Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik MigrantInnen speziell Dominiques Freunde wollen die Akte nicht schließen

Dominiques Freunde wollen die Akte nicht schließen

Sylvie Koumadio ist traurig - und sauer. Noch heute, zwei Jahre nachdem ihr damals 17-jähriger Bruder Dominique gewaltsam starb, gab es immer noch keinen Prozess.

emeinsam mit 400 Mitstreitern demonstrierte Koumadio am Samstag auf der Katharinenstraße für mehr Aufklärung. "Es kann ein blöder Unfall gewesen sein oder auch ein rassistischer Akt. Aber Notwehr war es nicht", sagt Yufanyi Mbolo vom Verein "Karawane" aus Wuppertal über den Tod des Evingers Dominique Komaido. Fest steht für ihn, dass die Behörden "den Fall bewusst verschleiert" haben. Das wollten weder der Verein für die Rechte von Flüchtlingen und Migrantinnen noch die Freunde des Deutsch-Kongolesen hinnehmen.

Staatsanwaltschaft: Polizei schoss in Notwehr

Rückblick - 14. April 2006: Bei einem Gespräch mit einem ihm bekannten Kioskbesitzer in der Nordstadt zückt der damals 17-jährige Koumadio das Messer. Die Polizei wird gerufen. "Zeugen haben bestätigt, dass die Polizisten mit gezückten Pistolen aus dem Auto gestiegen sind", klagt Mbolo. Koumadio kommt der Aufforderung, das Messer wegzustecken, nicht nach, die Beamten schießen. Eine Kugel trifft den Evinger ins Bein, die andere ins Herz. Die Staatsanwaltschaft stufte die Tat als Notwehr ein und schloss die Akte. Koumadio soll in Drohgebärde auf die Polizisten zugegangen sein.

"Wir haben interveniert, bis zum Oberverwaltungsgericht", sagt Dominiques Schwester. "Dort hieß es: ,Die Akte bleibt zu.'" Auch Mbolo kann das nicht verstehen: "Zwischen den Polizisten und Dominique waren laut Zeugen ein paar Meter Abstand. Der konnte denen mit dem Messer nichts tun."

Der Fall Koumadio passe in eine allgemeine Tendenz, findet Aktivist Mbolo. "Für Migrantinnen gehören Polizeischikanen und staatlich organisierter Rassismus in Deutschland zum Alltag." Gleichwohl wolle man "nicht anklagen, sondern aufklären. Wir fordern nichts als einen fairen Gerichtsprozess".

Weil sie den von der deutschen Justiz nicht bekommen, veranstalteten sie am Samstag ihr eigenes "Tribunal". Vor der eigentlichen Demo, bei der 400 Deutsch-Afrikaner, -Türken und linke Aktivisten mit Fahnen und Gesängen wie "Dominique Komaido - Das war Mord" über Kampstraße und Wall in Richtung Weststadt zogen, hielten sie Andachten und klagten andere Fälle von Polizeigewalt wie den Dessauer Oury Jalloh an. Dazu spielte Komaidos Lieblingsband "Jericho Walls" Reggae-Msuik.

Apropos Jalloh: Im Fall des Dessauer Deutsch-Afrikaners erreichte "Karawane" einen Prozess. Hier wurde eine bereits geschlossene Akte der Staatsanwaltschaft wieder geöffnet. "Der Prozess läuft noch", sagt Mbolo.

Quelle: WR vom 13.04.08

Artikelaktionen