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Lehrstellen: Wahre Lage wird verschleiert

Es war gestern die letzte Pressekonferenz, zu der Eberhard Weber als Vorsitzender des DGB Östliches Ruhrgebiet eingeladen hatte - und er war wie immer: entschlossener bis kämpferischer Ton, klare Ansagen und Kritik, in diesem Fall über die Lage auf dem Lehrstellenmarkt

Es gebe gute Gründe, unzufrieden zu sein, auch über die Arbeitgeber, so Weber. Es könne nicht sein, dass seit sechs Jahren auf jede angebotene Lehrstelle zwei Bewerber kämen, auch 2009 wieder. Es sei nicht hinnehmbar, dass die wahre Dramatik der Lage verschleiert bleibe. „Unzureichend und intransparent” sei die öffentliche Statistik, mit der die Lage auf dem Lehrstellenmarkt dargestellt werde. Jugendliche, die nach der Schule kapitulierten, erfasse niemand - bis sie Hartz IV beantragten.

Weber, der selbst einmal eine Lehre als Industriekaufmann in Bielefeld absolvierte: „Früher gab es ein Auf und Ab bei den Lehrstellen.” Jetzt habe sich das Ausbildungsplatz-Drama verstetigt. Angesichts dieser Entwicklung erinnerte Weber an ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1980: „Wenn der Staat (...) den Arbeitgebern die praxisbezogene Berufsausbildung der Jugendlichen überlässt, so muss er erwarten, dass die gesellschaft-liche Gruppe der Arbeitgeber diese Aufgabe nach Maßgabe ihre objektiven Möglichkeiten und damit so erfüllt, dass grund-sätzlich alle ausbildungswilligen Jugendlichen die Chance erhalten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Das gilt auch dann, wenn das freie Spiel der Kräfte zur Erfüllung der überkommenen Aufgaben nicht mehr ausreichen sollte.”

Zusammen mit DGB-Jugendbildungssekretär Fatih Ece forderte Weber, dass die 30 % der Betriebe, die ausbilden könnten, es aber nicht machen, hierzu motiviert werden - notfalls mit Ausbildungsplatzabgabe. Schon heute sei der Fachkräftemangel nach der Wirtschaftskrise absehbar. Nur ein Mehr an Ausbildung könne dem entgegenwirken. Er betreibe keine allgemeine Schelte der rund 30 % Arbeitgeber, die ausbildeten, so Weber. Aber deren Bemühungen reichten einfach nicht. IHK und Handwerkskammer könnten mit ihren Mitgliedsbetrieben Zielvereinbarungen treffen, damit mehr jungen Leuten eine Lebensperspektive gegeben werden könne.

Nur etwa jeder fünfte Azubi werde nach der Lehre weiterbeschäftigt. Einige IT-Arbeitgeber legten die Messlatte für Auszubildende sehr hoch auf. Das Dauer-Klagelied über schlechte schulische Qualifizierung entschuldige Arbeitgeber nicht für unzureichende eigene Ausbildungsbereitschaft.

Quelle: WAZ vom 21.10.09

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