SoVD zieht Politik zur Verantwortung
Viel Kritik und eine "moderne Hausbesetzung": Der SoVD nutzte seinen Neujahrsempfang im Dietrich-Keuning-Haus, um die anwesenden Politiker und Entscheidungsträger an ihre soziale Verantwortung zu erinnern.
Friedrich-Wilhelm Herkelmann verschob die Begrüßung der Ehrengäste hinter seine Rede. Der Vorsitzende des Dortmunder Kreisverbandes im Sozialverband Deutschlands (SoVD) nutzte den ersten Moment des Neujahrsempfangs, als seine Zuhörer ihm alle Aufmerksamkeit zukommen ließen, lieber für harsche Kritik. "Wir haben in den sozialen Einrichtungen eine starke Tendenz zur Unterbezahlung der Arbeit", so Herkelmann. "Die Lohnsituation spielt sich am untersten Teil der Lohnskala ab, häufig sind staatliche Leistungen notwendig." Die Reformen der letzten Jahre hätten einen gemeinsamen Nenner: "Die Umverteilung von unten nach oben."
Damit könne und wolle sich ein Sozialverband nicht gemein machen lassen. "Die Politik sieht dabei seit über zehn Jahren zu." Wen der Vorsitzende beim Wort nehmen wollte, war klar, auch wenn er die vielen Ehrengäste aus Politik und Öffentlichkeit nach seiner deutlichen Ansprache natürlich noch persönlich würdigte.
Herkelmann hatte die örtliche Politik im Visier - sie solle "das Kappen des Sozialstaats abwehren". Sie war auch der Einladung des SoVD gefolgt, zum Beispiel in Gestalt der Landtagsabgeordneten Gerda Kieninger (CDU), Sozialdezernent Siegfried Pogadl (SPD) und Eberhard Weber, dem Vorsitzenden des DGB Östliches Ruhrgebiet.
"Wir müssen gemeinsam verhindern, dass das Versorgungswesen zerschlagen wird, ohne dass damit auch nur ein Cent gespart wird", sprach Kieninger einen der Punkte an, die dem SoVD derzeit am eindeutigsten unter den Nägeln brennt: Die ungeklärte Situation im Versorgungsamt der Stadt. Das wurde in seiner bisherigen Form von der Bezirksregierung aufgelöst, ohne dass derzeit klar wäre, wer die Aufgaben übernimmt. "Wir wollten die Versorgungsverwaltung auch nicht umwälzen", betonte Pogadl für die Stadt. "Das Amt weiß selbst noch nicht, wie es weitergeht und macht erstmal weiter, wie gehabt. Wir sind dort derzeit moderne Hausbesetzer."
Quelle: Westfälische Rundschau vom 20.01.08