Ein-Euro-Jobs statt ABM: "Gut für die Statistik, mies für die Arbeitslosen"
Interwiew mit Babi Gottwald, Leiter des Beschäftigungsträgers "Abakus", der zum 31.12.04 wegen der Ein-Euro-Jobs aufgibt. --- Ein-Euro-Jobs stoßen bei jungen Langzeitarbeitslosen in NRW auf wenig Begeisterung. Nur jeder dritte griff zu. Ab Januar weniger Geld. --- Arbeitsminister Schartau zieht positive Hartz-IV-Zwischenbilanz und Erfahrungsbilanz der NRW-Landesarbeitsagentur. - TAZ- und WAZ-Artikel vom 22.12. und 15.12.04
--> Statt ABM Ein-Euro-Jobs: Gut für die Statistik, mies für die Arbeitslosen -
Der Beschäftigungsträger Abakus macht am 31.12. wegen der Ein-Euro-Jobs dicht. Interview mit Gaby Gottwald, Leiterin von Abakus in TAZ vom 22.12.04
--> Ein-Euro- heißt jetzt Zusatzjob - Zwei Wochen vor Einführung des Arbeitslosengelds II ziehen Landesregierung und Arbeitsagentur eine positive Bilanz - doch tausende Antragsteller haben aufgegeben. Finanzierung unzureichend - TAZ NRW-Bericht von Andreas Wyputta, 15.12.04
Quelle: TAZ NRW vom 15.12.04
SGB II, Hartz IV, ALG II
Nach dem zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II) muss das auf dem Hartz IV-Paket basierende Arbeitslosengeld II (ALG II) zum Jahresende das erste Mal ausgezahlt werden. ALG II besteht aus einer Grundsicherung von 345 Euro im Monat, dazu kommt ein Zuschuss für Wohnung, Krankenversicherung und Rente.
Die Arbeitsagenturen haben rund 530.000 Anträge an potenzielle ALG II-Bezieher verschickt. Davon wurden derzeit rund 498.200 ausgefüllt. 450.000 Anträge gelten als "erledigt" - doch nur 350.000 wurden als ALG II-berechtigt angesehen, 140.000 Antragsteller gelten als "Abgänge", etwa in Arbeit oder Mutterschutz. Von den 350.000 als berechtigt anerkannten Anträgen wurden bisher 90 Prozent bearbeitet: 83 Prozent wurden bewilligt, sieben Prozent abgelehnt.
Quelle: WAZ vom 15.12.04
Ein-Euro-Jobs lassen viele kalt
Nur jeder dritte junge Arbeitslose griff zu - Ab Januar weniger Geld
Von Peter Szymaniak
WAZ Düsseldorf. Ein-Euro-Jobs stoßen bei jungen Langzeitarbeitslosen auf wenig Begeisterung.
Dies sind die ersten Erfahrungen der NRW-Landesarbeitsagentur mit den seit Oktober geschaffenen neuen Ein-Euro-Zusatzjobs. "Wir haben 10 000 Zusatzjobs vor allem im Wohlfahrtsbereich vornehmlich den jungen Arbeitslosen angeboten.
Doch nur 2875 Jüngere haben das Angebot angenommen - das war weit unter unseren Erwartungen", sagte Christiane Schönefeld, Leiterin der NRW-Arbeitsagentur. "Bei den Älteren ist die Akzeptanz wesentlich höher."
Die 1-Euro-Jobs können inklusive der Mietzahlung und der Arbeitslosengeld-II-Leistung rund 800 Euro im Monat einbringen. Ab Januar wird die Annahme eines solchen Jobs Pflicht. Wer ablehnt, erhält erst 30% weniger Geld, bei erneutem Ablehnen kann die Arbeitsagentur unter 25-Jährigen statt Geld Lebensmittel-Gut-scheine aushändigen. Die Miete einer angemessenen Wohnung darf nicht gekürzt werden.
Schönefeld und NRW-Arbeitsminister Harald Schartau (SPD) zogen eine positive Hartz-IV-Zwischenbilanz. "Alle Arbeitslosen, die rechtzeitig einen Antrag abgegeben haben, werden ihr Geld pünktlich zum 1. Januar erhalten." Schartau verspricht auch, dass die meisten Arbeitslosen nicht in eine kleinere Wohnung ziehen müssen. "Eine Umzugswelle wird es nicht geben. Die meisten leben bereits in angemessenem Wohnraum."
Insgesamt werden 700 000 NRW-Bürger das neue Arbeitslosengeld II erhalten. Inklusive ihrer Angehörigen sind 1,2 Millionen betroffen. Bisher wurden nur 7 % der Anträge abgelehn. Für Nachfragen: Info-Telefon: 01801/012012; neue Internet-Adresse: http://www.hartz-nrw.de
14.12.2004 Von Peter Szymaniak