Zehn Jahre Babyklappe
Vier Kinder sind in Dortmund in den vergangenen neun Jahren in der Babyklappe gelandet. Den Anfang nahm dieses Hilfsangebot an überforderte Eltern jedoch in Hamburg - vor genau zehn Jahren.
Für verzweifelte Eltern, die mit der Verantwortung für ein junges Leben überfordert sind, ist sie der letzte legale Ausweg; für die Neugeborenen, die in der Babyklappe abgegeben werden, vielleicht die Chance auf ein normales Leben. Vor zehn Jahren, am 8. April 2000, wurde in Hamburg bundesweit die erste Babyklappe eingerichtet – Dortmund sollte wenig später folgen.
Krankenschwester Bettina Husmann vom Klinikum Dortmund erinnert sich noch genau an ihr letztes Findelkind. Es muss im Frühjahr des vergangenen Jahres gewesen sein. Die Pforte erhielt ein akustisches Signal, das ausgelöst wird, wenn die Babyklappe benutzt wird. Es folgte der Anruf auf der Station für Neugeborene, und Schwester Bettina machte sich auf den Weg. Als sie den Raum der Babyklappe betrat, hörte sie das Kind schreien. Da lag es nun, das kleine Häuflein Mensch, keine fünf Tage alt. „Im ersten Moment ist man traurig, dass das Kind nicht bei seinen leib-lichen Eltern aufwächst. Dann aber ist man dankbar, dass sie den Weg zur Babyklappe gewählt und sich nicht entschieden haben, ihr Kind auf andere Weise loszuwerden”, sagte Bettina Husmann. Die Krankenschwester gab dem Mädchen den Namen Hanna.
Hanna ist eines von vier Kindern, die in den letzten neun Jahren im Wärmebettchen der Dortmunder Babyklappe landeten.
Nach Ansicht von Dr. Hermann Kalhoff, Leitender Oberarzt der Kinderklinik, „ist sie ein wichtiger Baustein in einem Netz von Angeboten, um den Vätern und Müttern, die in Schwierigkeiten sind, zu helfen, um Schaden vom Kind abzuwenden”. Dazu gehörten Gespräche mit den Eltern, wenn die Mitarbeiter im Krankenhaus das Gefühl haben, dass diese mit der Geburt überfordert sein könnten. Hermann Kalhoff ist wie die Chefärzte des Klinikums vom Nutzen der Babyklappe überzeugt und stellt sich damit gegen die Empfehlung des Ethikrates, der Ende 2009 vorgeschlagen hatte, die Einrichtung zu schließen: „Die Babyklappe ermöglicht den Kindern ein gutes Aufwachsen, was ohne sie vielleicht nicht gewährt gewesen wäre.”
Hanna blieb drei bis vier Wochen auf der Station von Bettina Husmann. Danach ist sie wie alle im Klinikum anonym abgegebenen Kinder über das Jugendamt in eine Pflegefamilie vermittelt worden.
Quelle: WR vom 07.04.10