Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Erwerbslos / Hartz ... 400 Jobs gerettet – aber 700 ohne Perspektive

400 Jobs gerettet – aber 700 ohne Perspektive

Die gute Nachricht für 400 Beschäftigte ist eine schlechte für 700 Arbeitsuchende: Die in diesem Jahr auslaufenden Verträge aus dem Bundesprogramm JobPerspektive werden verlängert.

Finanziert werden sie aus Geldern, die eigentlich weiteren Langzeitarbeitslosen in das Programm helfen sollten. Weil der Bund keinen zusätzlichen Cent lockermacht, bleiben neue Bewerber ohne Perspektive.

"Arbeitslose gegen Arbeitslose"

Durch die Umschichtung der Gelder liegt ein Erfolgsmodell auf Eis, das bisher 1300 Dortmunder Langzeitarbeitslosen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bescherte. Mit dieser Vermittlungsquote erreichte die Stadt annähernd den gleichen Wert wie das gesamte Bundesland Hessen. Dass die erstklassige Arbeit der hiesigen JobcenterARGE gedeckelt werde, aber Geld in schwachen Regionen versauere, ist für die SPD-Bundestagsabgeordnete Ulla Burchardt „das Absurdeste, was ich an Arbeitsmarkt-Politik kennen gelernt habe”. Es gehe nicht an, „Arbeitslose gegen Arbeitslose auszuspielen”. Das Einfrieren der Dortmunder Jobperspektive auf den Status Quo sei nur „ein erster Erfolg”, so Burchardt.

"Wir dürfen sie nicht fördern"

JobcenterARGE-Chef Frank Neukirchen-Füsers sieht das ähnlich. „Wir haben eine Verlängerungsoption erkämpft.” Vielen Arbeitsuchenden aber werde die Tür zur Jobperspektive vor der Nase zugeschlagen. Allein in Dortmund gebe es aktuell „rund 100 neu zu besetzende Stellen, für die auch geeignete Bewerber vorhanden sind”. Laut Neukirchen-Füsers bleiben sie nun ebenso auf der Strecke wie 700 weitere geplante Stellen. „Wir haben die Bewerber, auch die Stellen – aber wir dürfen sie nicht fördern”, stöhnt der Jobcenter-Chef. „Eine Umverteilung der Fördergelder nach Bedarf wäre erforderlich, aber sie findet nicht statt.”

Hoffnung auf Unterstützung

Nachhaltige Arbeitsmarktpolitik gehe anders. Wenn ein Beschäftigungsprogramm das nächste jage, ehe der Vorgänger Wirkung entfalte, sei „Vertrauensverlust” unvermeidbar, so Neukirchen-Füsers. Um weitere Fördergelder rauszuholen, setzt Burchardt auf den Druck einflussreicher Befürworter der JobPerspektive. Die Handwerkskammer Dortmund und IHK-Präsident Udo Dolezych wisse sie auf ihrer Seite.

Mit „einem lachenden und einem weinenden Auge” sieht Anne Rabenschlag das Einfrieren des Modells. Die Geschäftsführerin der Diakonie beschäftigt 57 Leute auf Jobperspektive-Basis. 30 davon bekommen jetzt ihre Verträge verlängert. „Im Vergleich zu Hartz IV sind ihre Tätigkeiten ein Gewinn – für die Betroffenen und die Gesellschaft”, so Rabenschlag.

Quelle: WR vom 12.03.10

Artikelaktionen