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Dortmund wehrt sich mit Musik gegen Nazi-Demo

„Wir wollen den Herrschaften nicht nur an diesem Tag deutlich signalisieren, dass sie hier absolut unerwünscht sind“. Und das soll laut Oberbürgermeister Ullrich Sierau u.a. mit dem Friedensfest am 4. September auf dem Wilhelmplatz in Dorstfeld geschehen, das unter dem Motto steht „Für Dortmund. Gegen Nazis“.

Das Friedensfest am Samstag in Dortmund-Dorstfeld steht am Samstag, 4. September, unter einem besonderen Stern. Man ließe sich „die Toleranz und Vielfalt, die eine der Stärken dieser Stadt darstellten, nicht durch fremdenfeindliche, rassistische und intolerante Beiträge kaputt machen“, meint Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Er werde alles dafür tun, die Situation zu deeskalieren und nicht weiter Öl ins Feuer gießen. Deshalb setze er sich für gewaltfreie Aktionen ein.

Generell habe sich das flächendeckende Konzept mit rund 40 Aktivitäten gegen die Nazis bewährt. Man habe den Wilhelmplatz in Dorstfeld, einen der Schwerpunkte der täglichen Nazi-Aktivitäten, bewusst als Ort für das Friedensfest gewählt, so Hartmut Anders-Hoepgen, Dortmunds Sonderbeauftragter für Vielfalt, Toleranz und Demokratie. „Wir wollen damit zeigen, dass sich nicht nur Dorstfeld sondern die ganze Stadt gegen die Nazis wehrt“. Das Fest (ab 18 Uhr), das OB Sierau um 19 Uhr offiziell eröffnen wird, soll nicht wortlastig sein, aber durchaus politischen Charakter haben. Hautpact des Abends wird Purple Schulz, eine der Ikonen der Neuen Deutschen Welle sein. Hit wie „Verliebte Jungs“ oder „Kleine Seen“ stammen von ihm.

Neben ihm werden Dorstfelder Vereine für die Unterhaltung der erwarteten 3000 bis 5000 Gäste sorgen. Musikalisch wird es einen Crossover geben, ein Programm für Jung und Alt. Denn außer Purple Schulz werden die „German Tenors“ mit dem Dortmunder Johannes Groß sowie die Newcomer-Band „Stranded“ bis gegegen 23 Uhr auf dem Wilhelmplatz auftreten.

Sorge um Steinwache

Man habe viel über das Thema Sicherheit nachgedacht. In enger Absprache mit der Polizei sei das Sicherheitskonzept erarbeitet worden. „Und wir werden unsere Hausordnung konsequent durchsetzen“, betont Hans-Werner Rixe von der Dortmund Agentur.

Wie Dr. Stefan Mühlhofer, Leiter der Steinwache, betonte, „wird die Steinwache am Samstag ganz normal geöffnet sein“, wie jeden Samstag auch am 4. September zwischen 10 und 17 Uhr. „Die Steinwache ist für Dortmund ein ganz besonderer Ort“, betonte OB Ullrich Sierau. Man werde dafür sorgen, dass die Mahn- und Gedenkstätte in keinsterweise durch den Naziaufmarsch tangiert wird. Er selbst werde auch vor Ort sein.

Dagegen zeigt sich die „Aktion 65 plus“ sehr besorgt wegen des Naziaufmarsches. Mitglieder der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten, des Internationalen Rombergparkkomitees „und viele junge Antifaschisten, Kinder und Enkel von einst in der Steinwache inhaftieren und gequälten Naziopfern, und die Aktion 65 plus werden um das Gebäude herum eine stabile Mahnwache postieren, um den Zugang zur Steinwache und zur Auslandsgesellschaft am 4. September zu sichern und Nazis abzuweisen wie auch polizeistaatliche Maßnahmen abzuwehren“, heißt es in einer Stellungnahme.

Der Förderverein Steinwache habe die Schaffung einer Bannmeile für die Steinwache verlangt.

Quelle: Der Westen vom 30.08.10

Ein Fest gegen Rechts

Die lautmalerische Botschaft auf den Plakaten ist eindeutig "So nich!" heißt es kurz und knapp an die Adresse der Neonazis, die am Samstag (4.9.) wieder durch Dortmund marschieren wollen.

Das demokratische Dortmund setzt einen ganzen Reigen von Veranstaltungen dagegen, der am Abend mit einem großen Friedensfest endet. Im vergangenen Jahr kamen aus gleichem Anlass 5000 Menschen u.a. zu einem Konzert mit Bob Geldof auf dem Friedensplatz zusammen.

Und auch an diesem Samstag steht statt langer Reden neben kurzen Talkrunden etwa mit Gästen vom BVB die Musik im Mittelpunkt. Purple Schulz, die German Tenors und die Band Stranded bieten ein abwechslungsreiches Programm von 80er-Jahre-Hits über Klassik bis Rock.

Das städtische Friedensfest

Dazu kommen örtliche Vereine aus Dorstfeld. Denn das städtische Friedensfest findet ganz bewusst an einem Ort statt, den sich die örtlichen Neonazis als Wohn- und Aktionsort gewählt haben.

Auf dem Wilhelmplatz im Herzen Dorstfelds will man gewissermaßen den Nazis auf die Pelle rücken. „Da wehrt sich auch Dorstfeld und nicht nur die Stadt“, betont Hartmut Anders-Hoepgen von der städtischen Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie.

Störversuche von Rechts

Und die Störversuche von Rechts gegen das Kleben von Plakaten für die Veranstaltung zeigen, dass man bei den Angesprochenen einen Nerv getroffen hat. „Wir werden deutlich machen, dass die, die sich die Stadt als Aufmarschplatz ausgesucht haben, hier ganz und gar unerwünscht sind“, erklärt Oberbürgermeister Ullrich Sierau.

„Denn Dortmund ist eine internationale Stadt der Vielfalt und der Toleranz.“ Zugleich erteilt Ullrich Sierau aber Aufrufen, er möge sich als OB an einer Blockade des rechten Aufmarsches beteiligen, eine Absage. „Wir sollten alles tun, nicht weiteres Öl ins Feuer zu gießen“, stellt Sierau klar.

Quelle: RN vom 30.08.10

Dortmunds „Nazi-Woche“ hat begonnen

Am Montag kamen etwa 50 Rechtsgesinnte zu einer angemeldeten Kundgebung an die Möllerbrücke, um für sich und ihre Demo am Samstag zu werben. Auch die Gegendemonstration lief friedlich.

Der große Demonstrationstag in Dortmund am 4. September rückt näher. Einen ersten Vorgeschmack gab es am frühen Montagabend an der Möllerbrücke in der westlichen Innenstadt, wo etwa 50 Rechtsgesinnte zu einer angemeldeten Kundgebung zusammenkamen. Gleichzeitig formierten sich auch Linke u.a. aus dem Antifa-Kreis sowie Passanten zum Protest. Ein Großaufgebot von Polizisten (laut Pressesprecher „ausreichend Kräfte“) war vor Ort und hielt die Gruppen auf Distanz. Die beste Nachricht: Alles lief friedlich ab.

Auch in Bochum hatten Rechtsradikale für Montag eine Kundgebung angemeldet, diese fand aber nicht statt. Somit konzentrierte sich die Nazi-Bewegung ab 18 Uhr auf den Dortmunder Sonnenplatz an der Möllerbrücke. Dort wollte sie im Rahmen der Mobilisierungskampagne Werbung für ihre Aktivitäten in Dortmund am Antikriegstag machen. Kurios: Ihre Flugblätter durften sie unter strenger Beobachtung der Polizei, die u.a. auch Kräfte aus Wuppertal und Bielefeld angefordert hatte sowie wegen des Bahngeländes (S-Bahn-Halt Möllerbrücke) von der Bundespolizei unterstützt wurde, nur auf dem Platz verteilen, der Bürgersteig war bereits Tabuzone.

Die Gegendemonstranten - Anwohner wie auch etwa 50 Antifaschisten - protestierten lautstark mit Parolen wie „Nazis raus“ und Trillerpfeifen. Und für die Reden der Rechten interessierte sich so gut wie niemand. So endete das Geschehen um 19.30 Uhr ohne besondere Vorkommnisse.

Quelle: Der Westen vom 30.08.10

Nordstadt macht mobil gegen Nazi-Demo

Ausgerechnet in Dortmunds nördlicher Innenstadt, in der zahlreiche Ausländer leben, soll am Samstag die Demo Rechtsradikaler stattfinden. Das Nordstadt-Forum empfindet dies als Provokation und ruft zur Gegen-Aktion auf.

Die Nazi-Demo am 4. September beschäftigt ganz Dortmund. Erst recht den Vorbereitungskreis Nordstadt-Forum bzw. das Quartiersmanagement Nordmarkt. Dass die rechtsradikale Demonstration in der Nordstadt stattfindet und von der Polizei genehmigt wurde, ist für das Bündnis „schwer nachvollziehbar. Noch unverständlicher ist, dass sie in unserem Stadtteil, in dem Menschen aus 132 unterschiedlichen Herkunftsländern friedlich zusammenleben, stattfindet.“ Dieser „ungeheuren“ Provokation will eine Vielzahl von Akteuren mit einem friedlichen bunten und lautstarken Protest entgegenwirken. Im Stadtteil (aber auch in der Gesamtstadt) soll Neonazis keinerlei Raum überlassen werden, heißt es in einem Aufruf „Nordstadt für Vielfalt und Respekt“ verschiedener Institutionen und Initiativen.

Wie bereits im letzten Jahr möchten u.a. der Bezirksbürgermeister, das Dietrich-Keuning-Haus (DKH), der Freundeskreis Hoeschpark, die KulturMeile Nordstadte sowie der Gesprächskreis und das Quartiersmanagement Nordmarkt gemeinsam mit der Bevölkerung am gleichen Tage deutlich machen, dass hier Ausländer gut miteinander klar kämen und ihren Unmut über die Provokation im am dichtesten besiedelten Stadtteil Dortmunds zum Ausdruck bringen.

Kundgebung am Nordmarkt und Einwände der Polizei

Zudem hat der Arbeitskreis „Dortmund gegen Rechtsextremismus“ als Zusammenschluss von Kirchen, Gewerkschaften und Parteien beschlossen, von 12 bis 14 Uhr eine Kundgebung am Nordmarkt zu veranstalten. Damit solle die Nordstadt breite Solidarität erfahren. Dieser Arbeitskreis hat dem Stadtteil angeboten, die unmittelbar am Nordmarkt aufgestellte Veranstaltungstechnik nutzen zu dürfen. Die Beteiligten werden zudem die Teilnehmer ihrer Veranstaltung einladen, sich der Veranstaltung nach der Kundgebung anzuschließen.

Nach einigen Abstimmungen in unterschiedlichen Kreisen ist die Kundgebung vom Vorsitzenden des Vereins Nordmarkt Plus, Christian Schmitt, angemeldet worden. In einem Kooperationsgespräch mit der Polizei wurde seitens der Behörde deutlich gemacht, dass die dafür zunächst vorgesehene Strecke, die vom Nordmarkt über die Münsterstraße am DKH entlang zum Blücherpark führen sollte, nicht genehmigt werden würde. Als Grund wurde die Sicherheitslage angeführt. Beschrieben wurde, dass am 4. September im gesamten Bereich westlich des Nordmarktes und der Nordstraße mit Aktivitäten von Extremisten gerechnet wird.

Kein Zugang ohne Adresse

Heißt: Man werde an diesem Tage kaum diesen Bereich begehen können, wenn man dort nicht eine eigene Adresse vorweisen kann. Auch die Durchführung lange geplanter Kulturveranstaltungen durch die Sicherheitslage sei gefährdet. Den Teilnehmern der Kooperationsgespräches sei nach eigener Aussage sehr drastisch vor Augen geführt worden, wie stark westliche Teile der Nordstadt am 4. September belastet sein würden.

Auf Anraten der Polizei wurde die Route einer friedlichen Versammlung nun auf den Bereich Schleswiger Straße, Brunnenstraße, Stollenstraße festgelegt. Um die Teilnehmer keiner Gefahr auszusetzen, habe das Forum Nordmarkt dies vorerst akzeptiert, sieht aber weiteren Gesprächsbedarf.

Claudia Roth soll kommen

Mit dem Aufruf zur Teilnahme möchten die Unterzeichner, unter ihnen der Bezirksbürgermeister Siegfried Böcker, zur Beteiligung ermutigen. „Wir reihen uns mit unserem Protest in eine Vielzahl stadtweiter Veranstaltungen ein. Insbesondere wirken wir mit dem Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus zusammen, der am Nordmarkt eine Kundgebung mit prominenten Redner/innen veranstaltet.“ So hat sich etwa die grüne Bundesparteivorsitzende Claudia Roth angekündigt.

Im Anschluss an die Kundgebung folgt ein buntes Kulturprogramm, das um 13.30 Uhr am Nordmarkt startet. Gegen 14.15 Uhr ist der Umzug über die Schleswiger Straße, Brunnenstraße, Stollenstraße, rund um den Nordmarkt geplant, ca. 15 Uhr folgt der Abschluss mit einem Kinderfest im Blücherpark. Die Teilnehmer werden gebeten, Transparente und Plakate sowie Instrumente wie Vuvuzelas oder Kochtöpfe mitzubringen, die die Vielfalt der Nordstadt deutlich machen und die sich gegen jede Tendenz der Ausgrenzung aussprechen. „Wandeln Sie Ärger in Kreativität um, wir wollen unbedingt friedlich bleiben!“

Quelle: Der Westen vom 30.08.10

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