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Entwicklung des Sozialtickets

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In den letzten Wochen sind neue Zahlen über die Inanspruchnahme der Sozialtickets in Dortmund bekannt geworden:

  1. Die Zahl der Sozialticket-InhaberInnen in Dortmund betrug zuletzt (Dezember 2008) knapp 23.000. Insgesamt wurden 2008 gut 195.000 von diesen ermäßigten Monatstickets verkauft (Jahresdurchschnitt 17.800 pro Monat).
  2. Die Zahl der Fahrgäste pro Jahr ist - zumindest zu 50 Prozent aufgrund des Sozialtickets - von 130,0 Mio. (2007) auf 138,9 Mio.in 2008 hochgeschnellt - ein neuer "Passagier-Rekord" (WR vom 14.3.). "Damit  fahren Dortmunds Busse und Bahnen dem allgemeinen Trend einmal mehr davon", schrieb die Rundschau weiter und nannte 'ne Reihe von Vergleichszahlen aus BRD und VRR. Dieser Befund allein beweist, was für ein enormer - aber unter normalen Umständen eben nicht zahlungskräftiger - Mobilitätsbedarf bei den Hartz IV-Haushalten besteht.
  3. Im gleichen Zuge verbuchten die Stadtwerke - sozialticketbedingt - einen weit überdurchschnittlichen Einnahmenzuwachs aus dem Vertrieb von Ticket1000-Abos. Statt vorher (2007) knapp 13.500 zählten die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) im vergangenen Jahr 35.700 feste Ticket1000-Kunden.
    Für die Zeitspanne Januar bis September 2008, also im wesentlichen noch vor Einführung der neuen VRR-Tarife und der Schnupper-Abo-Aktion im Herbst, wurde bei dieser Abonnentengruppe ein Einnahmenzuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 33 Prozent (!) registriert, bei einem durchschnittlichen Zuwachs (Gesamteinnahmen) von 5 Prozent. (Verwaltungsrat der VRR AöR: Drucksache Nr. Z/VII/2008/0237, S. 12f.)
  4. Dass die DSW-Fahrgastzahlen - und unter Berücksichtigung der städtischen Ausgleichszahlungen auch die entsprechenden Einnahmen - durch die Einführung des Sozialtickets überdurchschnittlich angestiegen sind, wird auch vom Verkehrsvorstand der DSW nicht bestritten (vgl. Verkehrsbilanz 2008, unter: http://www.dsw21.de/index_de.asp?gp=24).
    Gleichwohl beharrt der Vorstand weiter auf seinen Zahlen aus seinen beiden "repräsentativen Erhebungen": Rund 25 Prozent der ST-InhaberInnen hätten vorher auch schon ein Monatsticket abonniert gehabt. Im übrigen hätten die Befragten angegeben, "zuvor durchschnittlich 30 € pro Monat für Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Dortmund aufgewendet zu haben, sodass auch der überdurchschnittlich hohe Rückgang beim Barverkauf auf die Einführung des SozialTickets zurückzuführen ist." (ebenda)
  5. Im übrigen meint der Verkehrsvorstand, Politik und Kunden vor übertriebenen Erwartungen warnen zu müssen. Ich zitiere aus dem RN-Artikel vom 14.3.09 über die DSW-Pressekonferenz ("6,8 Prozent mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen"):
    > In Euphorie wollte Stadtwerke-Vorstandschef Guntram Pehlke daher trotz der guten Zahlen nicht verfallen. Denn das Defizit, das Busse und Bahnen einfahren, liegt zwar um etwa eine Million Euro niedriger als 2007, aber immer noch bei 61,1 Mio. Euro. Anlass für Pehlke, noch einmal vor neuen Wünschen und finanzielle Anforderungen an DSW zu warnen. Man habe keinen finanziellen Spielraum mehr. "Wir sind von Seiten des Eigentümers nicht weiter belastbar."
    Indirekt zielt Pehlke damit wohl auch auf Bestrebungen für eine Nachfolgerregelung zum Sozialticket ab, das Ende Januar 2010 ausläuft. Ursprünglich sollten mögliche Mehrkosten nach dem Wunsch der Politik von den Stadtwerken getragen werden. Jetzt stellt DSW der Kämmerin für 2008 4,9 Mio. Euro in Rechnung. Und für 2009 steht eine Forderung von rund 7 Mio. Euro in Aussicht.<

Mir kommen die Tränen. Immer wieder wird so getan, als müsse der Öffentliche Verkehr kostendeckend, oder wenigstens annähernd, betrieben werden...

Die Mehrfahrten und Mehreinnahmen, verursacht durch die Einführung des Sozialtickets, nehmen die DSW gerne hin - solange die Stadt (zu)zahlt. Dass sie dadurch einen erheblichen Zuwachs an festen KundInnen und bei den Fahrgastzahlen sogar einen neuen Rekord verbuchen konnten, ohne auch nur eine Bahn oder einen Bus zusätzlich bewegen zu müssen, davon kein Wort.

Das Jammern um die Einnahmeausfälle im Barverkauf und um den geringen Zuwachs an Festkunden um "nur" 16.000 (entspricht einem Plus von 14,5%!), was ja - bei Ausklammern der Sozialtickets - sogar einen Verlust bedeute, macht jedenfalls eines überdeutlich: Die Stadtwerke würden fast lieber weiter an den Hartz IV-Empfängern und anderen Armen in dieser Stadt verdienen. Auch wenn die dann weniger fahren könnten...

Heiko Holtgrave, Akoplan, 02.04.09
www.akoplan.de

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