Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Dortmund speziell Institutionen / Verbände in Dortmund Gezänk um schnelle Hilfe für Kinder

Gezänk um schnelle Hilfe für Kinder

Sage nur niemand, es gebe keine Hilfe in Dortmund. Sie wiegt sogar schwer: Mindestens ein halbes Kilo dürften die vielen Broschüren auf die Waage bringen, die sich Rosemarie Liedschulte vom Jugendamt in die Hand drücken ließ. Eine gute Absicht, sicher, aber leider völlig an der Zielgruppe vorbei informiert, findet die jugendpolitische Sprecherin der CDU.

Sie fordert bekanntlich die sofortige Umsetzung eines Frühwarnsystems für die ganze Stadt - bei Verdacht auf Vernachlässigung/Misshandlung von Kindern. Und eine gut zu merkende Telefonnummer, über die Betroffene rund um die Uhr Soforthilfe erhalten können. Die städtische 500, bei der sich abends und an Wochenenden die Feuerwehr meldet, hält Liedschulte nicht für ideal.

Gabriele Voigt-Weise, die Geschäftsführerin des Kinderschutz-Zentrums (Ärztliche Beratungsstelle gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern), bietet einen solchen 24-Stunden-Rufdienst immerhin seit 1988 an.

Wolfram Frebel, jugendpolitischer Sprecher der Grünen, pocht weiter auf die 500. Frebel arbeitet im zuständigen Kommissariat bei der Polizei, das sich schwerpunktmäßig mit Misshandlungs-Problematik beschäftigt. Er habe gute Erfahrungen mit dem städtischen Rufdienst gemacht. Die Arbeit des Kinderschutz-Zentrums aber muss offensichtlich bisher völlig an Frebel vorbeigelaufen sein.

Gabriele Voigt-Weise staunte über so viel Nichtwissen, gehört ihr unermüdliches Spendeneintreiben doch nicht gerade zu den am besten gehüteten Geheimnissen der Stadt. Dafür aber zu den peinlichsten - für eine Kommune, die als besonders kinderfreundlich gelten will.



Antrag auf 150 000 Euro

Während in allen anderen 20 Kinderschutz-Zentren der Republik die Kommunen 80 Prozent der Kosten übernehmen, darunter sogar das bettelarme Berlin, deckt Dortmund gemeinsam mit dem Land gerade einmal 15 Prozent ab. Die fehlenden gut 300 000 Euro muss Geschäftsführerin Gabriele Voigt-Weise Jahr für Jahr mühsam erbetteln. Ihre Geduld ist am Ende. In einem Antrag an den Rat fordert sie eine jährliche feste Unterstützung von 150 000 Euro. Mit ihr kämpft auch Monika Landgraf, Sprecherin der Stadteltern, für die Unterstützung aus öffentlichen Mitteln: "Fakt ist, dass das Jugendamt total überlastet ist und viele Fälle zum Kinderschutz-Zentrum schickt." Sie plädiert gegen den bestehenden Rufdienst der Stadt: "Wer ruft im Fall einer sozialen Notsituation bei Kindern die Feuerwehr an?" - bö

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 10.11.2006

Artikelaktionen