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Für Behinderte bleibt der Bahnhof ein Albtraum

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Bahnfahren ist für Christiane Rischer jedes Mal ein Albtraum - zumindest, wenn die Reise der Rollstuhlfahrerin in Dortmund beginnt oder hier endet. Dann bekommt sie den "Tunnelblick", eine ganz spezielle Sicht auf die Abgründe der Bahnhofskatakomben.

Daran wird sich so schnell nichts ändern, auch wenn der Umbau des Hauptbahnhofs in diesem Jahr beginnen soll. Seit über zehn Jahren soll der Bahnhof umgebaut werden. So lange hoffen auch Menschen mit Behinderungen, dass die Deutsche Bahn AG bei der Renovierung ihre speziellen Bedürfnisse berücksichtigt. Immerhin: Mitte 2010 soll die Eingangshalle für 23 Millionen Euro auf den Stand eines Gebäudes des 21. Jahrhunderts gebracht werden. Damit ist behinderten und in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen jedoch nicht geholfen. Denn ihr Weg vom oder zum Zug ist immer noch eine Reise durch die Unterwelt. "Wir haben so gehofft, dass im ersten Umbauschritt auch Personenaufzüge zu den Gleisen gebaut werden und sind von der Bahn bitter enttäuscht worden", sagt Birgit Rothenberg vom Dortmunder Verein Mobile, der sich um selbstbestimmtes Leben für Behinderte kümmert. Erst die zweite Ausbaustufe des Bahnhofs soll unter anderem den engen Fußgängertunnel und einen barrierefreien Zugang zu den Gleisen in Angriff nehmen. Die Finanzierung des auf etwa 119 Millionen Euro veranschlagten Vorhabens ist jedoch noch nicht gesichert.

Menschen wie Christiane Rischer müssen dann nach ihrer Ankunft mit dem Zug in Dortmund den Lastenaufzug benutzen, um den Bahnhof verlassen zu können. Dessen Schacht führt jedoch nicht in die Ladenpassage, sondern in den dahinterliegenden, schmutzstarrenden Versorgungstunnel. Kaum öffnet sich die Fahrstuhltür steigt den Fahrgästen beißender Gestank in die Nase. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was die Nase hier im Sommer aushalten muss. "Da halte ich bis zum Tunnelende die Luft an", sagt Christiane Rischer. Dabei denkt sie nicht nur an sich, sondern auch an die Bahn-Mitarbeiter, die sie durch diese olfaktorische Zumutung schieben müssen.

Die Odyssee ist dann nicht vorbei. Zur Stadtbahn führt nur ein Aufzug - der steht am Königswall, 500 Meter vom Tunnel entfernt. "Die Bahn scheint kein Interesse am menschenwürdigen Reisen von Behinderten zu haben", ist Rothenberg enttäuscht.

Quelle: WR vom 16.01.09

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