Schützend vor der Kinderklinik
Den Beschäftigten der Kinderklinik reicht´s. Den Forderungen der Politiker nach Abstrichen beim Gehalt und Schließung defizitärer Bereiche erwidert Dr. Matthias Albrecht (Kinderklinik): "Sollen Herr Hengstenberg und Herr Prüsse in Düsseldorf und Berlin erstmal dafür sorgen, dass die Ungleichbehandlung aufhört!"
Die bedrohliche finanzielle Schieflage des Klinikum sei nicht hausgemacht, sondern sei Schuld der Politik, die die Leistungen nicht angemessen vergüte, erklärte Albrecht gestern vor den Türen der Kinderklinik bei einer Demo. 70 Beschäftigte hatten sich Verdi-Transparente übergezogen und eine Menschenkette vorm Eingang gebildet.
Das neue Abrechnungssystem gebe Geld nur für eine behandelte Krankheit. "Und was mache ich mit einem Verdachtsfall auf Meningitis, wenn sich nach ein paar Tagen herausstellt, es war nichts?" Dann bleibt die Klinik auf einem großen Teil ihrer Kosten sitzen.
Albrecht nochmal sehr deutlich: "Wenn wir Aufnahmen nicht mehr nach medizinischer Notwendigkeit entscheiden, sondern fragen, rechnet sich das, dann gnade uns Gott!"
"Das Gesundheitssystem bestraft das Klinikum doppelt", bestätigt auch Oliver Kolberg von Verdi. Zum einen könne sich das Krankenhaus nicht die Fälle herauspicken, die im Abrechnungssystem lukrativ abgegolten werde, sondern müsse als Maximalversorger alle Kranken aufnehmen. Zum anderen sei der sogenannte Landesbasisfallwert in NRW besonders niedrig. "Wenn wie in Berlin abgerechnet würde, führen wir hier mit einem Rolls Royce vor", erklärte der Chef der Kinder-Chirurgie.
Ist aber nicht. Deshalb standen die Beschäftigten gestern vor der Klinik. Die Forderung des SPD-Fraktions-Chefs Ernst Prüsse, defizitäre Bereiche am Klinikum zu schließen, will Albrecht nicht kommentieren.
Nur soviel: 10 000 stationäre Aufnahmen im Jahr, 40 000 ambulante Behandlungen. Und dies: 70 bis 80 Prozent in der Orthopädie stammen von auswärts. In der Chirurgie ist es jedes zweite Kind und in der Kinderheilkunde sind es immer noch 20 Prozent.
Mit anderen Worten: Die Kinderklinik ist nicht weg zu denken. Genauso wenig wie die Frauenklinik und der HNO-Bereich, die auch keine schwarzen Zahlen schreiben. Die Proteste sollen weitergehen.
Quelle: Westfälische Rundschau vom 25.10.07