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Weniger Geld für Wohlfahrtsverbände - Qualitätsverlust droht

20 Prozent hätte Sozialdezernent Siegfried Pogadl gerne weniger an die Freie Dortmunder Wohlfahrtspflege überwiesen. Schließlich hockt die Stadt im Haushaltsloch. Doch der Empfänger der knapp fünf Millionen Euro schweren Finanzspritze ging auf die Barrikaden.

Er befürchtete die soziale Katastrophe und ein „Sparen bei denen, die sowieso schon nichts haben“. Also setzten sich Stadt und Wohlfahrt an einen Tisch. Und aus 20 Prozent wurden zehn. „Das war für uns eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera“, kommentiert jetzt Frank Ortmann, Vorsitzender der Wohlfahrtsverbände, und sieht die Arbeit von Caritas, Deutschem Roten Kreuz, Diakonischem Werk, dem Paritätischen und Jüdischer Kultusgemeinde gefährdet.

Grenze erreicht

„Wir sind am Limit und müssen uns noch mehr einschränken.“ Zumindest für das Rote Kreuz kann er nicht garantieren, dass die Zahl der hauptamtlich Beschäftigten 2010 gleich bleibt.

Ortmann: „Immerhin haben wir jetzt eine gewisse Planungssicherheit.“ Schließlich hätte man sich am runden Tisch auf zehn Prozent weniger pro Jahr bis 2013 geeinigt. „Letztlich mussten wir eine Einigung finden. Die Stadt hat ja das Geld nicht.“

Eine weitere, wenn auch kleinere Sorge der Wohlfahrtsverbände nach der finanziellen Bremse: Auch durch die Verkürzung der Zivildienstzeit bricht die soziale Arbeit in Teilen weg.

Verkürzung

Sollte der Sparkurs der Bundesregierung tatsächlich in Kraft treten, dürfte sich die Zahl der 531 Zivis in Dortmund (bei 730 Plätzen und 291 Stellen laut Bundesamt für Zivildienst) deutlich kleiner werden. Denn während die AWO Westliches Westfalen laut Sprecher Norbert Dyhringer bei sechs Monaten in jedem Fall komplett auf Zivildienstleistende verzichten wird, denken die anderen Verbände laut darüber nach.

„Kaum sind die Zivis da, sind sie schon wieder weg“, sagt Caritas-Geschäftsführer Georg Rupa. Mit Einweisung, Lehrgängen, Urlaub und Krankheit reduziere sich der Dienst am Menschen noch mehr. Rupa: „Damit ist ein verantwortungsvoller, auf Vertrauen basierender Dienst nicht zumutbar.“

Reiner Rautenberg vom Diakonischen Werk sieht‘s genauso: „Die Frage, ob sich der Einsatz für die zu betreuenden Menschen, die jungen Menschen und den Träger überhaupt lohnt, müssen wir uns stellen.“

Falsche Signale

Fred Weingardt für die Kreisgruppe Deutsches Rotes Kreuz: „Es trifft wieder die Falschen. Diejenigen, die es sowieso schon schwer haben.“ Die Wohlfahrt ist sich einig: Die soziale Arbeit verliert Qualität. Ein Weg aus der Krise: „Wir müssen auf das Freiwillige Soziale Jahr setzen.“ 

Quelle: RN vom 11.11.09

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