DEW 21 stellt Sponsoring von Cabaret Queue ein
DEW 21 stellt nach fünf Jahren das Programm-Sponsoring des Cabaret Queue ein. Fred Ape und Georg Delfmann hätten sich mit dem Protest gegen den Flughafenausbau "geschäftsschädigend" geäußert. Mit 5000 Euro plus Mehrwertsteuer hatte DEW 2008 zwei Programme des Queue gesponsert - ab sofort fließt kein Geld mehr. "Sponsoring ist kein Beamtenvertrag", so DEW-Sprecher Albert Herzmann.
Ursache für den Rückzug seien Äußerungen der Gruppe "Das aufgeweckte Bodenpersonal", zu der auch Ape und Delfmann gehören: Aus Protest gegen den Flughafenausbau hatten die Gegner erklärt, dass jeder über Gas, Wasser und Strom den Flughafen unterstütze.
Es gehe nicht um die Anti-Flughafen-Position. Aber Leute, die "implizit andere auffordern, nicht mehr unser Kunde zu sein", so Herzmann, könnten nicht zugleich die Hand aufhalten.
Delfmann und Ape bestreiten, sich selbst so geäußert zu haben. Sie wundern sich, dass das Geld ohne jede Vorwarnung mit dem Argument "Beiß nicht die Hand, die dich füttert" wegfalle. Sie finden es "brisant", dass Kulturprogramm und ihre Auseinandersetzung mit der Gegenwart vermengt würden.
Das Geld fehle - die beiden versuchen jedoch, andere Sponsoren aufzutun.
Quelle: WR vom 13.10.09
Ein Foto kostet das "Queue" 5000 Euro
Der DEW 21-Rückzug als Sponsor des Cabaret Queue schlägt Wellen. "Queue"-Inhaber Georg Delfmann und sein Programmchef Fred Ape wähnen sich unschuldig in Sippenhaft. Gestern wurde der konkrete Grund für den Ausstieg bekannt: ein WR-Bericht vom 24. September vorigen Jahres.
Vor allem das dort abgebildete Foto. Das Bild zeigt vier Flughafenausbaugegner aus den Reihen des "Aufgeweckten Bodenpersonals": Dr. Peter Keil, Simone Fleck, Lioba Albus und Bärbel Hauenstein. Lächelnd halten sie zwei überdimensionale Euro-Scheine in die Kamera: einen Hunderter mit der Aufschrift "Ihr Strom-/Heizungszuschlag für den Flughafen - heute". Und einen Zweihunderter mit dem Vermerk "Ihr Strom-/Heizkostenzuschlag für den Flughafen - nach Ausbau". Diese Symbole und Keils Bemerkung "Jeder zahlt über Gas, Wasser und Strom für den Flughafen" wertet DEW-Sprecher Albert Herzmann als Quasi-Aufruf zum Unternehmensboykott - und dreht den Geldhahn zu. Verlust fürs Queue: 5000 Euro plus Mehrwertsteuer in 2009, wie berichtet.
Die Tatsache, dass weder Delfmann noch Ape bei besagtem Pressetermin zugegen waren, ändert für Herzmann nichts. Ape sei als einer vom "Bodenpersonal" erwähnt worden. Das reiche. "Er hätte sich davon ja distanzieren können", so der DEW-Sprecher. Dass Ape dies nicht tat, sei ein Zeichen dafür, "dass er seine Identifikation damit billigend in Kauf nahm".
Fred Ape fühlt sich im falschen Film. "Mit meiner Person hat das Ganze wenig zu tun, das ist die Crux", wundert er sich und stellt fest: "Die 200 Queue-Veranstaltungen pro Jahr haben nichts mit unserer politischen Meinung zu tun. Doch jetzt wird alles in einen Topf geworfen. Traurig." Als Künstler frage er sich, was jetzt aus dem Geierabend werde. "Da wird auch ständig die SPD angepinkelt. Streicht man denen jetzt auch die Unterstützung?"
Kopfschütteln auch bei Georg Delfmann. "Dass wir zum Boykott aufgerufen hätten, ist DEW-Interpretation. Belege gibt es dafür nicht", sagt er und beklagt "eine gewisse Arroganz: die Meinung anderer Leute zu geißeln".
Die Grünen haben den Eindruck, DEW 21 verstehe "Sponsoring als Stillhalteprämie", so Ratsfraktionschef Mario Krüger. Wer bewusst bissiges Kabarett fördere, könne nicht "beim ersten Biss, der einen selbst trifft, gleich verduften". Inhaltlich stärkt Krüger dem "Aufgeweckten Bodenpersonal" den Rücken. "Dass die Äußerungen zur Finanzierung des Flughafendefizits richtig sind, da beißt die Maus keinen Faden ab."
Übrigens: Wie weit die künstlerische Freiheit geht, die Herzmann als "ein hohes Gut" schätzt, wird sich demnächst bei einer DEW-Veranstaltung zeigen. "Dann tritt Frau Fleck bei uns auf", so Herzmann. Die Frau Fleck vom Foto. Die mit dem großen Hunderter in der Hand.
Quelle: WR vom 14.01.09
Wollt Ihr wirklich angepasstes Kabarett ?!
Man kannte es eigentlich bisher nur vom Bayrischen Landesfernsehen, dass sich bei kritischen Sendungen anderer Fernsehanstalten aus dem laufenden Programm verabschiedete. Dieter Hildebrandt mit seinem Scheibenwischer konnte ein Lied davon singen. Nun erwischt es auch die Kabarettisten des „Aufgeweckten Bodenpersonals“, die mit der Streichung der finanziellen Zuwendungen an Dortmunds bekanntes Cabaret Queue von der DEW Mundtod gemacht werden sollen.
Die Partei DIE LINKE findet den Beschluss des kommunalen Energieversorgers unverständlich:“ Nächstes Jahr wird das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt. Und da schon einmal vorsorglich Mittel für Künstler zu streichen, zeigt wenig Weitsicht. Ebenso scheint die DEW nicht begriffen zu haben, welchen Zweck politisches Kabarett hat – es soll tatsächlich den Finger in Wunde legen und das soll durchaus auch schon mal weh tun. Humor hat, wer dann trotzdem lacht“, meint Thomas Nueckel, freier Schauspieler und kulturpolitischer Sprecher des Kreisvorstandes von DIE LINKE.
Thomas Nueckel schrieb als Dortmunder Kleinkünstler jenseits der üblichen Form der Pressemitteilung einige Zeilen in Briefform:
An DEW:
Grandios DEW21, was Du da mit dem Cabaret Queue machst. Was mischen sich diese Lausbuben und Lausfrauen auch in Deine Flughafenpläne ein: Kultur ist Startbahn DEW21. Und wenn Dortmunder Kabarettistinnen und Kabarettisten mit schlappen 300 Euro lächelnd in die Linse blickend, den Flughafenausbau kritisieren, sollen sie doch. Den Strom lieferst Du ja, liebe DEW21. Hähä!
Energie-Wasser-Flughafen klingt doch auch viel besser als Energie-Wasser-Kultur. Und überhaupt; was bedeutet eigentlich das 21 in Deinem Namen? 21 km Start- und Landebahn sind genug um das Spaceshuttle landen zu lassen? Doch nicht etwa ein Bezug zu dem beliebten Spiel 17 und 4? Anlehnung an das berühmte Kinderlied "21 Kabarettisten... die spielten mit Kultur. Vier von ihnen linsten frech `Flughafen muß wech und schwupp 5000 Eus gestrichen, da warns nur noch 17" Und nun bitte nachrechnen: 4 + 17 = 21!!
Aber sei beruhigt DEW21. Frühere Fürsten handelten bekanntermaßen ja auch nach der Devise "Wem Geld ich geb, der mein Stimmung heb". Und das mit der Hebung Deiner kulturellen Stimmung, das haben die Lausfrauen und Lausbuben irgendwie falsch verstanden.
Thomas Nueckel
(und flugs ist der Strom futsch)
Quelle: Pressemitteilung DIE LINKE vom 15.01.09