Warnstreik auf der Katharinenstraße: Metaller legen Arbeit nieder
1500 Metaller haben am Dienstag in Dortmund ihre Arbeit niedergelegt, um für eine kräftigen Schluck aus der Lohnpulle zu demonstrieren.
Kein Streik ohne Ritual. Rote Fahnen wehen auf der Katharinenstraße, in Sichtweite zum Hauptbahnhof. Von überall her ertönen die Trillerpfeifen. Was für ein ohrenbetäubendes Konzert. Dann ergreift Hans Jürgen Meier das Wort. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Dortmund schimpft über das Angebot der Arbeitgeber – läppische 2,1 Prozent und als Einmalzahlung 0,8 Prozent des Jahreseinkommens für die Monate November und Dezember 2008 – und erntet das erwartete Echo – Buhrufe für „die da oben“.
Die Gewerkschaft, die 8 Prozent mehr Geld fordert, ließ in dem seit Wochen schwelenden Tarifkonflikt die Muskeln spielen – und griff zum vorletzten Mittel: dem Warnstreik. 1500 Beschäftigte aus heimischen Betrieben versammelten sich um die Mittagszeit, um für ein verbessertes Angebot zu demonstrieren.
Quelle: RN vom 4.11.08
Die "8" gilt immer noch
Vier Tage nach der letzten Tarifverhandlung gab die Dortmunder IG Metall die Antwort auf die aus ihrer Sicht "Lachnummer", die die Arbeitgeber mit ihrem Angebot von 2,1 % in der letzten Woche geboten haben.
Etwa 3000 Mitarbeiter aus 20 Betrieben hatten gestern die Arbeit niedergelegt - und trafen sich am Katharinentor zur Kundgebung. Die "8" gilt immer noch, meint Hans Jürgen Meier, erster Bevollmächtigte der IGM-Verwaltungsstelle, wenn es um die Tariferhöhung gilt. "Die Arbeitgeber wären gut beraten, wenn sie uns ernst nehmen", rief er. U.a. waren Mitarbeiter aus Betrieben wie Anker Schroeder, Continental, KHS, Miebach, Novoferm, Rothe Erde und Schreck Mieves angetreten, um zu zeigen, "dass es die Arbeitgeber sind, die solch einen Arbeitskampf provozieren".
NRW-Bezirksleiter Oliver Burkhard erinnerte an 220 Prozent plus beim Umsatz, den die Kollegen für ihre Firmen im Metall- und Elektrobereich in den letzten vier Jahren erwirtschaftet hätten.
Und wenn die Arbeitgeber im nächsten Jahr von einem Nullwachstum ausgingen, hieße das nichts anderes, als dass sie genauso viel wie in einem sehr guten Jahr 2008 produzierten. "Rezession sieht anders aus", meint er.
220 Prozent plus, daran erinnerte auch DGB-Chef Eberhard Weber - wovon allerdings in den Jahren nur knapp zehn Prozent als Plus beim Gehalt bei den Arbeitnehmern angekommen seien. Bei dieser Tarifrunde gehe es auch darum, "einen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu leisten".
Dr. Heinz S. Thieler vom Unternehmensverband der Metallindustrie Dortmund und Umgebung, hatte zwischenzeitlich mitgeteilt, man wolle einen schnellen, zufriedenstellenden Abschluss im Dialog - und nicht mit Fahnen vor den Werkstoren.
Warnstreiker Michael Rehberg sieht da eher schwarz: "Das Angebot hat doch deutlich gemacht, dass sie uns nicht ernstnehmen."
Quelle: WR vom 4.11.08