Steinwache leidet unter Sparzwängen
Die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache steht vor großen Veränderungen. Zwar loben Experten die wissenschaftliche Qualität - die Dortmunder NS-Gedenkstätte gilt als eine der besten im Land.
Doch die rund 30 Jahre alte Ausstellung entspricht nicht mehr den heutigen Sehgewohnheiten. Sie besteht fast ausschließlich aus Texttafeln und Bildern. Interaktive Elemente und neue Medien fehlen völlig. Die Sorge: Die stark frequentierte Ausstellung - mehr als 20 000 Besucher kommen jedes Jahr - könnte an Zuspruch verlieren. Bislang liegt sie in der Besuchergunst vor Ostwall-, Hoesch-, Brauerei- und Schulmuseum. Daher sollen bald Bildschirme mit deutsch- und englischsprachigen Texten, aber auch Videos Einzug halten. Allerdings harpert es an Geld und Personal: Nach dem Tod von Hans-Wilhelm Bohrisch blieb die Stelle unbesetzt. Die Neuausschreibung kippte der OB und legte die im Stadtarchiv angesiedelte Stelle mit der im OB-Büro verankerten Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie zusammen. Die Folge: Für beides steht jeweils nur noch eine halbe Stelle zur Verfügung.
Riesiges Interesse an der NS-Zeit
Diese unter einen Hut kriegen, muss der neue Mann - Dr. Stefan Mühlhofer. "Die Arbeit ist extrem arbeitsintensiv und unglaublich spannend", berichtet der Historiker. "Die Arbeit könnten auch gut zwei Leute machen. Und selbst dann hätte man genug zu tun." Mühlhofer ist kein Unbekannter: 2002 kam er als SPD-Geschäftsführer nach Dortmund, hat das Rahmenprogramm zur Wehrmachtsausstellung mitorganisiert und ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Gegen Vergessen - für Demokratie".
In der Steinwache geht es jetzt vordringlich darum, die Modernisierung voranzutreiben. Das Problem: "Wir müssen unsere Inhalte selbst erarbeiten und können nur die technische Umsetzung machen lassen", beschreibt Dr. Günther Högl, Leiter des Stadtarchivs, das Dilemma. Allerdings fehlt es an Personal und Geld. "Es gibt keine andere Gedenkstätte mit einer so geringen Ausstattung", bedauert Mühlhofer. Zur Verfügung stehen lediglich eine halbe Stelle und neben den Wach- und Schließdienst nur 12 000 Euro Jahresbudget.
Mühlhofer müsste die wissenschaftliche Weiterentwicklung gewährleisten, den Besucherdienst, das Jahresprogramm mit Vorträgen und Sonderschauen sowie Gedenkfeiern organisieren und Kooperationen zu anderen Instituten und Universitäten pflegen. Und das alles mit einer halben Stelle.
Dabei gewinne das Thema NS-Zeit zunehmend an Bedeutung. "Wir erleben Besucherzuwächse. Die Anfragen nähmen deutlich zu. "Das Interesse an der lokalen NS-Geschichte ist riesig, wie beispielsweise die zahlreichen Anfragen zu Stolpersteinen zeigen", berichtet der Historiker. "Ob die Verknüpfung mit der Koordinierungsstelle auf Dauer tragfähig ist, bleibt abzuwarten."
Quelle: WR vom 22.10.08
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