Lautstarker Streit um Gottes Lohn
Der Streit um Gottes Lohn währt schon Jahre, aber den Ewigkeitsanspruch auf eine schlechtere Bezahlung wollen die Beschäftigten der Ev. Kirche und der Diakonie doch nicht einlösen: Gestern demonstrierten rund 100 vor dem Haus der Landeskirchlichen Dienste für eine Übernahme des Tarifvertrages öffentlicher Dienst (TVÖD) auf ihre Belange.
"Das ist ein Zeichen, dass man nicht übersehen kann", so Verdi-Gewerkschaftssekretär Oliver Kolberg. Es geht eben immer ums Geld: Die Arbeitsrechtliche Kommission tagte, und deren Vorsitzender Martin Kleingünther bekam den Unwillen der Mitarbeiter zu spüren. "Der TVÖD", sagt Peter Weber vom Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (AGMAV), "muss unsere Leitwährung bleiben." Seit 2005 aber verweigere der Arbeitgeber die Übernahme - und auch die 3000 Mitarbeiter in der Region Dortmund vermissen mehr als nur Kollekte. Sozialarbeiter Heinz Vollmer schätzt, dass er 2000 bis 3000 Euro jährlich weniger verdient als Kollegen aus dem öffentlichen Dienst. "Wir sind seit Jahren abgehängt von Lohnerhöhungen", schimpft Günter Dalley.
Die Not der Kirche sei längst nicht so groß wie dargestellt, meint Weber: "Die Kirche hat Vermögen, nur sie reserviert es für die Theologen. Wir aber sagen: Die soziale Arbeit ist auch etwas wert." AGMAV-Vorsitzender Roland Brehm kritisierte, der Arbeitgeber suche nach immer mehr Öffnungsklauseln, kürze ohne Ende, ersetze Angestellte durch Leiharbeiter. Durchaus weltliches Treiben also.
Oberkirchenrat Kleingünther bemühte in seiner Stellungnahme einen statistischen Wert. Wer den Durchschnittsverdienst bei einer Arbeitszeit von 20 Jahren zugrunde lege, stelle fest, dass das, was die Kirche zahle, kein Sparmodel sei. Im Übrigen: "Die Frage der gerechten Entlohnung bewegt die Gesellschaft stets." Er verteidigte den Einsatz von Leiharbeitern. Man würde gerne darauf verzichten, "aber die Betriebe müssen schwarze Zahlen schreiben - wenn nicht, greift man zu anderen Mitteln."
Was Brehm nicht ausreichte. Die Masse der Mitarbeiter sei kein Großverdiener, außerdem setze die Kirche dadurch, dass sie in Krankenhäusern und Altenheimen die Löhne drücke, eine Spirale nach unten in Gang - die anderen müssten ja folgen.
3000 Unterschriften protestierender Mitarbeiter übergab er Kleingünther. Ein Zeichen. Allein es fehlt der Glaube, dass in dieser Auseinandersetzung Zeichen genügen. - Von Dirk Berger
Quelle: Westfälische Rundschau vom19.06.2007