Dortmunder Selbsthilfe gibt Alarm: Nur noch Mangelverwaltung
„Der 5. Runde Tisch” - er kam genau zur rechten Zeit: „Die Vereine brauchen dringend ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich im Armutsbereich engagieren wollen”, lautete der Appell von Rüdiger Teepe, Chef der Dortmunder Tafel.
Ob Speisen zubereiten, Lebensmittel verteilen, Hausaufgaben betreuen oder einfach nur Zuhören: Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist abwechslungsreich und in einigen Teilen der Bevölkerung noch völlig unbekannt.
Mit dem Ziel, das zu ändern, informierte der „Runde Tisch” Dortmunder Hilfseinrichtungen am Samstagmittag vor der Reinoldikirche. Vertreten waren neben der Tafel, zehn weitere, zumeist kleinere Organisationen wie Brückentreff, Aidshilfe/Café Kick, Komm-Kids-Com, Gast-Haus, Bahnhofsmission oder die Wichern Suppenküche. Nur: Einen runden Tisch im klassischen Sinne, den suchte man vergebens. Stattdessen präsentierten sich die elf gemeinnützigen Vereine in einer langen Reihe, rührten dabei kräftig die Werbetrommel und boten neben Infomaterial und Beratungsgesprächen, selbstgebackenen Kuchen und Bratwürstchen an. Natürlich für den guten Zweck, und um die wohl leeren Kassen ein wenig aufzufüllen. Die wirtschaftliche Misere - die Wohlfahrtsverbände bekommen sie gegenwärtig deutlich zu spüren: „In den letzten zwei Monaten sind gerade mal zwei Privatspenden bei uns eingegangen”, so eine Mitarbeiterin der Suppenküche. Zu wenig für eine Einrichtung, die zwar mit Lebensmitteln von der Tafel versorgt wird, weitere aber ankaufen muss, um ihr Angebot von rund 200 warmen Mahlzeiten einmal pro Woche aufrecht zu erhalten.
Nicole Schuchmann von Komm-Kids-Com plagen ähnliche Sorgen. Ihr Mitarbeiterstab - rund 25 Ehrenamtliche - versorgt täglich 95 Kinder mit einem Mittagessen im Keuning-Haus, das ergänzt wird durch Hausaufgabenbetreuung und Freizeitgestaltung. Aktuell sucht der Verein noch Fußballtrainer, sowie Spiel- und Lesepaten. Engagement, das zwar unbezahlt ist - sich aber dennoch bezahlt mache: „Von den Kindern kommt sehr viel zurück”, schwärmt Nicole Schuchmann. Eine Aussage, die Schirmherrin Annegret Langemeyer bestätigt: „Es ist wichtig, Einblicke in andere Welten zu erhalten”, meint die Ehefrau des Oberbürgermeisters, die lernschwache Schüler unterstützt. Dass viele Menschen dennoch ihre Augen verschließen, nichts von den Nöten anderer hören wollen, dafür hat die ehemalige Lehrerin kein Verständnis.
„Armut kann jeden plötzlich treffen”, weiß Rüdiger Teepe, „gerade in heutigen Zeiten.” Sein Rat: Die Wirtschaftskrise als Anlass nehmen, die persönliche Einstellung gegenüber einem Ehrenamt neu zu überdenken.
Quelle: WR vom 16.08.09