Arbeitslose bangen um ALZ
Es ist ungemütliche 6 Uhr früh. Menschen warten vor einer Tür, die sich erst in zwei Stunden öffnen wird. Die Männer und Frauen, die sich montags und donnerstags an der Leopoldstraße einfinden, wollen sich beraten lassen. Lieber als in der Jobcenter ARGE. Wie lange die Arbeitslosen noch die Wahl haben, ist ungewiss. Die Landesregierung will die Beratungsstelle für Langzeitarbeitslose nicht länger fördern.
Auch dem Arbeitslosenzentrum (ALZ) soll im Oktober 2008 der Geldhahn zugedreht werden. Die Ankündigung von NRW-Arbeitsminister Laumann hat bereits SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf den Plan gerufen. Beide Fraktionen werden heute einen Antrag zum Erhalt des ALZ im Sozialausschuss einbringen.
"Wir beraten, helfen bei Anträgen oder beim Bewerbungsschreiben", skizziert Bertrix Heßling ihre Arbeit in der Beratungsstelle. Zwei Beratungstage mit jeweils 20 bis 25 Gesprächen erfordern jede Menge Zeit, um jedem Fall gerecht zu werden. "Den Rest der Woche arbeiten wir jeden Fall auf, helfen, vermitteln", sagt Heßling. "Wir", das sind neben der Diplom-Pädagogin noch zwei weitere Beraterinnen.
Die Ratsuchenden sind meistens Hartz-IV-Empfänger. Warum sie die Einrichtung so schätzen, erzählen sie. "Hier wird man wie ein Mensch behandelt. Hier hört man uns zu", sagt ein Mann um die 45. Er ist nicht gut auf die Jobcenter ARGE zu sprechen. Eine 29-Jährige, Mutter einer Tochter und Studentin, erhält staatliche Unterstützung. "Dass mir die Hilfe zusteht, habe ich hier erfahren", berichtet sie. Hier, in der Beratungsstelle, seien die Angestellten bei der Sache, verfügten über Sachkenntnis, man fühle sich nicht als Teil einer Statistik. "Hier sagt man auch Guten Morgen".
Die anderen Wartenden nicken. Die Wut auf die ARGE kennen auch die Beraterinnen. Aber sie zeigen Verständnis: "Das sind auch nur Menschen. Die haben wirklich einen harten Job."
Insgesamt klappt die Zusammenarbeit zwischen ARGE und Arbeitslosenzentrum prima, projektbezogen bei der Integration von Langzeitarbeitslosen auf dem 1. Arbeitsmarkt: "Unsere Einrichtung ist ein niederschwelliges Angebot, hier muss man keine Hürden überwinden", sagt der Vorsitzende des Vereins ALZ, Pfarrer Peter Strube. Er bezeichnet es als "politische Unmöglichkeit", dass die Existenz der Einrichtung bedroht sei. "Eigentlich benötigten wir eine Aufstockung, hier boomt es", so Strube. - Von Silke Hoock
Quelle: Westfälische Rundschau vom07.05.2007
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