23 Selbstanzeigen als Zeichen der Solidarität
Der Konflikt um die Arbeitsbedingungen bei der Jugendhilfe treibt auf einen neuen Höhepunkt zu. Nachdem das Personalamt einen Mitarbeiter abgemahnt hatte, haben sich 23 der über 90 Kollegen selbst angezeigt.
Grund für die Abmahnung, so heißt es in einer Erklärung der Gewerkschaft Verdi, sei u.a. der Vorwurf, der Mann habe es versäumt, "eine elektronische Akte im Bereich der Sozialarbeit zu führen". Diesen Vorwurf, meinten die Unterzeichner, könne man auch ihnen machen. Die Folge waren 23 Selbstanzeigen - eher unübliche Akte der Solidarität.
Eklatant unterbesetzt fühlt sich die Jugendhilfe, die Fallzahlen je Mitarbeiter lägen überdurchschnittlich hoch. In einer Erklärung der Mitarbeiter hieß es ferner: "Für uns wird die praktische Bearbeitung von Kinderschutz und Krisenintervention immer Vorrang haben." Und nicht die Bearbeitung von Akten.
Nach Auffassung der Mitarbeiter sei die Abmahnung eher eine, die der Disziplinierung des Kollegen dienen soll. Denn dieser sei der "Motor der monatelangen Bemühungen gewesen, die Arbeitssituation der Beschäftigten in der Jugendhilfe zu verbessern".
Verdi-Sekretär Martin Steinmetz verweist auf die nach wie vor nicht gelösten Probleme mit der Arbeitsüberlastung. Die Gemeindeprüfanstalt (GPA) sei nach monatelangen Protesten der Mitarbeiter beauftragt worden, die Arbeitssituation zu bewerten. Das Ergebnis: Es fehlten über 20 Vollzeitstellen.
Das sei allerdings bereits einige Monate her. "Und bis zum Jahresende", nimmt er an, "ist noch nicht mal die Hälfte eingestellt." Manche Mitarbeiter meinten, "die Arbeitssituation sei sogar noch schlimmer als zu Beginn der Auseinandersetzungen".
"Ein mutiger Schritt", so der stellvertretende Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung, Jörg Markau, zu den Selbstanzeigen. Einer, der aber auch deutlich mache, dass in der Jugendhilfe Zusammenhalt herrsche. "Nicht ordnungsgemäße Führung von Akten?", fragt Personalvertreter Uli Piechotka. Er bezweifelt, dass dies ein ausreichender Grund für eine Abmahnung sei. Heute möchte die zuständige Dezernentin Waltraud Bonekamp zu den Entwicklungen in der Jugendhilfe Stellung nehmen.
Quelle: Westfälische Rundschau vom 29.11.07