Aktion 1 Jahr nach rechtem Überfall
Anlässlich des ein Jahr zurückliegenden Überfalls rechter Dortmund-Fans auf einen 40jährigen haben wir in der Nacht zum 17. Mai den Tatort markiert und sind gegen die Ultra-Kneipe, aus der die Täter kamen, vorgegangen. In der Nacht auf den 17. Mai 2009 wurde der 40jährige Timur B. in Dortmund von rechtsradikalen Dortmund-Fans überfallen und lebensgefährlich verletzt.
Die Täter waren zuvor aus der „LenzsTUbe“, einer Fankneipe der Dortmunder Fußball-Ultra-Gruppe „The Unity“ gekommen und an der angrenzenden Unterführung Hohe Straße Ecke Sonnenstraße ihrem Opfer begegnet. Von diesem fühlten sie sich offenbar durch sein nicht-deutsches Aussehen und ein T-Shirt mit dem antifaschistischen statement „Good Night – White Pride“ provoziert, attackierten ihn und verletzten ihn lebensgefährlich. Nach einem längeren Koma, aus dem er glücklicherweise wieder erwachen konnte, verbleibt dem Betroffenen für sein weiteres Leben eine schwere Behinderung.
In der Nacht auf den 17. Mai 2010 haben wir in der Unterführung einen Hinweis auf diese im Kontext einer rechten Alltagskultur in Dortmund und auch der Fußball-Fanszene einzuordnende Tat hinterlassen. Auf dem Boden sind die Umrisse eines Körpers nebst einer Blutlache deutlich sichtbar abgebildet. Eine Kopie einiger Pressemitteilungen zum Thema haben wir großflächig in der Unterführung plakatiert. Außerdem versahen wir den Tatort mit Schnipseln, auf denen vorne das antifaschistische Logo „Good Night – White Pride“ gedruckt ist und hinten ein Hinweis auf unsere Aktion.
Aber diese Tat ist nicht individualisiert auf die konkreten Täter, auf diesen konkreten Tatort reduziert einzuordnen. Die Täter kamen aus der Kneipe „LenzsTUbe“, von der bekannt ist, dass sich dort auch regelmäßig Mitglieder der einschlägig bekannten rechtsradikalen Fangruppierungen „Northside Dortmund“ und „Desperados Dortmund“ aufhalten. Wir wissen außerdem, dass eben genau dieser Personenkreis im Vorfeld dieses Überfalls im unmittelbaren Umfeld des Lokals gegen offensichtlich Andersdenkende gewalttätig auffällig geworden ist. Wir haben daher zusätzlich unsere Wut über diesen weiteren rechtsradikalen Überfall mit roten Farbbomben quer über die Front der Kneipe auszudrücken versucht. Wir wissen um die rechte Alltagskultur in der Dortmunder Fanszene, wir wissen um die offene Duldung rechtsradikaler Gruppen in der Fußballkultur. Deshalb war es notwendig und richtig, auch direkt gegen diese Gruppierung vorzugehen.
Wir wissen aber auch um das Engagement einiger, die sich der rechten Alltagskultur innerhalb der Fanszene entgegenstellen und Nazis, rassistische Sprüche und rechte Ultra-Gruppen nicht weiter tolerieren wollen. Wir solidarisieren uns ausdrücklich mit diesen Fans. Wir verstehen unseren Widerstand gegen Dortmunder Neonazis explizit im Kontext zu allen anderen Widerständen, die Menschen in dieser Stadt gegen die rechte Alltagskultur leisten. Habt weiterhin den Mut, diesen Tendenzen in Dortmund und seiner Fanszene zu widersprechen!
Politik bleibt beim gesellschaftlichen Großereignis Fußball eben de facto nicht außen vor! Wer so etwas behauptet, ist nicht nur naiv, sondern macht sich, wenn er/sie bei faschistischen Parolen/Gesängen und rassistisch motivierten Bedrohungen und Attacken dann auch nicht interveniert, zum/r Mittäter/in. Wir fordern eine selbstbewusste Fankultur, die darauf achtet, wer sich in ihren Reihen bewegt und in der Nazis und ihren Sympathisant/innen klipp und klar und konsequent die Spielräume genommen werden.
Wir bleiben sportlich.
Quelle: indymedia vom 17.05.2010