Frauenhaus gerät selbst in Not
Die Analphabetin, die Rollstuhlfahrerin, und die Frau ohne Bleiberecht. Sie alle flüchten sich in das Frauenhaus, das immer kompliziertere Betreuungsfälle übernehmen muss - und dafür immer weniger Geld bekommt. Dagegen will sich die SPD im Land stark machen.
Dortmunds Frauenhaus ist mit 30 Plätzen eines der größten im Land. Rita Willeke, Eva Grupe und Renate Blitt-Engel leisten unschätzbar wichtige Arbeit, wenn wieder der Hilferuf einer Frau eingeht. „Alle Frauen haben massive Gewalt über viele Jahre hinweg erlebt”, berichten die Betreuerinnen. „Lebensbedrohliche Gewalt.” 2006 hat die schwarz-gelbe Landesregierung eine Stelle gestrichen - und die Mittelzuwendungen seitdem eingefroren, wie die SPD-Abgeordnete Gerda Kieninger hinzufügt. Dadurch musste der Betreuungsschlüssel reduziert werden. Die Anforderungen an die Mitarbeiterinnen sind aber stetig gewachsen.
"immer größere Probleme"
„Heute sind über 50 Prozent unserer Klientel Migrantinnen - quer durch alle Kulturen,” berichtet Rita Willeke. Was sich auch mit der Zeit auch geändert hat: „Die Personen haben immer größere Probleme, selbstständig klar zu kommen.” Weil die Frauen immer unselbständiger werden, muss das Team sich mehr einbringen. Telefonate mit Polizei, Behörden, Vermieter. Und dann sind da ja auch noch die Kinder. Um sie müssen sich die Mitarbeiterinnen auch noch kümmern. Häufig übrigens für Frauen in Not, die aus Nachbarstädten kommen.
Das ist der Grund, weshalb eine Kommune wie das klamme Dortmund, entlastet werden müsse. Dortmund übernimmt heute die Miete und laufende Kosten für das Frauenhaus sowie eine Stelle.
»Gesetzliches Finanzierungssystem«
Abgesehen davon, dass durch die Haushaltssicherung diese Aufwendungen gefährdet sind, sollten alle Kommunen gleichermaßen zur Kasse gebeten werden, findet Kieninger. Sie fordert ein gesetzliches Finanzierungssystem für die Frauenhäuser. Über Umlagen sollten auch Gemeinden ohne eigene Frauenhäuser beteiligt werden.
Quelle: Der Westen vom 27.04.10