Stopp bei Landesmitteln: Für arme Kinder bleibt die Küche kalt
Mit einem neuen Flugblatt wirbt die evangelische Gemeinde weiter für das Projekt „Miteinander essen“, damit kein Kind an einer der Ganztagsschulen in Hörde auf ein Mittagessen verzichten muss.
1000 Euro von den Spenden leitete die Kirche auch an die Ganztagshauptschule in Hörde weiter, wo Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer am 20. März drei neue Fachräume und die Mensa eröffnet hat. Der Rede der stellvertretenden Schulleiterin Johanna Schlumbom ließ aufhorchen:
Längst nicht alle Kinder der Schule bekommen das Geld, um Tag für Tag in der Mittagspause zu essen.
Der Fachberater für Ganztagsschulen im Familienprojekt der Stadt Dortmund, Klaus Fesch, stellte klar, dass kein Kind in einer Schule hungern muss. Noch könne die Stadt Dortmund Geld aus dem Landeshaushalt abrufen. Die Kostenstelle „Kein Kind ohne Mahlzeit“ übernimmt in Härtefällen einen Euro pro Kind. Den gleichen Betrag überweist die Stadt an die Ganztagsküche einer Schule, die Eltern zahlen 50 Cent.
Das Problem des Familienprojekts: Das Antragsverfahren sei, so Klaus Fesch, ausgesprochen bürokratisch, zudem laufe das „Kein Kind ohne Mahlzeit“-Projekt aus. „Und wir wissen nicht, wie es weitergeht.“ Betroffen wären davon 17 Kinder der Hauptschule Hörde. Dr. Gerhard Langemeyer forderte die Eltern betroffener Kinder in dieser Woche auf, die Erhöhung der Hartz IV-Beiträge für Kinder gezielt für die Mittagsküche in den Schulen zu verwenden.
Kommune muss flexibel handeln können
Wo das nicht möglich sei, weil eine Familie zum Beispiel überschuldet ist, müsse die Kommune flexibel handeln können. Wie zu früheren Zeiten, als das Sozialamt die Mieten direkt an den Vermieter überwiesen hat. „1:1“ könne dieses Verfahren auch auf die Finanzierung des Mittagessens übertragen werden, so der Oberbürgermeister.
Die Arge würde, wo dringend nötig, das Geld nicht auf das Konto der Familie überweisen, sondern direkt an die Küche der Ganztagsbetreuung weiterleiten. Dortmund allein könne das aber nicht finanzieren.
Quelle: RN vom 27.02.09
Scharnhorster Schulleiterin: Projekt „Kein Kind ohne Mahlzeit“ muss weitergehen
Kein Kind ohne Mahlzeit lautet das Projekt der Landesregierung, das zunächst auf zwei Jahre befristet war. Es müsse unbedingt fortgesetzt werden, fordert Ursula Budde, Leiterin der Ganztagshauptschule Scharnhorst: Allein hier profitieren 35 Jungen und Mädchen von der Aktion. Damit liegt Scharnhorst an der Spitze.
Das gesunde Mittagessen mit Gemüse und Nachspeisen kostet die Eltern einen Euro. Das Land gibt im Bedarfsfall dieselbe Summe, und 50 Cent steuert die Stadt hinzu. „Wir wissen nicht genau, wie es weitergeht“, sagt Klaus Flesch, Fachberater für Ganztagsschulen im Familienprojekt der Stadt Dortmund. Er hält das Antragsverfahren für ausgesprochen bürokratisch.
Fast keine Selbstzahler
Ursula Budde: „Das Angebot wird von den Familien, die bedürftig sind, hier sehr gut angenommen. Tatsache ist aber auch, dass Selbstzahlern, also denen, die keine Zuschüsse bekommen, 2,50 Euro zu teuer sind. Hier geht die Zahl bei uns gen Null.
Überwiegend würden Jüngere in der Schule essen, bei den Älteren sei das „uncool“. Die Schulleiterin rechnet im kommenden Schuljahr eher mit mehr als weniger bedürftigen Kindern. „Wir haben 31 Anmeldungen, doppelt so viele wie im vergangenen Jahr und liegen deshalb außerhalb des Trends in Dortmund“, sagt sie stolz. Außerdem werde am 13. März das neue Ganztagsgebäude eingeweiht. „Das ist sicherlich eine Attraktivitätssteigerung“.
Die Scharnhorster Schulleiterin ist der Ansicht, dass Ganztagsschule nur dann funktionieren kann, wenn das Essensangebot auf alle Kinder ausgedehnt werde. „Natürlich nicht, ohne die Eltern aus der Pflicht zu lassen. Zu einem Preis, der das Essen würdigt“, sagt sie. Zunächst hofft sie aber, dass das Landesprojekt fortgesetzt wird.
Geld gezielt für Mittagsküche verwenden
Zu der Problematik hat sich auch Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer geäußert. Er forderte Eltern betroffener Kinder auf, die Erhöhung der Hartz-IV-Beiträge nach Möglichkeit gezielt für die Mittagsküche in den Schulen zu verwenden.
Quelle: RN vom 27.02.09