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Dortmunder Philharmoniker im Streik

Erstmals seit 50 Jahren lassen die Orchestermitglieder im Arbeitskampf eine Vorstellung ausfallen. Die Dortmunder Philharmoniker haben Am Freitag erstmals seit 50 Jahren eine Vorstellung bestreikt. „Im weißen Rössl” fiel am Abend aus. Die Orchestermitglieder setzten sich gegen die Abkopplung vom öffentlichen Dienst zur Wehr.

Die Situation war fast wie eine Operninszenierung: Um 18.30 Uhr kam die Eilmeldung, dass die Deutsche Orchestervereinigung (DOV), Gewerkschaft der Musiker, zum Streik auffordere und die Philharmoniker die Aufführung blockieren wollten. Weder Theaterleitung noch das restliche Personal waren informiert - selbst die Orchestermitglieder, von denen gut 90 Prozent in der Gewerkschaft organisiert sind, erfuhren erst durch DOV-Vertreter Henning Stahl davon. „Es wurde seit Wochen spekuliert. Aber das Orchester war schon überrascht.”

Um 19.25 Uhr strömten noch die letzten Besucher nichts ahnend in das Opernhaus. Als Orchestermitglieder mit DOV-Fahnen und Streik-Westen auf die Bühne traten, bekamen sie zunächst Applaus. „Falls sie denken, dass das zum Stück gehört, muss ich sie enttäuschen”, erklärte Henning Stahl. „Die Dortmunder Philharmoniker werden heute Abend leider nicht spielen. Das fällt uns allen nicht leicht.”

Zum Hintergrund: Seit2005 müssen die Musiker mit einem durch den Arbeitgeberverband Deutscher Bühnenverein (DBV) teilgekündigten Orchestertarifvertrag (TVK) leben. Sie hätten seitdem keine Tariferhöhung mehr bekommen. Nun wolle der DBV, dass die Gewerkschaft eine „verschlechterte Anpassungsklausel” bis Ende März 2009 unterschreibt - sonst würde der gesamte Tarifvertrag gekündigt. „Nach vier Jahren Verhandlung ohne Ergebnis wissen wir einfach nicht weiter”, so Stahl zu den Besuchern.

Die Reaktion: Pfiffe und Buh-Rufe, aber auch Klatschen. Chefdramaturg Dr. Klaus Angermann als Vertreter der Geschäftsführung entschuldigte sich und erklärte, dass die Zuschauer ihr Geld zurückbekämen. „Das ist hart für uns”, sagte Betriebsdirektor Frank Martin Widmaier. Im Foyer brüllten einige die Streikenden an: „Frechheit! Sauerei!” Mancher war extra aus dem Sauerland angereist.

Für den Arbeitskampf an sich Verständnis zeigten Jutta und Hans-Dieter Pilgrim - sie waren aber wütend, dass die Streikenden sie erst in Erwartung einer Vorstellung in den Saal strömen ließen: „Das ist Respektlosigkeit.” Unterstützung äußerten Liselotte und Klaus Augustin aus Menden: „Irgendwie müssen sie’s ja machen.” Eine Zuschauerin fand, dass die Musiker das gleiche Recht wie Krankenschwestern oder Müllwerker haben müssten.

Quelle: Der Westen vom 29.11.08

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