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Arbeitslosenzentrum Dortmund: Grenze der Kapazität erreicht

Hartz IV hat dem Arbeitslosenzentrum (ALZ) beschert, was sich jeder Arbeitslose erträumt: jede Menge Arbeit.

  • Quelle: Ruhr-Nachrichten vom 11.05.05

"Die Einführung des SGB II hat zu einem enormen Zulauf unserer Einrichtung geführt. Wir haben die Grenze unserer Kapazitäten erreicht", so ALZ-Leiterin Gisela Tripp. Mit drei weiteren Mitarbeitern versucht sie, den Ansturm einigermaßen zu bewältigen.

Hier ein paar Zahlen: Im gesamten letzten Jahr hat das ALZ 1608 Einzelgespräche geführt, bis Anfang Mai dieses Jahres waren es schon 783. Gut, dass immerhin seit Herbst 2004 eine Mitarbeiterin nur für die Unterstützung der Antragstellung und Fragen zum Arbeitslosengeld II (Alg II) mit finanzieller Unterstützung der Wirtschafts- und Beschäftigungförderung eingestellt wurde. Doch Ende Juni läuft die ABM-Stelle aus.

Dabei gibt es gerade jetzt zu den AlgII-Bescheiden jede Menge Fragen. Die Bescheide wimmeln immer noch vor Fehlern. Zu Beginn des Jahres schätzte das ALZ die Quote der fehlerhaften Bescheide auf 90%, mittlerweile sei es etwas besser geworden. Dennoch laufe noch vieles falsch. Das Vertrackte mit den Bescheiden: "Es ist nicht erkennbar, welche Einkommen in welcher Art und Weise angerechnet werden", so Tripp. Daher sei eine Vereinfachung und mehr Transparenz der Bescheide erforderlich, möglicherweise müsse die Software nochmal überarbeitet werden.

Weiteres Problem: Viele Rechtsfragen sind noch nicht geklärt, es gibt immer neue Urteile zu Einzelfragen, die jedoch rechtlich noch nicht allgemein verbindlich sind. "Das erschwert die Beratung, da wir uns im rechtsfreien Raum bewegen", so Peter Strube vom ALZ-Vorstand.

Weitere Folgen von Hartz IV sind laut Tripp, dass die finanziellen Belastungen für viele Familien, insbesondere diejenigen, die vorher keine Sozialhilfe bezogen haben, enorm gewachsen seien. Ergebnis: Die psychosozialen Belastungen der arbeitslosen Menschen nahmen stark zu: In Jahr 2004 um 28%, in den ersten Monaten 2005 lagen diese bereits bei 41%.

Auffällig ist, dass die Fragen zur beruflichen Eingliederung, die in der Vergangenheit 35% der Beratungsgespräche bestimmten, in den ersten Monaten auf 21% zurückgingen. "Das zeigt, dass die Erwartungen sehr gering sind", so Tripp. Von den Ein-Euro-Jobs habe sie nicht viel erwartet und damit offenbar richtig gelegen. Bekanntlich haben durch die bisher angebotenen 2500 Arbeitsgelegenheiten in Dortmund gerade einmal 60 Menschen eine neue berufliche Perspektive gefunden.

Für die Zukunft erwartet das ALZ, dass das Thema Wohnung für Probleme sorgen wird. Insbesondere die Fragen zur Kaution und Umzugskosten seien nicht geklärt.

Zuschüsse unsicher

Zu allem Überfluss hat das Arbeitslosenzentrum selbst noch Sorgen: "Unsere Zukunft steht auf dem Spiel, da unsere Bezuschussung nicht sicher ist", macht Strube deutlich. Es gebe immer nur finanzielle Zusagen für maximal eineinhalb Jahre. Bei der 20-Jahr-Feier des Zentrums hätten die Politiker aller Coleur zwar deutlich gemacht, dass das ALZ wichtige Arbeit leiste, "doch es müssen Taten folgen". - kiwi

Arbeitslosenzentrum, Leopoldstr. 16-20, Tel. 81 21 24

Quelle: Ruhr-Nachrichten vom 11.05.05



  • Quelle: WAZ vom 11.05.05

Alo-Zentrum am Ende der Kapazität bei Beratungen

Das Arbeitslosenzentrum kann nicht mehr alle beraten, die Hilfe suchen. Seit Januar und der Einführung von Hartz IV haben die Mitarbeiter 783 Gespräche geführt. Im gesamten Jahr 2004 waren es 1608.

"Die Leute stehen schon eine Stunde vor Öffnung auf der Straße", schildert Gisela Tripp, Leiterin des Arbeitslosenzentrums die Situation. Daran kann auch Annette Essing, die als ABM bis Juli arbeitet, nicht viel ändern. Die Expertinnen führen den enormen Zulauf von Menschen, die auch von außerhalb kommen, darauf zurück, dass die Sachbearbeiter in der Bundesagentur für Arbeit noch nicht richtig im Thema sind und selten die Bescheide erläutern können. "Die Anträge sind schon kompliziert, aber die Bescheide sind für Laien nicht nachvollziehbar und das darf nicht sein. Das muss transparenter werdenr", fordert Gisela Tripp. Und: 90 Prozent der Bescheide, die unterschiedlich lange gelten, waren anfangs falsch. Das habe sich jetzt zwar geändert, aber es schlichen sich immer noch Fehler bei Einkommensberechnungen, Miet- und Heizkosten in Bedarfs- und Haushaltsgemeinschaften oder überhaupt bei der Feststellung von Bedarfs- und Haushaltsgemeinschaften ein. An einem Beispiel belegt sie, wie eklatant sich das auf Familien auswirken kann. Ein Bescheid der Bundesagentur besagte, dass einer Frau, die mit ihren drei Kindern und einem Freund zusammenlebt, nichts zustehe. Nach einer Prüfung durch das Arbeitslosenzentrum stellte sich heraus, dass die Familie Anspruch auf 560 Euro monatlich hat.

Trotzdem: "Wir arbeiten gut mit der Bundesagentur und der Arge zusammen. Vieles lässt sich auf dem kleinen Dienstweg und ohne Widersprüche und Klagen erledigen", sagt Annette Essing. Probleme sieht sie darin, dass die Menschen nicht länger als ein paar Monate planen können und deshalb die Belastungen im psychosozialen Bereich stetig wachsen. Auch bei Umzügen oder Jugendlichen, die sich von der Familie abnabeln wollen, gibt es noch Schwierigkeiten mit der Anerkennung der Gründen und der damit verbundenen Übernahme von Kautionen.

"Die Kinder trifft es richtig" , sagt Gisela Tripp. Ohne Pauschalen für Bekleidung, Klassenausflüge oder Bücher reichen 207 Euro nicht weit. bam

Quelle: WAZ vom 11.05.05



  • Quelle: WR vom 11.05.2005

783 Beratungen in Sachen Alg II

(dib) Die Einführung von Alg II hat zu einem enormen Zulauf im Arbeitslosenzentrum geführt. Seit Einführung im Januar, so Leiterin Gisela Tripp, habe es 783 Beratungsgespräche gegeben.

Happig viel zu tun also für die vier Mitarbeiter. Zum Teil so viel, dass man die Ratsuchenden abweisen muss. Z.B. in Richtung Arbeitsagentur. "Aber da", sagt Annette Essing, "kommen die ja her." Das offenbart das Problem. Zu Beginn, meint Gisela Tripp, seien etwa 90 Prozent der Anträge falsch gewesen. Oft seien Eingruppierungen für die Betroffenen nicht nachvollziehbar. "Hier muss die Agentur wohl nochmal ihre Software anpacken", sagt sie, "es muss eine generelle Vereinfachung der Bescheide geben."

Das sei nicht als Kritik an der Dortmunder Behörde zu verstehen. "Der Kontakt zur Arbeitsagentur hier ist sehr gut", findet Andrea Essing, "vieles geht auf dem kleinen Dienstweg."

Die Hauptgruppe der Ratsuchenden sei bis 50 Jahre alt (62,9%), der Anteil der Älteren liege bei 31,1 %. Sie seien zwischen einem und drei Jahren arbeitslos, fast 70 % hätten eine Berufsausbildung. Aus der der unmittelbaren Umgebung der Nordstdt kämen nur 22,9 % der Besucher, 52,7 % reisten aus einer Entfernung zwischen fünf und zehn Kilometern an, mehr als 24 % legten mehr als zehn Kilometer zum ALZ zurück, um sich beraten zu lassen. Zeichen dafür, dass die Arbeit gefragt ist. Dennoch bleibt sie gefährdet. "Wir leben von der Hand in den Mund", so Vorstand Peter Struwe. Die politische Anerkennung für die Arbeit sei da, "aber die Gelder der verschiedenen Geldgeber fließen nicht zuverlässig".

Quelle: WR vom 11.05.2005

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