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Ein SozialTicket zum Preis von 29,90 € ist kein Sozialticket!

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Spätestens mit Ende der Pilotphase hätten wir erwartet, dass der Preis für dieses VRR-Ticket deutlich gesenkt wird. Denn wie vorauszusehen war, ist die Nachfrage nach dem Ticket mit durchschnittlich 5,3 % der Berechtigten (im August 2012) äußerst bescheiden geblieben. Mehr noch: Es ist dem VRR bislang nicht mal gelungen, die vom Land zur Ver­fügung gestellten Fördermittel vollständig auszuschöpfen. Die Sozialticket-Initiativen an Rhein und Ruhr haben sich deshalb gestern noch mal mit einer gemeinsamen Presseerklärung an die Presse gewandt.

 

Pressemitteilung

Sozialticket-Initiativen fordern weiterhin 15,- Euro-Ticket

Die Sozialticket-Initiativen an Rhein und Ruhr konstatieren, dass das sogenannte Sozialticket des VRR mit Beginn kommenden Jahres im ganzen VRR-Raum verfügbar sein wird. Einen Fortschritt sehen wir in der Tatsache, dass diese Monatskarte in Landkreisen künftig kreisweit gelten soll und dass auf den diskriminierenden Aufdruck „SozialTicket“ verzichtet wird.

Spätestens mit Ende der Probephase hätten wir jedoch erwartet, dass der Preis für dieses Ticket deutlich gesenkt wird. Denn wie vorauszusehen war, ist die Nachfrage nach diesem Ticket äußerst bescheiden geblieben. Mehr noch: Es ist dem VRR nicht mal gelungen, die vom Land zur Ver­fügung gestellten Fördermittel vollständig auszuschöpfen.

Eine realistische Auswertung der Verkaufszahlen und begleitenden Erhebungen hätte notwen­digerweise zu dem Eingeständnis führen müssen, dass man die anvisierte Zielgruppe, nämlich KundInnen mit knappen Budget, mit dem Angebot nicht erreicht hat (die Nutzerquote lag zuletzt bei durchschnittlich 5,3%). Für arme Menschen sind 30 Euro im Monat einfach zu viel, zumal bei fehlender Übertragbarkeit der Karte, so dass am Ende von dem Angebot nur die profitieren, die – wegen einer Beschäftigung oder aus anderen zwingenden Gründen – schon vorher im Besitz einer Monatskarte waren.

Der Beschluss der VRR-Gremien, am alten Preis von 29,90 € festzuhalten, ist nicht nur ein fataler Fehlgriff, sondern muss vielen Betroffenen auch wie eine Verhöhnung vorkommen. Denn mehr als die Hälfte der im Rahmen der Begleitforschung befragten Nicht-Nutzer hatten bekundet, dass sie sich dieses Ticket nicht leisten können (s. VRR-Drucks. M/VIII/2012/0356 v. 22.8.2012, S. 4).

Wozu gibt man Geld für eine teure Begleitforschung aus, wenn man von den Ergebnissen nur das übernimmt, was einem gerade in den Kram passt?

Angesichts der Tatsache, dass im Regelsatz für Bezieher von Hartz IV oder Grundsicherung exakt 18,41 € für den Nahverkehr vorgesehen sind, halten wir einen Preis von höchstens 15 € für die Monatskarte nach wie vor für angemessen. Denn jede Mitnahme eines Fahrrads, jede Fahrt über das eigene Tarifgebiet hinaus bedeutet ja zusätzliche Ausgaben.

Hat schon mal jemand all die Kosten zusammengerechnet, die dadurch entstehen, dass Menschen wegen wiederholter „Beförderungserschleichung“ - also Schwarzfahrens - eingebuchtet werden (was ja nicht eben selten vorkommt)? Ein Tag Gefängnis kostet die Allgemeinheit über 100,- Euro!

Es sieht ganz so aus, als sei der VRR an - bestimmten - Neukunden überhaupt nicht interessiert. Er vielmehr der Meinung ist, die Beförderung von Armen und Geringverdienern gehöre nicht zu seinem Beförderungsauftrag.

Dabei dient dem VRR die desolate Finanzsituation der Kommunen als wichtigster Vorwand. Wir hingegen denken, die Städte und Gemeinden sollten eigentlich froh sein, wenn sie dank der Landesmittel ihren ärmeren Bevölkerungsgruppen ein Angebot zur Erleichterung von Mobilität und Teilhabe bieten könnten. Und zwar, ohne allzu tief in die eigene Tasche greifen zu müssen.

Bleibt es beim Preis von 29,90 €, und ohne die Möglichkeit, die Karte an andere Berechtigte zu übertragen, wird ein Großteil von Betroffenen von der Nutzung ausgeschlossen bleiben.

 

Bündnis der Sozialticket-Initiativen im VRR-Raum
Initiative für ein Sozialticket in Düsseldorf, Initiative "Sozialticket Niederrhein Jetzt!", Sozialforum Bochum, Dortmunder Bündnis "Her mit dem Sozialticket!"

17. Dezember 2012

 

Ergänzung:

Dass Dortmund es bis heute nicht mal geschafft hat, den Verkauf ab Januar 2013 zu organisieren, obwohl die dauerhafte Einführung des 30-Euro-Tickets von den VRR-Gremien bereits im September beschlossen wurde, kann man nur als hochnotpeinlich bezeichnen.

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