaiser. Es werde zwischen 2012 und 2015 eine deutliche Nachfrage nach Pflegekräften geben. Und die werde der bekommen, der vernünftig zahle.
Quelle: RN vom 31.03.10