Schule baut "Mauern gegen Rechts"
Sie versuchen es immer wieder. Mittlerweile auf subtile, versteckte Art: Neo-Faschisten verteilen Flugzettel und Aufkleber an Dortmunder Schulen, die der Antifa-Aufmachung ähnelt. Jetzt auch an der Johann-Gutenberg-Realschule.
Aber auch hier stoßen sie auf Mauern - "Mauern gegen Rechts". In der Nacht zu letztem Donnerstag hatten unbekannte Anhänger der "Nationalen Sozialisten" Flugschnipsel und Aufkleber mit ihrer Internetadresse am Wellinghofer Schulzentrum verteilt. "Wir mussten zweimal hinsehen, um den Adressaten zu identifizieren", beschreibt der 17-jährige Leif. "Leute, die keine Ahnung haben, werden so auf deren (Web-) Seite gelockt." Und das wollen die Neunt- und Zehntklässler nicht hinnehmen.Nach den Osterferiensoll's losgehen
Erste Aktion war, die Aufkleber zu entfernen. Flugblätter wurden verfasst, gedruckt und verteilt, mit dem Aufruf: "Mauern bilden gegen Rechts!" Viele Ideen entwickelten sich in den beiden oberen Klassen, "aber die Zeit war zu kurz, alles umzusetzen", bedauert Leif. Ein Transparent ist geplant, dass "richtig offiziell" auch an andere Schulen verliehen werden kann, "um überall zu demonstrieren, dass die Rechten an Dortmunder Schulen keine Chance haben".
Auch die ohnehin auf das Thema sensibilisierte Geschichts-AG der 9. und 10. Klassen reagiert mit Tatendrang. "Wir müssen vor allem die jungen Schüler informieren, nachher fallen die drauf rein", warnt Jonathan. "Die (Neonazis) sprechen mit ihren Parolen alle an, die Wut im Bauch haben, die sich ohnehin ungerecht behandelt fühlen." Auch Leif sieht im Unwissen und Desinteresse der Kids an Geschichte und Politik die Hauptgefahr: "Wenn das Geschehen von damals vergessen wird, dann wird sich die Geschichte wiederholen", ist sich der Siebzehnjährige sicher. Merle sieht zudem in der Schule einen Schwachpunkt: "Das Thema Faschismus und Neonazis wird zu wenig angesprochen, es müsste fächerübergreifend laufen", fordert sie. "Und nicht so krampfhaft." Medienlehrerin Claudia Werner muss zugeben, dass das Thema in den Geschichtsbüchern "nur noch auf einer Doppelseite behandelt wird". Und als Themenschwerpunkt in der 9./10. Klasse einfach zu spät. Nach den Osterferien wird mit den Aktionen durchgestartet. "Nach den Ferien ist es ohnehin besser", erfasst Leif die Situation. "Sonst haben die meisten schon wieder vergessen, was war." Und genau gegen die Folgen des Vergessens bilden die Schüler der Johann-Gutenberg-Realschule "Mauern gegen Rechts".
Quelle: Westfälische Rundschau vom 14.03.08