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10 Jahre Gast-Haus statt Bank

Es sind die kleinen, menschlichen Geschichten, die das Leben lebenswert machen. Es sind die Überraschungen, so wie letzte Woche, als plötzlich ein Gast in der Tür stand, der es geschafft hatte, der runter war von der Straße. Jetzt will er mitarbeiten im Gast-Haus. "Gast-Haus statt Bank" - das sind zehn Jahre Entwicklung in einer Stadt, die Armut nicht mehr verbergen kann. Das sind zehn Jahre Schicksale, die unter die Haut gehen. So wie das eines ehemaligen Schülers von Werner Lauterborn, dem Vorsitzenden des Vereins.

Eines Tages aß der junge Mann im Gast-Haus und Lauterborn wunderte sich, seinen Einser-Schüler ausgerechnet hier, bei der Wohnungslosen-Initiative, wieder zu sehen. Sein Einser-Schüler in Mathematik, Physik, Chemie schrie zu Schulzeiten nach einer großen naturwissenschaftlichen Karriere. Stattdessen lebte er jetzt zwischen den Büschen, als Obdachloser. Nach dem Abitur hatte ihn eine völlig unerwartete Panik überwältigt, möglicher Weise im Studium zu versagen.

Wenn am Samstag (14.1.) an der Rheinischen Straße das Zehnjährige gefeiert wird, sind viele darunter, die von Anfang an als Mitarbeiter dabei sind. 100 helfende Menschen, dazu 30 Schüler (vornehmlich Mallinckrodt-Gymnasium), kümmern sich bestens um Menschen, denen es viel schlechter geht. Ingrid Köhle ist eine von ihnen: "Es macht auch sehr dankbar, wenn man sieht, wie viel Glück man im Leben selbst gehabt hat."

Drei Gäste kamen zur Eröffnung am 3. Dezember 1995. Sechs Mitarbeiter standen bereit, sie im Gast-Haus zu bewirten. Heute arbeiten acht Helfer in einer Schicht und bewirten im Schnitt 200 Gäste täglich. 70.000 Frühstücks- und Nachmittags-Gäste im letzten Jahr, 4500 Menschen, die hier an der Rheinischen Straße 22, in angenehmer, sauberer Atmosphäre duschen konnten, allein 200 ausgegebene T-Shirts im August, dazu über 1.000 Socken (den Mallinckrodt-Schülern sei Dank) " das sind Zahlen aus 2005, die unter die Haut gehen. So wie diese: Von 24 000 Langzeitarbeitslosen in Dortmund erreicht das Gast-Haus nur einen Bruchteil.

"Wir brauchen 80.000 Euro im Jahr. Davon sind 80 Prozent fixe Kosten", so Lauterborn, der neben Geldspenden aber auch darauf hofft, "mal Konzert- oder Zirkuskarten für unsere Gäste geschenkt zu bekommen. Das sind Bedürfnisse, die zum Leben gehören." - bö

Tel. Gast-Haus: 140936,
Spendenkonto: Sparkasse Dortmund,
BLZ 44050199,
Konto-Nummer 21029270

Quelle: RN vom 12. Januar 2006

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