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Ohne Busticket keine Lebensmittel

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Hörde. Meistens stehen sich Bedürftige in langen Schlangen die Füße platt, einige gehen am Ende dennoch leer aus. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Getreu diesem Motto verteilt die Dortmunder Tafel ihre Lebensmittelausweise an Bedürftige.

Erst kürzlich druckte die Hilfsorganisation 100 zusätzliche Ausweise für die Filiale Hörde. Aber nur zehn wurde sie los.

Von Jens Ostrowski "Diese Zahlen spiegeln die Realität nicht wieder", weiß Tafelmitarbeiterin Giesela Feierabend. "Es gibt weitaus mehr Bedürftige in Hörde, die noch keinen Ausweis von uns besitzen. Das wissen wir durch steigende Nachfrage in den vergangenen Monaten. Es hat sich offensichtlich nicht herum gesprochen, dass es neue Karten gibt." Deshalb will die Tafel nun einen weiteren Ausgabetermin veranschlagen (siehe Infokasten).

Bedürftige aus dem Bezirk Hörde, die bisher in den Filialen Heydnstraße oder Osterlandwehr eingekauft haben, weil es den Standort Hörde noch nicht gab, können ihre Ausweise in diesem Rahmen auch tauschen, um künftig wohnortnäher einkaufen zu können.

Längst nicht alle, die einen Ausweis besitzen, nehmen diesen auch in Anspruch. Lediglich zwei Drittel der Ausweisinhaber kaufen auch ein. "Viele kommen erst am Monatsende, wenn das Geld knapp wird. Andere kaufen in der ersten Zeit ein und werden anschließend überhaupt nicht mehr gesehen. Wir können nicht verfolgen, weshalb das so ist. Aber es sind sicherlich auch Menschen darunter, die sich schämen, in der Tafelschlange zu stehen", vermutet Giesela Feierabend.

Einige schämen sich beim Einkauf

Ein großes Problem seien die Fahrtkosten. "Viele Menschen müssen mit Bus und Bahn anfahren, um bei uns einkaufen zu können. Das sind hin und zurück mindestens vier Euro. Dazu kommen weitere zwei Euro, die der Einkauf bei uns kostet. Sechs Euro pro Einkauf - das ist viel Geld. Manche haben es einfach nicht", so Feierabend. Deshalb setze sich die Tafel auch vehement für ein Sozialticket ein, mit dem Bedürftige kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen dürfen. Bis dahin ist es aber ein langer Weg. Denn die Finanzierung ist längst nicht geklärt.

Das gilt auch für kostenlose oder günstigere Fahrkarten für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Tafel, die meist selbst bedürftig sind. "Wir haben eine Anfrage an die DSW21 gestellt, der wurde aber abgelehnt", sagt Feierabend. "Wir können nur helfen, wenn sich jemand findet, der das finanziert", erklärt Pressesprecher Wolfgang Herbrand gestern auf Nachfrage.

Die Tafel will das Problem beobachten: "Es geht nicht, dass jemand hungern muss, weil kein Geld für die Fahrkarte da ist", so Feierabend.


HINTERGRUND: Weniger als 345 Euro

  • Die Dortmunder Tafel gibt Lebensmittel an Bedürftige aus. Berechtigt sind Menschen, die von weniger als 345 Euro leben (ohne Miete).
  • Die Filiale Hörde, Wellinghofer Str. 17, gibt Montag, 10 bis 14 Uhr, Ausweise für die PLZ-Bereiche 44225, 44229, 44263, 44265, 44267 und 44269 aus.

  • Quelle: WAZ vom04.05.2007  

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