Weniger Spenden für die Tafel
Fast abgelaufene Lebensmittel, die sonst an die Tafel gespendet wurden, gehen immer häufiger regulär über die Ladentheke. Wirtschaftskrise und wachsende Armut haben die Nachfrage nach Billigware erhöht.
Diese Entwicklung nutzt ein Fleischfabrikant aus Osnabrück. Statt der Dortmunder Tafel Wurst und Fleisch zu überlassen, macht er die leicht verderbliche Ware zu Geld. Er verkauft sie an einen Zwischenhändler und dieser bietet sie auf Dortmunder Flohmärkten an. Armut lässt den Markt wachsen Das berichtet Egon Gennat, Tafel-Pressesprecher. Er sagt auch: "Pro Woche sind das ein bis zwei Tonnen, die uns fehlen." Volker Geißler vom Tafel-Aquise-Team will den Namen des Fleischherstellers nicht nennen. "Wenn wir das tun, ist die Tür für immer zugeschlagen. Dann werden wir nie mehr eine Lieferung erhalten. Darunter hätten unsere Kunden zu leiden" Und das will Geißler tunlichst vermeiden. Natürlich habe dieser Lieferant nie aus sozialen Motiven gespendet, sondern um Kosten für die Entsorgung seiner Produkte zu sparen. Für die es nun offenkundig einen Markt gibt.
Bislang konnte sich die Dortmunder Tafel das Fleisch direkt vor Ort abholen. Ein Anruf genügte und ein Kühlwagen startete aus Dortmund Richtung Norden. Nach Angaben Egon Gennats handelte es sich um Fleisch- und Wurstwaren, die noch drei Wochen haltbar waren. "Für jeden Hersteller gilt das als fast abgelaufen. Denn bevor diese Waren auf die Händler verteilt und einsortiert werden, vergeht viel Zeit. Da sind drei Wochen schnell rum."
3000 Dortmunder mit Tafelausweisen Fehlen werden diese Waren vor allem den Tafelkunden. Und das sind in Dortmund rund 3000 Inhaber von Tafelausweisen, die mit ihren Einkäufen rund 6000 Menschen versorgen. Rechnet man Institutionen wie Brückentreff, Heilsarme oder Kober noch dazu, denn sie alle beziehen ebenfalls verbilligte Lebensmittel, kommen nochmal 4000 Personen dazu. "Im Moment ist das so", bestätigt Volker Geisler.
Er bestätigt den Trend, den andere Tafeln in Nordrhein-Westfalen längst vermeldet haben. Viele Händler verkaufen fast abgelaufene Produkte lieber an Sondertischen, als sie zu spenden. "Wir merken das vor allem bei Obst und Gemüse", berichtet er. Die Händler selbst bestellten insgesamt weniger Volumen und riskierten es, lieber ausverkauft zu sein, als Obst und Gemüse auszusortieren und den Tafeln zu überlassen. "Die wirtschaftliche Lage kriegen auch die Händler zu spüren."
Quelle: WR vom 9.3.09