Benutzerspezifische Werkzeuge

Arm trotz Arbeit

9571 Menschen in Dortmund verdienen mittlerweile mit ihrer Arbeit so wenig, dass sie zusätzlich Hartz IV beziehen. Tendenz steigend. Ihr Lohn reicht nicht zum Leben.

Sie können Haare schneiden. Supergünstig und ohne Termin. Bettwäsche wechseln sie im Akkord, reinigen Hotelzimmer flurweise und füllen die Minibars auf. Außerdem rennen sie zwischen Küche und Gästetischen hin und her, Teller in der Hand, Bestellungen im Kopf, Existenzangst in der Seele.

9571 Menschen in Dortmund verdienen mittlerweile mit ihrer Arbeit so wenig, dass sie zusätzlich Hartz IV beziehen. Tendenz steigend. Ihr Lohn reicht nicht zum Leben. "Aufstocker" nennt man diese Klienten bei der ARGE Dortmund, weil sie auf ihr Gehalt noch Teile des Arbeitslosengelds II drauf bekommen. Ihre Zahl ist seit Jahresbeginn sprunghaft gestiegen (plus 1721), schlägt ARGE-Geschäftsführer Frank Neukirchen-Füsers Alarm. Der Experte beobachtet diese Entwicklung mit großer Sorge. Er fürchtet, dass da neuer sozialer Sprengstoff entsteht.

Dabei sinkt die Zahl der Arbeitslosen in Dortmund, die der Hartz-IV-Empfänger auch, wie der ARGE-Geschäftsführer bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz betonte. Und doch wächst das Heer der Aufstocker, die zu ihrem Lohn Gelder erhalten.

"Dabei", so Werner Schickentanz, Chef der Agentur für Arbeit, "beantragen nicht alle, die es könnten, auch tatsächlich noch Hartz IV zusätzlich zum Lohn." Gleichwohl spreche es sich immer mehr herum. Neukirchen-Füsers rechnet mit einer Verschärfung des Problems. Der Trend auf dem Arbeitsmarkt gehe zum Minijob, etwa im Einzelhandel. Insofern sei es nicht erstaunlich, dass Niedrigsteinkommen zunehmend nicht mehr zum Leben reichten und mit dem ALG II alimentiert werden müssten.

Sozialdezernent Siegfried Pogadl hofft nun auf eine politische Debatte. Firmen dürften daraus kein System machen: Dumpinglöhne zahlen und auf Vater Staat verweisen.

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 26. Juli 2007

Artikelaktionen

Schuld sind immer die anderen

Kommentar von Petra am 24.01.2009 15:33
Leider wird in dem Artikel nicht erwähnt, dass es genau diese Arge ist die ihre 'Kunden' dazu zwingt jeden noch so erbärmlich bezahlten Job anzunehmen.