Arbeitsmarkt immer fester im Griff des Abschwungs
Die Zahl der Arbeitslosen ist in NRW weiter gestiegen. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 8,9 Prozent im Februar auf 9 Prozent im März. Bundesweit lag die Arbeitslosenquote bei 8,6 Prozent nach 8,5 Prozent im Vormonat.
Die Zahl der Arbeitslosen ist in Nordrhein-Westfalen weiter gestiegen. Mit 806.900 Erwerbslosen waren im März 11.530 Personen mehr ohne Job als im Februar, wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit in Düsseldorf mitteilte. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich den Angaben zufolge von 8,9 Prozent im Februar auf 9 Prozent im März. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl im März um 2,4 Prozent.
Kurzarbeit habe den Anstieg der Arbeitslosigkeit gebremst, hieß es weiter. Im März hätten in NRW weitere 4433 Betriebe Kurzarbeit für 123.260 Beschäftigte angemeldet. Damit habe sich die seit Oktober 2008 angemeldete Kurzarbeit auf 414.610 Beschäftigte in 12. 860 Unternehmen erhöht.
Abschwung nimmt den Arbeitsmarkt immer fester in den Griff
Der Abschwung nimmt den Arbeitsmarkt in Deutschland zunehmend fest in den Griff. Zum ersten Mal seit Bestehen der Arbeitsmarktstatistik stieg die Zahl der Jobsuchenden im März an, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag mitteilte. BA-Chef Frank-Jürgen Weise befürchtet inzwischen ein Überspringen der Vier-Millionen-Marke in diesem Jahr, die OECD erwartet für kommendes Jahr sogar über fünf Millionen Arbeitslose.
Die Zahl der Arbeitslosen kletterte im März um 34.000 auf 3,586 Millionen. Die Arbeitslosenquote stieg auf 8,6 Prozent. Seitdem die Nürnberger Behörde ihre Statistik führt, hatte es bislang zum Frühjahrsbeginn ausschließlich einen Rückgang gegeben. «Der konjunkturelle Abschwung wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus», sagte Weise zur Begründung. Er nannte den Anstieg auch für die BA überraschend.
BA-Chef Weise: „Vier Millionen nicht auszuschließen“
Zum ersten Mal seit dreieinviertel Jahren stieg die Zahl der Arbeitslosen auch wieder im Vergleich zum Vorjahr. Gegenüber März 2008 waren 78.000 Menschen mehr ohne Arbeit. Der Anstieg wäre noch deutlicher ausgefallen, wenn nicht durch die demografische Entwicklung die Zahl der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Männer und Frauen gesunken wäre.
Laut Weise entwickeln sich derzeit als Folge der schweren Rezession die drei wichtigsten Indikatoren des Arbeitsmarkts negativ: Neben der steigenden Arbeitslosenzahl bedeutet dies, dass die Zahl der freien Jobs zurück geht und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung abnimmt.
Für dieses Jahr wollte Weise «die vier Millionen sind nicht auszuschließen». Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet für 2010 in Deutschland fünf Millionen Arbeitslose. Damit werden die Arbeitslosenquote nach den Regeln der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 2010 im Schnitt bei 11,6 Prozent liegen, teilte sie in Paris mit. Die ILO-Zahlen sind leicht unterschiedlich zur BA-Statistik, hier lag die Arbeitslosenquote zuletzt mit 8,1 Prozent aber niedriger als bei der BA.
Kurzarbeit verhindert weitere Entlassungen
Das wichtigste Instrument der Arbeitsmarktpolitik der BA ist weiter die Kurzarbeit. Laut Weise stieg die Zahl der Anmeldungen von Kurzarbeit nach 400.000 im Januar über 700.000 im Februar auf inzwischen 1,1 Millionen im März. «Kurzarbeit wird im Moment genutzt, um Entlassungen noch zu verhindern», sagte Weise. 50.000 Firmen würden davon Gebrauch machen, vor allem in der Automobilindustrie und zunehmend auch bei Zeitarbeitsfirmen.
CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla forderte, das Kurzarbeitergeld erneut zu verlängern. Die Hilfen der Bundesagentur für Arbeit sollten künftig 24 Monate gezahlt werden. Im Rahmen ihres ersten Konjunkturpaketes hatte die Bundesregierung bereits die Frist von maximal zwölf auf 18 Monate erhöht. Pofalla erklärte, bislang habe sich das Kurzarbeitergeld «als stabile Brücke für den Arbeitsmarkt erwiesen».
Am Ausbildungsmarkt zeigt sich derweil nach Angaben der BA zur Halbzeit des Berufsberatungsjahres 2008/2009 noch kein klares Bild. Den Agenturen wurden mit 331.200 Lehrstellen zwar insgesamt 26.600 weniger gemeldet als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig verringerte sich aber die Zahl der Bewerber noch deutlicher. Diese ging um 78. 400 auf 372.200 zurück. Nach Angaben der BA ist dies vor allem auf die sinkende Zahl von Schulabgängern zurückzuführen. Außerdem habe sich offenbar durch die schlechte wirtschaftliche Lage bei Jugendlichen der Trend zu höheren Schulabschlüssen verstärkt.
Rekord bei Sanktionen gegen Arbeitslose
Gegen Arbeitslose sind im vergangenen Jahr so viele Strafmaßnahmen verhängt worden wie noch nie zuvor. In 741.115 Fällen und damit 16 Prozent mehr als 2007 wurde die Auszahlung des Arbeitslosengeldes zeitweise gesperrt, wie der Sprecher der Bundesagentur für Arbeit, Kurt Eikemeier, am Dienstag der Nachrichtenagentur AP sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der «Bild»-Zeitung.
Drastisch gestiegen sind den Angaben zufolge vor allem die Sperrzeiten wegen verspäteter Arbeitssuchend-Meldung. Die Zahl nahm um 22,8 Prozent von 239.459 im Jahr 2007 auf 294.015 Fälle im vergangenen Jahr zu. Gegenüber 2006 hat sich die Zahl sogar fast verdoppelt. Die Sanktion wird verhängt, wenn sich Arbeitnehmer nicht sofort nach Bekanntwerden der Kündigung bei der Arbeitsagentur melden. Ihre Leistungen werden dann für eine Woche gesperrt.
Auszahlung in rund einer Dreiviertelmillion Fälle zeitweise gesperrt
213.129 Sperrzeiten entsprechend einer Zunahme um 15 Prozent wurden wegen Meldeversäumnissen verhängt, 181.824 wegen Arbeitsaufgabe (plus 6,5 Prozent), 27.409 (plus 18,6 Prozent) wegen einer Arbeitsablehnung, 10.709 (plus 31,6 Prozent) wegen Ablehnung einer beruflichen Eingliedermaßnahme, 10.507 (plus 11,5 Prozent) wegen unzureichender Eigenbemühungen und 3.522 (plus 11,7 Prozent) wegen Abbruchs einer beruflichen Eingliederungsmaßnahme.
BA-Sprecher Eikemeier betonte, dass es sich nicht um rund 740.000 Personen, sondern um die entsprechende Anzahl Fälle handele, wobei eine Person mehrfach Geld gesperrt bekommen haben könnte. Insgesamt beziehen derzeit nach seinen Angaben rund eine Million Menschen Arbeitslosengeld.
Quelle: der Westen vom 31.03.2009